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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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ie Ladenglocke läutete und kündigte einen weiteren Kunden des Tankstellen-Shops an. Ich fuhr schuldbewusst zusammen und duckte meinen Kopf hinter das Regal, an dem wir gerade standen.
    Hör auf, dich wie eine Verbrecherin aufzuführen , wies Melanie mich zurecht.
    Ich führe mich nicht nur so auf, erwiderte ich knapp.
    Meine Handflächen fühlten sich unter ihrer dünnen Schweißschicht kalt an, obwohl es in dem kleinen Ladenlokal ziemlich heiß war. Die großen Fenster ließen so viel Sonne herein, dass die laute, auf Hochtouren laufende Klimaanlage nicht dagegen ankam.
    Welchen soll ich nehmen?, wollte ich wissen.
    Den Größeren, antwortete sie.
    Ich griff nach dem größeren der beiden Rucksäcke im Angebot, einem aus Segeltuch, der so aussah, als würde deutlich mehr hineinpassen, als ich tragen konnte. Dann ging ich zu dem Regal mit den Wasserflaschen.
    Wir können zwölf Liter tragen, beschloss sie. Dann haben wir drei Tage Zeit, sie zu finden.
    Ich holte tief Luft und versuchte mich selbst davon zu überzeugen, dass ich es am Ende doch nicht tun würde. Ich wollte einfach nur noch mehr Angaben von ihr bekommen, das war alles. Wenn ich die ganze Geschichte zusammenhätte, würde ich jemanden finden - vielleicht einen anderen Sucher, einen, der nicht so widerwärtig war wie die, die man mir zugeteilt hatte -, dem ich die Informationen weitergeben konnte. Ich war nur gründlich, versicherte ich mir.
    Mein unbeholfener Versuch, mich selbst zu belügen, war so lächerlich, dass Melanie ihm nicht die geringste Aufmerksamkeit schenkte und sich überhaupt keine Sorgen machte. Die Sucherin hatte mich ja gewarnt - es musste wohl wirklich zu spät für mich sein. Vielleicht hätte ich doch fliegen sollen.
    Zu spät? Schön wär’s! , brummte Melanie. Ich kann dich nicht dazu bringen, irgendwas zu tun, das du nicht willst. Ich kann ja noch nicht mal meine Hand heben! , beklagte sie sich frustriert.
    Ich sah auf meine Hand hinab, die auf meiner Hüfte ruhte statt nach dem Wasser zu greifen, wie sie unbedingt wollte. Ich konnte ihre Ungeduld spüren, ihren fast verzweifelten Wunsch, endlich aufzubrechen. Wieder unterwegs zu sein, als wäre ich nur ein kurzes Zwischenspiel in ihrem Leben gewesen.
    Sie kommentierte das mit der gedanklichen Entsprechung eines Schnaubens und wandte sich dann wieder unserem Vorhaben zu. Komm schon, drängte sie mich. Wir müssen los. Es wird bald dunkel.
    Seufzend zog ich das größte der eingeschweißten Flaschenpakete vom Regal. Es landete beinahe auf dem Boden, bevor es mir gelang, es auf einem der unteren Regalbretter abzustützen. Meine Arme wurden halb aus den Schultergelenken gerissen.
    »Das ist nicht dein Ernst!«, rief ich laut.
    Sei still!
    »Wie bitte?«, fragte ein kleiner, gebückter Mann, der andere Kunde, vom Ende des Gangs.
    »Äh … nichts«, murmelte ich, wobei ich seinem Blick auswich. »Das hier ist schwerer, als ich erwartet hatte.«
    »Soll ich Ihnen helfen?«, bot er an.
    »Nein, nein«, antwortete ich hastig. »Ich nehme einfach ein Kleineres.«
    Er wandte sich wieder der Auswahl an Kartoffelchips zu.
    Nein, tust du nicht, sagte Melanie eindringlich. Ich habe schon schwerere Lasten getragen. Du hast uns total verweichlichen lassen, Wanderer, fügte sie anklagend hinzu.
    Entschuldigung, antwortete ich geistesabwesend. Die Tatsache, dass sie zum ersten Mal meinen Namen benutzt hatte, verwirrte mich.
    Geh zum Hochheben in die Knie.
    Ich mühte mich mit dem Flaschenpaket ab und fragte mich, wie weit ich es wohl würde tragen müssen. Immerhin schaffte ich es damit bis zur Kasse. Erleichtert schob ich das schwere Ding auf die Theke. Ich legte den Rucksack auf die Flaschen und nahm dann noch eine Schachtel Müsliriegel, eine Packung Donuts und eine Tüte Chips aus dem nächsten Regal.
    Wasser ist in der Wüste viel wichtiger als Essen und wir können nur so viel mitnehmen, wie …
    Ich habe Hunger, unterbrach ich sie. Und das hier wiegt nicht viel.
    Ist schließlich dein Rücken, sagte sie widerstrebend und befahl dann: Hol eine Landkarte.
    Ich legte die, die sie haben wollte - eine topographische Karte der Region -, zu den anderen Sachen auf die Theke. Sie war nichts weiter als ein Teil ihres Ablenkungsmanövers.
    Der Kassierer, ein weißhaariger Mann mit einem Lächeln auf den Lippen, scannte die Barcodes ein.
    »Kleine Treckingtour geplant?«, fragte er freundlich.
    »Der Berg ist wunderschön.«
    »Der Anfang des Wanderweges ist gleich da drüben …«, sagte er und

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