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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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getan hatte, ließ Jared mich wieder los, als würde meine Haut Säure absondern.
    »Geh wieder da rein«, brüllte er mich an. Er stieß mich ebenfalls an der Schulter weg, aber nicht so fest wie Kyle. Ich taumelte zwei Schritte rückwärts auf das Loch in der Wand zu.
    Das Loch war ein schwarzer Kreis in dem engen Gang, in dem wir standen. Vor meinem kleinen Gefängnis sah die Höhle genauso aus, nur dass der Gang länger und höher war, eher eine Röhre als eine Blase. Eine kleine Lampe - ich konnte nicht erkennen, woher sie ihre Energie bezog - warf vom Boden her ein schwaches Licht. Es zauberte seltsame Schatten auf die Gesichtszüge der Männer und verwandelte sie in verzerrte Monsterfratzen.
    Ich wandte mich von Jared ab und ging wieder auf die Männer zu.
    »Hier hast du, was du willst«, sagte ich zu Kyle. »Lass ihn in Ruhe.«
    Eine ganze Weile lang sagte niemand etwas.
    »Gerissenes Miststück«, murmelte Ian schließlich, die Augen vor Erstaunen und Angst weit aufgerissen.
    »Ich hab gesagt, du sollst wieder da reingehen«, zischte Jared mir von hinten zu.
    Ich drehte mich halb zu ihm um, ohne Kyle aus den Augen zu verlieren. »Du musst mich nicht auf deine Kosten beschützen.« Jared hob eine Hand, um mich erneut zu meiner Zelle zurückzustoßen.
    Ich wich ihm aus, wobei ich mich auf die Männer zubewegte, die mich umbringen wollten.
    Ian packte meine Arme und drehte sie mir auf den Rücken. Instinktiv versuchte ich mich loszumachen, aber er war stark. Er drehte meine Gelenke viel zu weit nach hinten. Ich keuchte.
    »Lass sie los!«, brüllte Jared.
    Kyle packte ihn, drehte ihn herum und hielt ihn in einem Ringergriff gefasst. Der andere Mann hielt einen von Jareds rudernden Armen fest.
    »Tut ihm nicht weh!«, kreischte ich. Ich zerrte an den Armen, die mich gefangen hielten.
    Jared rammte Kyle seinen freien Ellbogen in den Magen. Kyle schnappte nach Luft und lockerte seinen Griff. Jared drehte sich unter seinen Angreifern weg und stürzte sich dann auf sie, wobei seine Faust auf Kyles Nase landete. Dunkelrotes Blut spritzte auf die Wand und die kleine Lampe.
    »Mach es kalt, Ian!«, brüllte Kyle. Er senkte den Kopf und stürzte sich auf Jared, der gegen den anderen Mann prallte.
    »Nein!«, riefen Jared und ich gleichzeitig.
    Ian ließ meine Arme los, fasste mich um den Hals und drückte mir die Luft ab. Mit meinen kurzen, nutzlosen Fingernägeln versuchte ich mich an seinen Händen festzukrallen. Er drückte noch fester zu, bis ich den Boden unter den Füßen verlor.
    Es tat weh - der Würgegriff, die plötzliche Panik meiner Lungen. Es war eine Qual. Ich wand mich, allerdings eher, um dem Schmerz auszuweichen als den tödlichen Händen.
    Klick, klick.
    Ich hatte dieses Geräusch erst einmal gehört, aber ich erkannte es sofort. Alle anderen ebenfalls. Sie erstarrten; Ians Hände weiterhin fest um meinen Hals geschlossen.
    »Kyle, Ian, Brandt - zurück!«, bellte Jeb.
    Niemand rührte sich - nur meine Hände zerrten immer noch an Ians und meine Füße zuckten in der Luft.
    Jared duckte sich plötzlich unter Kyles reglosem Arm hindurch und sprang auf mich zu. Ich sah, wie seine Faust auf mein Gesicht zu schnellte, und schloss die Augen.
    Nur Zentimeter neben meinem Kopf war ein lautes Tschack zu hören. Ian heulte auf und ich fiel zu Boden. Keuchend sackte ich vor seinen Füßen zusammen. Jared bedachte mich mit einem wütenden Blick, dann stellte er sich neben Jeb.
    »Ihr seid hier nur Gäste, Jungs, vergesst das nicht«, knurrte Jeb. »Ich hab euch gesagt, dass ihr das Mädchen in Ruhe lassen sollt. Sie ist im Moment ebenfalls mein Gast und ich sehe es nicht gern, wenn meine Gäste sich untereinander umbringen.«
    »Jeb«, stöhnte Ian über mir. Seine Stimme klang gedämpft, da er sich die Hand vor den Mund hielt. »Jeb. Das ist doch Wahnsinn.«
    »Was hast du vor?«, wollte Kyle wissen. Sein Gesicht war blutverschmiert, ein furchtbarer, makabrer Anblick. Aber in seiner Stimme waren keine Anzeichen von Schmerz zu hören, nur unterdrückte, brodelnde Wut. »Wir haben ein Recht darauf, es zu erfahren. Wir müssen entscheiden, ob dieser Ort noch immer sicher ist oder ob es Zeit für uns wird, weiterzuziehen. Also … wie lange willst du dieses Wesen hier als dein Haustier halten? Und was willst du mit ihm machen, wenn du genug davon hast, Gott zu spielen? Du schuldest uns eine Antwort auf diese Fragen.«
    Kyles eigenartige Worte hallten in meinem hämmernden Kopf wider. Mich als Haustier halten? Jeb

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