Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Seelenasche

Titel: Seelenasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Zarev
Vom Netzwerk:
übertrieben.«
    Â»Ich finde, ganz und gar nicht. Nach ihrer Scheidung haben Sie sie materiell unterstützt, ihr zu einer Anstellung im Ministerium verholfen, und sich väterlich um sie und ihren Sohn Stanimir gekümmert. Ach ja, und vor den Klauen dieses widerlichen Ministers, wie hieß er noch gleich, dieses Sdravkov, haben Sie sie auch beschützt.«
    Christo spürte, wie er errötete. Er wurde das Gefühl nicht los, dass Toschev nicht ein Wort von dem glaubte, was er ihm da aufzählte, und ihn nur testen oder auf die Schippe nehmen wollte.
    Â»Da hat Mariana wirklich ein wenig übertrieben. Wir waren einfach nur gute Kollegen und Freunde.«
    Â»Gute Kollegen und Freunde«, wiederholte Toschev gefährlich langsam. »Wissen Sie eigentlich, warum ich mich so sträflich spät bei Ihnen gemeldet habe?«
    Â»Ich verstehe Sie nicht …«
    Â»Nun, warum ich mich bei Ihnen erst Jahre nach meiner Hochzeit mit Mariana gemeldet habe, wo ich es doch sofort hätte tun sollen?«
    Â»Sie werden es so für richtig gehalten haben.«
    Die Bedienung brachte die Vorspeisenteller und stellte die beiden Wodka vor den Herren ab, die sofort das Glas erhoben und anstießen. Christo merkte erst jetzt, wie ausgehungert er war, und griff nach einer Garnele; so hatte er auch gleich etwas, an dem er sich festhalten konnte. Er warf einen Blick auf den Leibwächter, aber der stand unbeweglich da wie die Präsidentenwache ein paar Meter Luftlinie weiter.
    Â»Nein, Herr Weltschev, ich habe ein paar Nachforschungen über Sie angestellt!«
    Â»Ãœber mein wahres Geschäftsvermögen?«
    Â»Nein, kalt, da liegen Sie komplett daneben!«
    Â»Oder ob ich was mit der Staatssicherheit zu tun habe?«
    Â»Oh, das geht mich nichts an. Jeder Staat, ganz gleich, ob totalitär oder demokratisch verfasst, sorgt sich um seine Sicherheit. Haben die Amerikaner etwa keinen Geheimdienst? Oder glauben Sie, das FBI sei weniger skrupellos als unsere Direktion 6? Weit gefehlt!«
    Â»Und was war es dann?«
    Â»Nein, ich brauchte die Zeit einfach …« Toschev unterbrach seinen Satz und fasste Christo so aufmerksam und reglos ins Auge, als wolle er einen Schmetterling oder ein Insekt aufspießen. »Ich brauchte die Zeit einfach, um herauszufinden, ob es zwischen Ihnen und Mariana … ob Sie ein intimes Verhältnis mit meiner Frau hatten!«
    Â»Wie bitte?« Christo verschluckte sich fast am Schwanzstück seiner Garnele.
    Â»Niemand hat Sie beide außerhalb des Ministeriums je zusammen gesehen. Sie sind nicht mit ihr ausgegangen, waren auch nicht bei ihr zu Hause. Meine Leute haben über zweihundert Personen verhört.«
    Â»O Gott!«
    Â»Nehmen Sie nicht leichtfertig den Namen Gottes in den Mund!«
    Toschev hob das Glas, lächelte, als wäre nichts geschehen, wartete auf Christos Glas. Sie stießen an, tranken. Dann wieder dieser Blick voll bleierner Schwerkraft, der aus seiner Umgebung alles herauszuziehen versuchte, was sich nicht freiwillig zeigen wollte. Dann fragte Toschev unvermittelt:
    Â»Womit beschäftigen Sie sich eigentlich?«
    Â»Ich habe Fremdsprachenkurse organisiert«, antwortete Christo verlegen, »mit den besten Universitätsdozenten und modernsten Computerlehrmitteln.«
    Â»Aber das sind doch Peanuts!«
    Â»Ich werde mich vermutlich mit einem ehemaligen Mitschüler auch an einem vielversprechenden Projekt zum Bau einer großen Kühlanlage bei Weliko Tarnowo beteiligen, für Gefrierkost.«
    Â»Kleinvieh!«, kommentierte Toschev ruhig und ausdruckslos. »Es wird Zeit, dass Sie sich mit etwas nennenswerteren Geschäften befassen.«
    Â»Und woran denken Sie da?«
    Â»Da fallen mir mehr Dinge ein, als mein Kopf fassen und meine Brieftasche finanzieren kann. Ich erschrecke manchmal selbst vor meiner geschäftlichen Phantasie und der Größe meiner Geschäftsideen.« Er hörte nicht auf, Christo mit seinen Augen zu fixieren. »Manchmal denke ich, ich wäre krank im Kopf. Ganz schön belastend, finden Sie nicht?«
    Â»Sicherlich«, erwiderte Christo übervorsichtig.
    Â»Zurzeit drängt sich mir beispielsweise eine Idee auf, die mir einfach keine Ruhe lässt. Mein sechster Sinn sagt mir: Junge, mach das! Da sind binnen eines Monats dreihundert Millionen drin, aber um die zu verdienen, fehlen mir dreißig Millionen Mark, Deutsche Mark.«
    Christo schnürte es

Weitere Kostenlose Bücher