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Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Mickholz
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Hand brannte wie Feuer. Nein, dieses hier ist nicht das Haus Gottes ... Ich stehe mitten in ... einem modrigen Grab. Ein eisiger Hauch durchfuhr seinen Körper.
    Moos, überall Moos. Es bewegt sich!
    Was ist mit den Blumen passiert? Sie haben ja alle ihre Farbe verloren. Er sah genau hin. Kein Zweifel, sie waren jetzt braun. Sie sind verdorrt! Und überall sah er dieses Moos herumkriechen, wie ein Heer grüner Raupen.
    Die Vögel waren verstummt und es herrschte völlige Stille.
    Das gibt es doch nicht! Pierre kniff seine Augen zusammen. Sein Herz begann schneller zu klopfen, und das Brennen in seiner Handfläche hatte sich mittlerweile auf seinen Unterarm ausgedehnt. Ihm war schwindelig und vor seinen Augen tanzten feine Schleier. Im Schatten der Statue der Maria Magdalena hatte sich etwas verborgen, das erst jetzt hervorgekrochen kam. »Ja!« hauchte er. »Ich habe es in meinem Innersten gefühlt, als ich diese Klinke berührt habe: Dieses ist nicht mehr das Haus unseres Herrn. Gott hat diese Mauern verlassen!«
    Es war eine lateinische Inschrift, die sich wie eine Schlange langsam aus dem Schatten herausringelte, eingemeißelt zur ewigen Warnung:
    T ERRIBILIS E ST L OCUS I STE
    Dieser Ort ist schrecklich
    Jetzt spürte er auch den kalten Hauch, der aus jeder Fuge der Kirche nach außen drang. Das Moos war bereits an seiner Hand. Genau an der Stelle, mit der er die Klinke berührt hatte. Es wuchs. Er konnte genau sehen, wie es sich bewegte, und es begann langsam seinen Arm hochzukriechen.

3
    »Abbé du Lac?« Von weitem rief irgendeine Stimme nach ihm. »Abbé du Lac?« Er war mit seinen Gedanken weit, weit weg, spürte aber genau das höllische Brennen seiner Hand und seines Arms. Die Schritte kamen näher.
    »Ach, hier sind Sie, Abbé. Ich habe Sie schon überall gesucht!«
    Abbé du Lac? Dieser eiskalte Hauch rief ihn schon bei seinem Namen. War er gekommen, um ihn zu holen? Als es ihn unvermittelt von hinten an der Schulter berührte, durchfuhr es ihn wie ein mörderischer Blitz. Wie von Sinnen warf er sich herum. Bevor es mich mitnimmt – genau wie diesen armen Aushilfspfarrer – werde ich ihm direkt in seine widerliche Fratze sehen ...
    »Abbé, geht es Ihnen gut?« Die Stimme drang immer noch von weiter Ferne an sein Ohr.
    Er schnappte nach Luft und riß die Augen weit auf. Das Brennen an seinem Arm hatte unvermittelt nachgelassen. »Sie? Sie sind doch ...«, er hielt einen Moment inne, um erst einmal seine Gedanken zu ordnen.
    »Genau, die Verrückte mit ihrem schwarzen Hund«, sagte die Person und lachte.
    Jetzt erst erkannte Pierre sie wieder. Die farbverschmierte junge Frau von vorhin.
    »Was haben Sie denn mit Ihrer Hand gemacht?« fragte sie ernstlich besorgt. »Haben Sie sich verbrannt? Sie sind ja leichenblaß, so als hätten Sie ein Gespenst gesehen?«
    »Ja! ... Nein! ... Ich weiß es nicht!« stotterte Pierre. Allmählich kam er zurück in diese Welt. »Sie? Was machen Sie denn hier?«
    »Tante Pauline hat mich gebeten, Ihnen das Mittagessen herüberzubringen. Ich habe es in die Laube vom Pfarrgarten gestellt. Es ist Ihnen doch hoffentlich recht?«
    »Ja, natürlich«, sagte er freundlich, wieder mit der gewohnt festen Stimme. Dieses verdammte Brennen in seiner Hand war verschwunden, nur eine leichte Röte war zurückgeblieben.
    War er denn von einem Tag auf den anderen hysterisch geworden? Eine solch unbeschreibliche Angst – wie gerade – hatteer in seinem ganzen Leben noch nicht gefühlt. So, als wäre sein Ende gekommen ...
    »Tante Pauline?« fragte er, um die Konversation wieder in Gang zu bringen. Er stand ja da wie ein Idiot. Immer wieder sah er auf seine Hand.
    »Oh, sie ist nicht meine richtige Tante, aber ich darf sie so nennen.« Die junge Frau streckte ihm ihre Hand entgegen. »Marie Darmon.«
    »Hallo! Sehr angenehm. Pierre du Lac, Abbé und neuer Pfarrer Ihrer Gemeinde.« Jetzt arbeitete sein Gehirn wieder im gewohnten Takt.
    »Kommen Sie«, sagte Marie, »Ihr Essen wird kalt. Tante Pauline hat Ihnen eine besonders große Portion ihrer Kohlsuppe abgefüllt. Sie müssen doch Hunger haben?«
    Hatte er? Warum eigentlich nicht? Unauffällig betrachtete sich Pierre wieder die Innenfläche seiner rechten Hand. Es ist weg! Natürlich war es weg. Was sollte denn auch an seiner Hand sein? Er schüttelte den Kopf und seufzte.
    Zwischen dem Pfarrhaus und der Kirche führte ein schmaler Weg in den Garten. »Kommen Sie Herr Pfarrer, der Garten ist wunderschön um diese Jahreszeit.«
    Sie

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