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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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hatte mich seinen Gast genannt … War das ein anderes Wort für Gefangene? War es möglich, dass es zwei Menschen gab, die weder meinen Tod noch mein durch Folter erzwungenes Geständnis wollten? Wenn ja, dann war das ein wahres Wunder.
    »Ich habe keine Antwort, Kyle. Das ist nicht meine Entscheidung.«
    Ich bezweifelte, dass Jeb irgendetwas hätte sagen können, das sie noch stärker verwirrt hätte. Alle vier - Kyle, Ian, der Mann, den ich nicht kannte, und sogar Jared - starrten ihn fassungslos an. Ich kauerte immer noch zu Ians Füßen und wünschte, ich könnte unbemerkt zurück in mein Loch gelangen.
    »Nicht deine Entscheidung?«, wiederholte Kyle schließlich, immer noch ungläubig. »Wessen Entscheidung dann? Wenn du vorhast, darüber abstimmen zu lassen, das ist bereits geschehen. Ian, Brandt und ich sind offiziell bevollmächtigt worden.«
    Jeb schüttelte den Kopf - eine knappe Bewegung, ohne den Mann vor ihm aus den Augen zu lassen. »Keine Abstimmung. Das hier ist immer noch mein Haus.«
    »Wer entscheidet es dann?«, brüllte Kyle.
    Schließlich zuckten Jebs Augen - hin zu einem anderen Gesicht und dann wieder zurück zu Kyle. »Es ist Jareds Entscheidung.«
    Alle, ich eingeschlossen, sahen jetzt Jared an.
    Jared war genauso überrascht wie alle anderen. Sein Mund stand leicht offen, dann biss er hörbar die Zähne zusammen. Er schoss einen hasserfüllten Blick in meine Richtung ab.
    »Jared?«, fragte Kyle und blickte wieder zu Jeb. »Das ergibt doch keinen Sinn!« Er hatte sich jetzt kaum noch unter Kontrolle und kochte vor Wut. »Er ist befangener als alle anderen! Warum ausgerechnet er? Wie soll er eine objektive Entscheidung treffen?«
    »Jeb, ich …«, stammelte Jared.
    »Du bist für sie verantwortlich, Jared«, sagte Jeb mit fester Stimme. »Ich helfe dir natürlich, wenn es noch mehr solcher Probleme geben sollte, und dabei, sie zu bewachen und all das. Aber wenn es darum geht, irgendwelche Entscheidungen zu treffen, ist das allein deine Sache.« Er hob eine Hand, als Kyle erneut protestieren wollte. »Sieh es mal so, Kyle. Wenn irgendjemand deine Jodi auf einer Beutetour aufgreifen und hierherbringen würde, würdest du dann wollen, dass ich oder Doc oder irgendeine Abstimmung darüber bestimmt, was wir mit ihr machen?«
    »Jodi ist tot«, fuhr Kyle ihn an und ballte die Fäuste noch fester. Er starrte mich mit fast demselben Ausdruck an wie Jared vorhin.
    »Wie auch immer, wenn ihr Körper hier auftauchen würde, wäre es trotzdem deine Entscheidung. Würdest du etwas anderes wollen?«
    »Die Mehrheit …«
    »Mein Haus, meine Regeln«, unterbrach ihn Jeb scharf. »Keine weiteren Diskussionen. Keine weiteren Abstimmungen. Keine Mordversuche. Ihr drei sagt das weiter und so wird es ab jetzt laufen. Neue Regel.«
    » Noch eine?«, murmelte Ian vor sich hin.
    Jeb beachtete ihn nicht. »Wenn so etwas noch mal passieren sollte - so unwahrscheinlich es auch ist - dann entscheidet derjenige, zu dem der Körper gehört.«
    Jeb tippte Kyle mit dem Lauf des Gewehrs an die Brust und deutete dann damit in Richtung des Gangs hinter ihm. »Verschwindet. Ich will euch hier in der Nähe nicht mehr sehen. Ihr könnt allen sagen, dass dieser Gang tabu ist. Niemand außer Jared hat Grund, hier zu sein, und wenn ich irgendjemanden dabei erwische, wie er hier herumschleicht, werde ich nicht erst lang Fragen stellen. Ist das klar? Los jetzt.« Er stieß Kyle wieder mit dem Gewehr an.
    Ich war erstaunt, dass die drei Mörder unverzüglich den Rückzug durch den Gang antraten und Jeb oder mir zum Abschied noch nicht einmal einen bösen Blick zuwarfen.
    Ich wollte gerne glauben, dass Jeb mit dem Gewehr in seiner Hand nur bluffte.
    Seit unserer ersten Begegnung hatte er immer freundlich gewirkt. Er hatte mich kein einziges Mal brutal angefasst; er hatte mich noch nicht einmal feindselig angesehen. Jetzt schien es sogar, als sei er einer von nur zwei Leuten hier, die mir nichts Böses wollten. Jared hatte sich zwar auf einen Kampf eingelassen, um mich zu beschützen, aber es war offensichtlich, dass ihm diese Entscheidung alles andere als leichtgefallen war. Ich spürte, dass er jederzeit seine Meinung ändern konnte. Seine Miene machte deutlich, dass ein Teil von ihm das alles gerne hinter sich gebracht hätte - besonders jetzt, wo Jeb ihm die Entscheidung aufgehalst hatte. Während ich zu diesem Schluss gelangte, starrte mich Jared voller Abscheu an.
    Obwohl ich gerne geglaubt hätte, dass Jeb nur bluffte, wurde

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