Seelen
gedämpften Stimmen der anderen wahr, die Trudy willkommen hießen. Wir hatten ihnen den Rücken zugekehrt. Ich hätte gern gesehen, was vor sich ging, aber ich war auch froh, nicht abgelenkt zu werden. Ich versuchte mich auf die weinende Seele zu konzentrieren.
»Nur hier und bei den Bären. Ich bin fünf Lebensspannen dort gewesen. Aber hier gefällt es mir besser. Ich habe noch nicht mal ein viertel Leben hier verbracht!«
»Ich weiß. Glaub mir, ich kann dich verstehen. Gibt es vielleicht trotzdem irgendeinen Ort, wo du immer schon mal hinwolltest? Zu den Blumen vielleicht? Da ist es schön, ich bin schon da gewesen.«
»Ich will keine Pflanze sein«, murmelte sie an meiner Schulter.
»Die Spinnen …«, setzte ich an, brach dann aber ab. Die Spinnen waren nicht das Richtige für Sunny.
»Ich bin die Kälte leid. Und ich mag Farben.«
»Ich weiß«, seufzte ich. »Ich bin selbst noch kein Delfin gewesen, aber ich habe gehört, dass es da schön sein soll. Farbe, Mobilität, Familie …«
»Die sind alle so weit weg. Bis ich irgendwo ankomme, wäre Kyle schon … er wäre …« Sie hickste und fing dann wieder zu weinen an.
»Gibt es nicht noch mehr Möglichkeiten?«, fragte Kyle besorgt. »Sind da draußen nicht noch viel mehr Planeten?«
Ich konnte hören, wie Trudy mit der Heilerin sprach, aber ich blendete die Worte aus. Die Menschen sollten sich jetzt mal um sich selbst kümmern.
»Keine, die die interplanetaren Raumschiffe noch anfliegen«, erklärte ich ihm und schüttelte den Kopf. »Es gibt eine Menge Welten, aber nur ein paar, hauptsächlich neuere, sind noch zur Besiedlung geöffnet. Und es tut mir leid, Sunny, aber ich muss dich weit wegschicken. Die Sucher wollen meine Freunde hier finden und wenn sie können, werden sie dich hierher zurückbringen, damit du ihnen den Weg zeigst.«
»Ich kenne den Weg ja gar nicht«, schluchzte sie. Meine Schulter war von ihren Tränen durchnässt. »Er hat mir die Augen verbunden.«
Kyle sah mich an, als könne ich irgendein Wunder vollbringen und all das zu einem guten Ende führen. Wie die Medikamente, die ich besorgt hatte, irgendeine Art Magie. Aber ich wusste, dass ich keine Magie und keine Happy Ends mehr zu bieten hatte - zumindest nicht für die Seele in dieser Zweierverbindung.
Ich sah Kyle resigniert an. »Es kommen nur die Bären, die Blumen und die Delfine in Frage«, erklärte ich ihm. »Ich werde sie nicht auf den Feuerplaneten schicken.«
Die kleine Frau schauderte beim Klang dieses Namens.
»Keine Sorge, Sunny. Die Delfine werden dir gefallen. Da ist es schön. Natürlich ist es da schön.«
Sie schluchzte heftiger.
Ich seufzte und fuhr fort.
»Sunny, ich muss dich etwas über Jodi fragen.«
Kyle verkrampfte sich neben mir.
»Was ist mit ihr?«, murmelte Sunny.
»Ist sie … ist sie noch bei dir da drin? Kannst du sie hören?«
Sunny schniefte und sah dann zu mir auf. »Ich weiß nicht, was du meinst.«
»Spricht sie manchmal mit dir? Kannst du manchmal ihre Gedanken wahrnehmen?«
»Die meines … Körpers? Ihre Gedanken? Sie hat keine. Das bin jetzt ich.«
Ich nickte langsam.
»Ist das schlecht?«, flüsterte Kyle.
»Ich weiß nicht genug darüber, um das beurteilen zu können. Es ist allerdings wahrscheinlich nicht gut.«
Kyles Augen verengten sich.
»Wie lange bist du schon hier, Sunny?«
Sie runzelte die Stirn und dachte nach. »Wie lange ist es her, Kyle? Fünf Jahre? Sechs? Du warst verschwunden, bevor ich nach Hause kam.«
»Sechs«, sagte er.
»Und wie alt bist du?«, fragte ich sie.
»Ich bin siebenundzwanzig.«
Das überraschte mich - sie war so klein, sah so jung aus. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie sechs Jahre älter war als Melanie.
»Was spielt das für eine Rolle?«, fragte Kyle.
»Ich bin mir nicht sicher. Es scheint nur so, als hätte man umso bessere Chancen, sich wieder zu … regenerieren, je länger man ein Mensch war, bevor man eine Seele geworden ist. Je größer der Teil des Lebens ist, den sie als Menschen verbracht haben, je mehr Erinnerungen sie haben, je mehr Verbindungen, je mehr Jahre, während deren sie bei dem richtigen Namen genannt wurden … Ich weiß es nicht.«
»Sind einundzwanzig Jahre genug?«, fragte er verzweifelt.
»Wir werden es herausfinden.«
»Das ist nicht fair!«, heulte Sunny auf. »Warum kannst du hierbleiben? Warum kannst du bleiben und ich nicht?«
Ich musste schlucken. »Nein, das wäre wirklich nicht fair. Aber ich bleibe nicht, Sunny. Ich muss
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