Seelenasche

kurz.«
    Ene Tür wurde aufgestoßen und herein zottelte eine große Neapolitanische Bulldogge mit zerknautschtem Fell und triefenden Lefzen. Das Tier seufzte wie ein Mensch, bevor es sich schwer zu Füßen seines Herrchens auf den Boden fallen ließ. Seine Augen waren gerötet und hatten den melancholischen Ausdruck des verwöhnten, aber nicht genug ausgeführten Haustiers. Sein Herrchen beugte sich vor und strich dem Rassehund über den Kopf.
    Â»Ihr Cousin war ein außergewöhnlicher Mensch«, begann Toschev mit gleichmäßiger, ausdrucksloser Stimme. »In seinem leider viel zu früh geendeten Leben hat er außerordentlich viel geleistet, für sich und für unser Land. Er war, wenn ich so sagen darf, mein Freund, vielleicht mein einziger wirklicher Freund. Entsprechend groß ist sein Verlust für mich. Ich wollte Ihnen vorschlagen, dass wir einen Film über ihn und sein Leben drehen. Die Kosten sollen in diesem Fall keine Rolle spielen.«
    Â»Ich nehme Ihr Angebot dankbar an.«
    Â»Erzählen Sie nicht nur von seinem Aufstieg und seinen Erfolgen, zeigen Sie den Menschen den sensiblen und zurückhaltenden Mann Christo Weltschev. Ich hoffe, alle Sender werden den Film übernehmen – wenn nötig, helfe ich etwas nach.«
    Â»Und was ist mit Ihnen?«
    Jordan spürte den verwirrten Blick seiner Frau auf sich ruhen nach dieser Frage.
    Â»Was soll mit mir sein?«
    Â»Würden Sie in diesem Film mitwirken? Erinnerungen an Ihren Freund erzählen, etwas in der Art …«
    Â»Aber natürlich, Sie können auf mich zählen. Christo Weltschev war ja nicht nur mein Freund, er war auch ein uneigennütziger Gesinnungsgenosse! Er hatte begriffen, dass Geld Freiheit und Macht verleiht, aber auch, dass es Zukunft schafft, wenn man es arbeiten lässt.«
    Eine dräuende Stille trat ein. Eduard Toschev vergrub sich in seinen Gedanken, sein Blick drang durch den unbeleuchteten Teil der Bibliothek ins Nichts; das war, als wäre er völlig allein im Raum.
    Â»Haben Sie eine Vermutung, wer es getan hat?«
    Â»Wer – was getan?«
    Â»Ich frage mich, wer den Auftrag zu diesem Mord gegeben hat.«
    Â»Unsere Leute bei der Polizei tappen auch völlig im Dunkeln. Sie haben keinerlei Anhaltspunkte für ihre Ermittlungen.«
    Â»Eine wirklich unerklärliche Sache, ja. Meine Gemahlin kann übrigens bedauerlicherweise nicht an der Beisetzung teilnehmen. Sie ist in ihr Ferienhaus auf der Insel Thassos gefahren und will dort geraume Zeit bleiben.«
    Wieder dieses kalte, unwirtliche Schweigen, beklemmend wie die Stille in diesem riesigen Haus. Der Riesenköter zu Toschevs Füßen atmete beschleunigt, seine Lefzen waren voller Schaum; von ihnen tropfte es auf den Perserteppich.
    Â»Nun zum zweiten Grund, weshalb ich Sie und Ihre verehrte Gemahlin, Frau Weltscheva, hergebeten habe«, fuhr er dann zur Überraschung seiner Gäste fort. »Ich bin mir sicher, meine Idee hätte Christo Weltschevs Gefallen und seine Unterstützung gefunden.« Die Bulldogge hob ihren Riesenkopf, spitzte die Ohren, schnupperte, seufzte schwer und ließ ihr Haupt wieder auf die Füße Toschevs fallen.
    Â»Ich bin ein schwer beschäftigter, ein über Gebühr beschäftigter Mann. Darum habe ich beschlossen, die Verantwortung zur Leitung von Alphavision vollkommen Ihnen zu übertragen.« Er schaute Jordan kalt an, wie um die Wirkung seiner Worte zu prüfen. »Ich möchte ausdrücklich bemerken, dass Sie diesen Schritt zum einen Ihren erwiesenen Führungsqualitäten verdanken, zum anderen ist er aber auch dem Andenken Ihres Cousins geschuldet, vor dem ich mich verneige. Ich vertraue Ihrer langjährigen professionellen Erfahrung, und natürlich der phänomenalen Intuition, die Ihre Frau Gemahlin immer wieder an den Tag legt.«
    Obwohl er sicher im Lehnsessel saß, hatte Jordan das Gefühl zu taumeln. Er schaute fassungslos zu seiner Frau hinüber. Danielas Befriedigung, ihre triumphierende Freude waren so unverhüllt, dass sogar ihre Haarspitzen kleine Feuerwerkchen abschossen. Eduard Toschev schien es ebenfalls zu bemerken, denn er lächelte, wenn auch mit dem kalten, entfremdeten Lächeln dessen, der im schönsten Glück nicht aufhören kann zu berechnen, was es ihn kostet. Er beugte sich vor, nahm die Ledermappe und reichte sie mit entschiedener Geste Jordan.
    Â»Das ist unser