Seelenfaenger - Deine Liebe raubt dir den Verstand
hast?«
Aleksander konnte nicht verhindern, dass seine Stimme vor Sarkasmus strotzte.
»Nein Aleksander. Ich habe mich selbst getötet. Ich konnte auf Dauer nicht mit der Schuld leben, meine beiden Söhne für ein angenehmes Leben verkauft zu haben. Noch dazu an die schlimmste Kreatur, die existiert. Tag für Tag, Nacht für Nacht hatte ich deinen Bruder und dich vor Augen. Ich erinnerte mich an den Moment eurer Geburt, als ich euch zum ersten Mal in den Armen hielt.
Ihr ward so klein, so vertrauensselig, so unschuldig und so zerbrechlich. Mir zerriss es fast das Herz, als der Teufel euch aus meinen Armen riss.«
Sie sah Aleksander so zärtlich an, dass ihn ein nie gekanntes Gefühl der Wärme durchflutete.
»Was ist das?«, wunderte er sich und sah an sich herunter.
Seine Mutter betrachtete ihn und verstand, was er meinte.
»Das, mein Sohn ist Liebe. Die wahre, aufrichtige Liebe, die dir von einem anderen zuteilwird, ohne dass dafür etwas zurückgefordert wird.«
»Oh Mutter«, rief Aleksander.
Mit Tränen in den Augen warf er sich in ihre weit ausgestreckten Arme.
»Mein Kind«, murmelte sie. »Mein geliebter Sohn. Endlich habe ich dich wieder.«
Unterschiedliche Vorhaben
W ährenddessen fuhr Nathan mit Mia durch Schwarzendorf und hielt direkt vor ihrer Haustür.
»Wir sind da«, verkündete er und zerrte sie grob vom Sitz.
Mia verstand gar nichts mehr.
»Wieso entführst du mich erst und setzt mich dann zuhause ab?«
Ein kleiner Funken Hoffnung regte sich in Mia. Vielleicht hatte er ihr einfach nur Angst machen wollen.
Doch kaum war der Gedanke gedacht, erlosch der Funken Hoffnung so schnell, als hätte jemand einen Kübel Wasser darüber gegossen.
»Fang ja nicht an, falsche Zuversicht zu hegen, kleine Mia. Wir befinden uns genau vor meinem Zuhause. Dort, wo ich hinwollte.«
»Aaaaber, das ist mein Zuhause.«
»Falsch gedacht. Dieses Haus ist nur die Tarnung zum Eingang meiner Wohnstätte.«
Mia wurde leichenblass.
»Ddddder Eingang zur Hölle?«
Nathan grinste triumphierend.
»Was du doch für eine überaus schnelle Auffassungsgabe besitzt, kleine Mia.«
»Und jetzt komm!«
Ungeduldig stieß er sie vorwärts.
Ein Blick zu den Fenstern im oberen Stock verriet Mia, dass ihre Eltern noch schliefen. Alle Rollläden waren geschlossen.
Ihre Augen wanderten unstet durch den Garten. Sie suchte nach einer Idee, einem Plan, einer Möglichkeit, diesem Monster zu entkommen.
Doch ihr fiel nichts Besseres ein, als einfach laut um Hilfe zu schreien. Und genau das tat sie dann auch.
Doch Nathan war mit einem Satz bei ihr und presste ihr, kaum war der erste Buchstabe über ihre Lippen geschlüpft, die Hand auf den Mund.
Dann ballte er die Hand zur Faust und versetzte ihr einen gezielten Hieb auf die linke Schläfe.
Dunkelheit stürzte über Mia herein, verhüllte sie wie ein Schleier und nahm ihren Geist mit in eine friedlichere Welt.
Nathan hob sich die ohnmächtige Mia auf die Schultern. Geschmeidig glitt er um das Haus und ging auf die außen liegende Kellertür zu.
Der Teufelskopf, vor dem sich Mia schon bei ihrer Ankunft so gegruselt hatte, schien noch breiter zu grinsen als sonst, als Nathan auf ihn zuschritt.
Er legte die Hand auf die Satansklinke und murmelte unverständliche Worte. Mit einem leisen Klicken sprang die Tür auf und der Sohn des Teufels trat ein, direkt in den zehnten Kreis. Der Vorhölle.
»Wieso bist du nicht in der Hölle gelandet«, fragte Aleksander seine Mutter neugierig.
»Auf Selbstmord, dazu noch gepaart mit teuflischen Geschäften, steht die ewige Verdammnis.«
Sandrine nickte zustimmend.
»Du hast recht. Doch da ich in meinem Leben noch niemandem, außer vielleicht meinem eigenen Körper, geschadet habe und der Vertrag mit deinem Vater und der daraus entstandene Freitod das Einzige waren, was ich mir jemals zu Schulden kommen ließ, wurde mir eine zweite Chance gegeben.«
»Eine zweite Chance als Schutzengel?«
»Richtig. Ich muss ein Menschenleben lang als Schutzengel fungieren und meinen Schützling vor allem bewahren. Vor Unfall, Verbrechen, Gefahr … vor allem Schlechten, was unvorhergesehen passiert und nicht von meinem Menschen selbst geplant ist. Habe ich das geschafft, wird mir ein Platz im Himmelreich zuteil, versage ich, ruft mich die Unterwelt zu sich.«
Aleksander sah seiner Mutter forschend ins Gesicht.
»Verstehe ich das richtig, hätte Mia sich aus freien Stücken dazu
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