Seelen
Geschichte meine ganze Aufmerksamkeit. Mir wurde klar, dass eine solche komplizierte Dreiecksbeziehung etwas Faszinierendes an sich hatte. Ich notierte mir einen Entwurf in ein Notizbuch und arbeitete ihn aus, sobald ich einen Computer zur Verfügung hatte. Seelen war ursprünglich nur als Nebenbeschäftigung gedacht - um zwischen den Überarbeitungsphasen von Bis(s), zum Abendrot etwas zu tun zu haben aber schließlich konnte ich das Projekt nicht beiseitelegen, bevor es fertig war.
Sind Sie Seelen, Ihren ersten Erwachsenenroman, beim Schreiben anders angegangen als Ihre Serie für Jugendliche?
Überhaupt nicht. Genau wie die Bis(s) -Bücher (und das ist wahrscheinlich die einzige Gemeinsamkeit zwischen Seelen und den Bis(s) -Büchern!) ist Seelen einfach eine Geschichte, deren Erzählen mir selbst großen Spaß gemacht hat. Mein persönliches Vergnügen hat immer großen Anteil daran, ob ich eine Geschichte zu Ende bringe. Während des Schreibens habe ich nie ein anderes Publikum im Kopf außer mir selbst; das kann bis zur Überarbeitungsphase warten.
Sie haben Seelen als Science-Fiction für Leute, die keine Science-Fiction mögen, bezeichnet. Können Sie das erklären?
Die Lektüre von Seelen fühlt sich nicht so an wie die Lektüre eines Science-Fiction-Romans; die Welt ist einem vertraut, der Körper, in dem man sich mit der Erzählerin bewegt, ist einem vertraut, die Gefühle auf den Gesichtern der Leute um einen herum sind einem vertraut. Der Roman spielt praktisch in unserer Welt mit einigen wenigen entscheidenden Unterschieden. Wenn Geschichten über Außerirdische nicht per definitionem zu Science-Fiction gezählt würden, würde ich den Roman nicht als solchen bezeichnen.
Es gibt viele innere Dialoge zwischen Wanderer; der Erzählerin und eingedrungenen »Seele«, und Melanie, in deren menschlichem Körper Wanderer jetzt lebt. Beide Figuren haben ihre eigene Stimme und ihre eigenen inneren Kämpfe auszutragen. War es schwierig, die beiden Figuren, die sich gezwungenermaßen einen Körper teilen, klar voneinander abzugrenzen?
Wanderer und Melanie waren für mich vom ersten Tag an sehr unterschiedliche Persönlichkeiten; sie zu trennen war nie ein Problem. Melanie ist das Opfer - sie ist diejenige, mit der wir uns als Menschen identifizieren sollten; gleichzeitig ist sie nicht unbedingt diejenige mit dem besseren Charakter. Sie kann wütend, gewalttätig und rücksichtslos sein. Wanderer ist die Angreiferin, die Diebin. Sie ist nicht wie wir, gehört noch nicht einmal zu unserer Spezies. Trotzdem würde zumindest ich mir wünschen, ihr ähnlicher zu sein. Sie ist auf vielerlei Art ein besserer Mensch als Melanie und doch eine schwächere Person. Die Unterschiede zwischen den beiden Hauptfiguren sind gerade das Interessante an der Geschichte. Wenn sie nicht so verschieden wären, hätte es keinen Grund gegeben, den Roman zu schreiben.
Hat eine der Figuren Sie beim Schreiben überrascht?
Ich werde beim Schreiben ständig von meinen Figuren überrascht - das ist das, was mir daran mit am besten gefällt. Wenn eine Figur sich weigert zu tun, was ich mit ihr vorhatte, weiß ich, dass diese Figur wirklich lebendig ist. In Seelen gab es mehrere Figuren, die mich überrumpelt haben. Vor allem eine sollte eigentlich nur eine kleine Rolle als Begleitfigur des Bösewichts bekommen. Irgendwie wusste derjenige jedoch, dass er mehr war als das, und ich konnte ihn nicht davon abhalten, sich einen zentralen Part in der Liebesgeschichte zu sichern.
Ihre Bis(s )-Bücher üben auch eine große altersübergreifende Anziehungskraft auf erwachsene Leser aus. Glauben Sie, dass Seelen auch Ihre jüngeren Leser anspricht?
Meine jugendlichen Leser haben sich sehr für Seelen interessiert. Ich bin mir sicher, dass sie auch weiterhin einen Großteil meiner Leserschaft ausmachen werden. Mir gefällt es, die Grenzen zwischen verschiedenen Genres und Kategorien zu verwischen - weil ein gutes Buch für meine Begriffe solche Grenzen sprengt. Ich hoffe, dass< Seelen das weiterführt, was auch die Bis(s) -Bücher tun, nämlich zu verdeutlichen, dass eine gute Geschichte nicht auf eine bestimmte Altersgruppe beschränkt ist.
Wie geht es Ihnen mit dem enormen Erfolg, den Sie mit den Bis(s)- Büchern hatten? Wie hat das Ihr Leben verändert?
Ich bin immer wieder erstaunt über den Erfolg meiner Bücher. Ich nehme das nicht als selbstverständlich hin und ich rechne bei dem, was ich mir für die Zukunft erwarte, nicht damit. Erfolg
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