Seelenfaenger - Deine Liebe raubt dir den Verstand
Stern.«
Mia runzelte die Stirn.
»Ich glaube nicht, dass ich mich so einfach von dir gefangen nehmen lasse. Immerhin habe ich mir bis jetzt noch nichts zuschulden kommen lassen, was dazu führen könnte, dass ich für alle Zeit in der Hölle schmore.«
»Komm, lass uns fahren«, sagte Aleksander und Mia kam es so vor, als wolle er vom Thema ablenken.
Mia schwang gerade ein Bein über den Sozius, als sich plötzlich am Ende des Parkplatzes eine Gestalt aus den morgendlichen Schatten löste.
Nathan Le Vrai!
Sie wollte schreien. Aleksander auf ihn aufmerksam machen, doch die Worte blieben ihr im Halse stecken. Egal, wie sehr sie sich bemühte, kein Laut drang heraus. Die Angst schnürte ihr die Kehle zu.
Aleksander nestelte gerade an seiner Lederjacke herum und versuchte den Reißverschluss, der sich offensichtlich verkantet hatte, wieder freizubekommen.
»Na endlich, scheiß Ding«, rief er und zog den Haken mit einem Rutsch nach oben.
Als er den Kopf hob, sah er sich seinem Bruder gegenüber.
»Jetzt wird abgerechnet, Aleksander. Nun wird es sich entscheiden. Du oder ich. Wer wird gewinnen. Und sie …«
Nathan glitt um das Motorrad herum und zog Mia vom Sitz.
»… sie ist die Trophäe. Der Preis, den es zu gewinnen gilt.«
Mit angstgeweiteten Augen stand Mia neben Nathan, der sie fest umschlungen hielt. Aleksander wollte soeben zum Angriff übergehen, als sie weißer Nebel einhüllte.
Er wand sich um die Drei herum, wie ein langer Schal, so als wolle er sie einwickeln.
Nathan presste Mia noch fester an sich. Sein Arm lag quer über ihrem Schlüsselbein und sie hatte Mühe, richtig Luft zu holen.
»Verpiss dich, du vermaledeiter Engel? Wieso erscheinst du ständig?«
Mia kniff die Augen zusammen.
Engel?
Was redete Nathan da für einen Schwachsinn? Es gab keine Engel.
Andererseits hatte sie bis gestern auch nicht an den Teufel geglaubt, geschweige denn, an seine Söhne.
Verblüfft sah sie, wie aus dem weißen Nebel dieses seltsame blaue Licht kam. Und sie sah es nicht zum ersten Mal. Bereits in den Bergen war sie Zeuge seiner Existenz gewesen.
Auch Aleksanders Aufmerksamkeit galt nun ganz dem Nebel und nicht mehr Mia.
Diesen Augenblick der Unachtsamkeit nutzte Nathan. Er riss Aleksander den Zündschlüssel aus der Hand, warf Mia quer über den Fahrersitz, sprang hinter sie und raste los.
»Wir sehen uns wieder in der Hölle. Deine Kleine wird dort auch warten, nur wird sie dich vielleicht nicht mehr erkennen«, höhnte Nathan im Vorbeifahren.
Aleksander reagierte zu langsam. Noch ehe er sich der Ducati in den Weg stellen konnte, war Nathan mit Mia vom Parkplatz.
Vor Zorn presste er die Zähne zusammen. Seine Kiefermuskulatur war aufs Äußerste gespannt. Ein leises Knacken kam aus den Tiefen der Gelenke.
»Wenn du dich schon einmischen musstest, warum hast du es dann nicht wenigstens richtig getan?«
Der leuchtende blau-weiße Nebel wand sich kurz, dann wurde das Licht in ihm immer heller. Ein blauer, gleißender Blitz durchzuckte ihn und vor Aleksander schwebte ein weiblicher Engel.
Er trug ein blendend weißes Kleid, für dessen Erhalt jeder Waschmittelhersteller, um es für Werbezwecke gebrauchen zu dürfen, wahrscheinlich Unsummen bezahlt hätte.
Das schwarze, lockige Haar fiel dem Engel bis zur Taille hinab. Und in dem Gesicht leuchteten helle, blaue Augen.
»Deinetwegen. Und zwar nur deinetwegen befindet sie sich in den Fängen meines Bruders. Toller Schutzengel bist du, scheinst deinen Job überaus ernst zu nehmen«, fauchte Aleksander sarkastisch.
Mit traurigen Augen schaute ihn der Engel an.
»Ich konnte nicht anders handeln.«
»Was soll das heißen? Du bist doch zu ihrem Schutz abkommandiert. Und was tust du? Tauchst auf, lenkst mich mit deinem bescheuerten Nebel ab und sorgst dafür, dass Nathan mit ihr verschwinden kann.«
Der Engel schwebte näher und beugte sich zu Aleksander vor.
»Verzieh dich, gefiederte Vogelscheuche«, stieß Aleksander hervor und machte die gleiche Handbewegung, mit der man Fliegen davon scheuchte.
»Aleksander, höre mir zu. Ich muss dir etwas sagen«, sagte das engelsgleiche Wesen flehend.
»Dann rede! Aber tu es schnell, ich habe heute noch etwas anderes vor, als mit mutierten Vögeln zu sprechen.«
Der Engel ging auf Aleksanders Provokation nicht ein.
»Ich bin Sandrine. Du und dein Bruder Nathan ihr seid meine Söhne. Ich gebar euch vor neunzehn Jahren dem Teufel, als Teil eines
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