Seelenfaenger - Deine Liebe raubt dir den Verstand
entschlossen, sich auf Nathan einzulassen und ihm ihre Liebe zu gestehen, dann wärst du machtlos gewesen.«
Sandrine senkte das Kinn.
»Das stimmt. Ich kann meinen Schützling nicht von seinen Entscheidungen abbringen, geschweige denn, ihn vor den daraus resultierenden Folgen bewahren. Das ist auch der Grund, warum den anderen Mädchen nicht geholfen werden konnte. Es war ihre eigene Entscheidung, euch beiden ihre Liebe zu gestehen.«
»Oder deren Schutzengel haben schlichtweg versagt«, meinte Aleksander grimmig.
»Auch wenn nicht alle Schutzengel ihren Job ernst nehmen und es ständig welche gibt, die versagen, in diesem Fall war das nicht so. Die Mädchen haben sich euch alle freiwillig hingegeben.«
»Aber Mia hast du vorhin nicht vor Unheil bewahrt, Mutter.«
Sandrine schaute Aleksander an, mit einem Blick, den er nicht deuten konnte.
»Ja, ich habe ihr nicht geholfen.«
»Was willst du damit sagen?«
Sandrine schlug die Hände vors Gesicht.
»Ach Aleksander, was hätte ich tun sollen. Ich stand vor der Entscheidung, entweder das Mädchen oder ihr. Ich wollte sie schützen, doch andererseits wollte ich auch euch nicht wieder im Stich lassen.«
Sie packte Aleksander an den Schultern und rüttelte ihn sanft.
»Verstehst du, euch wurde eine Prüfung auferlegt, um euch den rechtmäßigen Platz an der Seite eures Vaters zu sichern.«
»Dass jedoch derjenige, der die Prüfung nicht besteht, auf ewig ein Sklavendasein in der Hölle führt, das scheint dir wohl entgangen zu sein?«, fragte Aleksander frustriert.
»Nein, ist es nicht. Doch euch bleibt keine andere Wahl. Und mir auch nicht. Ich wünsche mir wenigstens einen von euch glücklich zu sehen.«
»Keine Wahl. Keine Wahl«, schrie Aleksander zornig.
»Damit lässt sich alles schön entschuldigen. Aber ich habe eine Wahl. Und ich werde jetzt gehen und tun, was ich für richtig empfinde.«
Aleksanders Mutter hielt ihn zurück.
»Was hast du vor, mein Kind?«
»Was schon. Ich pfeif auf die Herrschaft im Limbus. Und auf Nathan und meinen Vater auch. Das Einzige was ich will, ist Mia zu retten.«
Ein Lächeln huschte über Sandrines engelhaftes Gesicht.
»Du liebst sie wirklich, habe ich recht?«
»Ja«, brummte Aleksander. »Auch wenn ich das niemals dürfte und es nicht auf Gegenseitigkeit beruht.«
Sandrines Lächeln wurde zärtlich.
»Oh doch, das tut es.«
Überrascht kniff Aleksander die Augen zusammen.
»Davon habe ich noch nichts gemerkt. Dieses warme Gefühl in meinem Inneren spürte ich zum ersten Mal hier, bei dir.«
Der Engel fuhr ihm mütterlich durchs Haar.
»Sie liebt dich, seit sie dich an ihrem ersten Schultag sah. Doch sie ist nicht gewillt, ihre Gefühle zuzulassen. Es ist wahrlich beeindruckend, wie erfolgreich es dieses Mädchen schafft, Empfindungen zu unterdrücken.«
Ein glückliches Lächeln machte sich auf Aleksanders Gesicht breit, das seine Augen zum Strahlen brachte.
»Wenn dem wirklich so ist, dann bin ich mir jetzt meiner Entscheidung noch sicherer als zuvor«, rief er und fiel seiner Mutter ungestüm um den Hals.
»Du willst tatsächlich ein Leben als Sklave der Unterwelt dem des Herrschers über den Limbus vorziehen? Du weißt, dich erwarten Höllenqualen, vor allem wenn du Nathan dieses Mädchen entziehst, das er sich so sehr in den Kopf gesetzt hat.«
Seine Mutter legte ihm die Hände auf die Schultern und zog ihn ein Stück von sich, sodass sie ihm in die Augen blicken konnte.
»Bist du dir sicher, mein Kind?«
Die Antwort kam, ohne zu zögern.
»Nathan will Mia nur, weil ich sie liebe. Er will mir damit wehtun und mir schaden. Ich bin schuld, dass sie sich jetzt dort befindet, wo sie niemals hätte sein sollen. Und wenn ich durch mein Opfer Mia vor einem seelenlosen Leben und der anschließenden Verdammnis retten kann, dann bin ich mir sicher.«
Sandrines Gesicht wurde weich und zärtlich.
»Du bist wahrlich nicht wie dein Vater, Aleksander. Und darüber bin ich sehr, sehr froh.«
»Die ganzen letzten Jahre in der Hölle und auch während meiner Zeit hier auf Erden hatte ich das Gefühl, dass mir etwas fehlt. Dass etwas an mir nicht richtig ist.«
Aleksander senkte die Stimme.
»Nun weiß ich, was es ist. Ich sehnte mich nach Zuwendung, nach Zärtlichkeit, nach dem Gefühl, lieben zu dürfen und es selbst wert zu sein, geliebt zu werden.«
Sandrine ging auf ihren Sohn zu und nahm ihn erneut in die Arme. Kleine silberne Tränen kullerten aus ihren
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