Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
Vom Netzwerk:
müssen, wenn ich nicht mehr da war.
    »Bleib hier, Wanda. Bei uns. Bei mir . Ich will nicht, dass du gehst. Bitte. Ich kann mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Ich weiß nicht, wie … wie …« Seine Stimme versagte.
    Er war ein sehr guter Lügner. Und er musste sich sehr sicher sein, dass meine Entscheidung unumstößlich war, um all diese Dinge zu sagen.
    Ich lehnte mich noch einen Moment an ihn, aber ich konnte spüren, wie mich die Zeit von ihm wegzog. Die Zeit war um. Die Zeit war um.
    »Danke«, flüsterte ich und versuchte mich loszumachen.
    Seine Arme hielten mich fester. »Ich bin noch nicht fertig.«
    Unsere Gesichter waren nur Zentimeter voneinander entfernt. Er zog mich noch näher, und sogar hier und jetzt, kurz vor meinem letzten Atemzug auf diesem Planeten, konnte ich mich seinem Sog nicht entziehen. Benzin und offenes Feuer - wir explodierten erneut.
    Diesmal war es allerdings nicht dasselbe. Das konnte ich spüren. Diesmal war ich gemeint. Es war mein Name, den er stöhnte, als er diesen Körper umfasst hielt - und er dachte an ihn als an meinen Körper, dachte an mich. Ich konnte den Unterschied spüren. Einen Augenblick lang gab es nur uns beide, nur Wanderer und Jared, und wir brannten.
    Es hat nie einen besseren Lügner gegeben als Jared und seinen Körper in meinen letzten Minuten und dafür war ich ihm dankbar. Ich konnte es nicht mitnehmen, da ich nirgendwohin ging, aber es linderte den Abschiedsschmerz ein wenig. Ich konnte der Lüge glauben. Ich konnte ihm glauben, dass er mich so sehr vermissen würde, dass es vielleicht sogar seine Freude trüben könnte. Es war nicht richtig von mir, es mir zu wünschen, aber es fühlte sich trotzdem gut an, es zu glauben.
    Ich konnte die Zeit nicht länger ignorieren, die Sekunden, die tickten wie ein Countdown. Sogar in Flammen konnte ich fühlen, wie sie an mir zerrten, mich in den dunklen Gang sogen. Mich von all dieser Hitze und diesen Gefühlen wegzogen.
    Es gelang mir, meine Lippen von seinen zu lösen. Wir keuchten in der Dunkelheit, unser Atem fühlte sich warm an auf unseren Gesichtern.
    »Danke«, sagte ich wieder.
    »Warte …«
    »Ich kann nicht. Ich kann nicht … mehr kann ich nicht ertragen, okay?«
    »Okay«, flüsterte er.
    »Ich will nur noch eins. Lass es mich alleine tun. Bitte.«
    »Wenn … wenn du dir sicher bist, dass du das willst …« Er brach zögernd ab.
    »Ich brauche es, Jared.«
    »Dann bleibe ich hier«, flüsterte er.
    »Ich sage Doc, er soll dich holen, wenn es vorbei ist.«
    Er hielt mich immer noch im Arm.
    »Du weißt, dass Ian versuchen wird, mich umzubringen, weil ich das zugelassen habe? Vielleicht sollte ich ihn lassen. Und Jamie - er wird keinem von uns je verzeihen.«
    »Ich kann jetzt nicht an sie denken. Bitte. Lass mich gehen.«
    Langsam, mit spürbarem Widerstreben, das die kalte Leere in mir ein wenig wärmte, ließ Jared seine Arme sinken.
    »Ich liebe dich, Wanda.«
    Ich seufzte. »Danke, Jared. Du weißt, wie sehr ich dich liebe. Von ganzem Herzen.«
    Herz und Seele. Was in meinem Fall nicht dasselbe war. Ich war zu lange getrennt gewesen. Es war Zeit, wieder etwas Ganzes zu erschaffen, eine ganze Person. Selbst wenn mich das ausschloss.
    Die tickenden Sekunden zogen mich auf das Ende zu. Es war kalt jetzt, wo er mich nicht mehr hielt. Mit jedem Schritt, den ich mich von ihm entfernte, wurde es kälter.
    Dabei war immer noch Sommer. Und für mich würde hier immer Sommer sein.
    »Was macht ihr hier, wenn es regnet, Jared?«, flüsterte ich. »Wo schlafen die ganzen Leute?«
    Es dauerte eine Weile, bevor er antwortete, und ich hörte, dass er Tränen in der Stimme hatte. »Wir …«, er schluckte, »wir ziehen in die Sporthalle. Dort schlafen wir alle gemeinsam.«
    Ich nickte vor mich hin und fragte mich, was dort wohl für eine Stimmung herrschen würde. Anspannung, mit all den konfliktbeladenen Persönlichkeiten? Oder machte es Spaß? War es mal etwas anderes? Wie eine Pyjamaparty?
    »Warum?«, flüsterte er.
    »Ich wollte es mir nur … vorstellen können. Wie es sein wird.« Das Leben und die Liebe würden weitergehen. Auch wenn es ohne mich stattfinden würde, machte mich der Gedanke froh. »Leb wohl, Jared. Mel sagt, bis bald.«
    Lügnerin.
    »Warte … Wanda …«
    Ich rannte den Tunnel entlang, rannte vor der Möglichkeit davon, dass er mich mit seinen wunderbaren Lügen vielleicht doch noch davon überzeugen könnte, hierzubleiben. Hinter mir war

Weitere Kostenlose Bücher