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Seelenasche

Titel: Seelenasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Zarev
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Vertrag«, sagte er brüsk. »Ihre Verantwortlichkeiten wachsen exponentiell an, was sich selbstverständlich proportional in Ihren Bezügen niederschlagen wird. Lesen Sie sich diese Seiten aufmerksam und in aller Ruhe durch, damit Ihnen das sogenannte Kleingedruckte nicht entgeht. Während Sie sich mit den Vertragsklauseln befassen, erlaube ich mir, Ihnen Ihre Frau Gemahlin zu entführen und ihr meine Antikenkollektion zu zeigen.« Er wandte sich nun, so als erwarte er keine Einwände, direkt an Dida und bot ihr an: »Wenn es Ihnen lieber ist, darf es auch gern die Schmuckkollektion meiner Frau sein, und die Sammlung ihrer ausgefallenen Hüte und Halstücher …«
    Die beiden standen auf, Toschev bot Dida galant den Arm und führte sie in den dunklen Teil des riesigen Wohnzimmers. Der Hund erhob sich ebenfalls und trottete mitsamt seiner triefenden Lefzen hinter den beiden her.
36
    Der Arbeitsvertrag, in dem wirklich jedes Detail seiner Befugnisse genauestens umrissen war, übertraf Jordans kühnste Erwartungen. Er hatte nun noch zwei Seiten vor sich, Seiten, in denen vermutlich jenes »Kleingedruckte« stand, von dem Toschev gesprochen hatte, und ohne das ein derartiges juristisches Dokument unseriös erscheinen würde. Jordan steckte sich zur Feier der Lektüre eine gute Zigarette an und inhalierte tief und zufrieden. Da schien es ihm, als stiege ihm die Ausdünstung des Hundes in die Nase, doch durch die offene Tür kam nicht etwa Toschevs Töle, sondern seine Frau geflogen. Sie sah seltsam zerrupft und zerzaust aus. Ihr Haar glühte, ihr Gesicht war dafür umso blasser. Sie zitterte von Kopf bis Fuß, als hätte sie etwas Entsetzliches gesehen.
    Â»Schnell«, rief sie atemlos, »ganz schnell …«
    Â»Was ich hier lese, kannst du dir nicht vorstellen, Liebste.« Jordan konnte seinen Stolz und seine Zufriedenheit über so viele neue Vollmachten nicht verbergen. »Toschev überträgt mir alles, Alphavision liegt mir zu Füßen.«
    Â»Schnell, wir müssen hier verschwinden. Du hast ja keine Ahnung, was …«
    Â»Rat mal, wie viel ich von jetzt an verdienen werde?«
    Â»Verdienen? Du bist ja verrückt! Toschev nennt seine Frau Schlampe, billiges Flittchen …«
    Â»Und?«
    Â»â€¦ und Nutte.«
    Dida zog ihn so stark am Arm, dass er aufstehen musste, und hieb mit ihren kleinen Fäusten erbittert auf seine Brust ein, um ihn aus seiner Erfolgstrunkenheit zu reißen.
    Â»Ja, verstehst du denn nicht: Der Mann ist ein Psychopath!«
    Â»Aber beruhige dich doch …«
    Â»Ein Sadist, hörst du, ein abartiger Sadist!«
    Â»Liebes, ich hab nur noch zwei Seiten zu lesen, gedulde dich doch, bis ich die auch noch überflogen habe«, versuchte Jordan, seine Frau zur Besinnung zu bringen, und hielt ihre Handgelenke fest. Dida wand sich konvulsivisch, es sah aus, als ob sie sich gleich übergeben würde.
    Â»Bring mich hier weg, hörst du, sofort!«
    Â»Aber warum denn? Was ist denn passiert, zum Teufel nochmal? Lass mich doch wenigstens noch den Vertrag unterschreiben!«
    Jordan begriff nicht, was seine Frau so aus der Fassung gebracht haben konnte. Die Wirkung stand doch wohl in keinem Verhältnis zur Ursache. Er versuchte, sie zu umarmen, sie an die Brust zu drücken, das, was sie da so entsetzt hatte, von ihr und wenigstens teilweise auf sich zu nehmen. Er wollte auch endlich von ihr hören, was eigentlich geschehen war. Dida aber machte sich los, riss die Vorhänge zur Seite, öffnete die Terrassentür und flog hinaus in die Nacht. Jordan stürzte hinterher, wollte sie rufen, aber als er in die Nacht mit ihren schweren Nebelschwaden hinaussah, merkte er rasch, dass dies vollkommen vergeblich wäre.
    Er ging hinein, sog nervös an seiner Zigarette. Das Feuer im Kamin knackte anheimelnd, die Scheite waren schon zu Glutklumpen niedergebrannt. Er rauchte seinen Glimmstengel auf, wartete. Vor innerer Unruhe warf er einige Eichenholzscheite nach. Bläuliche Flämmchen leckten an ihnen hoch, schmiegten sich an die frische Nahrung, bis diese auf einmal Feuer fing und aufloderte. Der Widerschein des Feuers spielte auf seinen Kleidern, schien ihn an- oder auszulachen, ihn zu verspotten, der sich verheddert hatte in einem Fädengewirr aus Erfolgsaussichten und Sorge um seine Frau. Die ganze Zeit betrat niemand den Wohnsalon. Nicht einmal die Bulldogge mit ihren

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