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Seelenfeuer

Seelenfeuer

Titel: Seelenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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behauptet,
ich
hätte ihn vergiftet. Sie hat meine Verhaftung befohlen.«
    »Nein!« rief Selene.
    »Es gelang mir, unbemerkt aus dem Palast zu entkommen, aber Agrippina hat jetzt unumschränkte Macht. Sie wird die Herrschaft übernehmen, bis Nero erwachsen ist. Wir müssen noch heute abend aus Rom fort.«
    »Mein Sohn –« sagte Paulina.
    »Ich habe schon mit einem Schiffskapitän gesprochen, der noch heute abend ausläuft. Das ist unsere einzige Hoffnung. Die Straßen, die aus der Stadt hinausführen, werden zweifellos alle überwacht. Das Schiff fährt in einer Stunde.«
    »Andreas«, sagte Selene, »geh du mit Paulina. Holt Valerius ab. Und nimm Geld mit, Andreas. Wir werden Geld brauchen. Ich laufe inzwischen zur Insel und hole Julius. Wir müssen ein paar Sachen mitnehmen – Proviant, Medikamente. Ich muß Herodas Anweisungen geben, wie es mit dem Domus weitergehen soll. Ich treffe euch am Hafen.«
    Sie trennten sich auf der dunklen Straße; Andreas und Paulina eilten in Richtung zum Esquilin, Selene machte sich auf den Weg zur Insel.
    Doch als sie das Flußufer erreichte, blieb sie wie gebannt stehen.
    Das Domus brannte.
    Die Feuerwehr war da, aber sie konnte gegen die Flammen nichts ausrichten. Das Domus war zu groß, die Insel zu beengt. An den Ufern sammelten sich die Menschen und schauten neugierig zu den Flammen hinüber, die hoch in den Nachthimmel loderten. »… stand nie unter einem guten Stern«, hörte Selene jemanden sagen. »Weißt du noch, im April? Ich hab mir gleich gedacht, daß das nichts werden kann. Wer hat denn so was schon gehört? Ein Haus für die Kranken!«
    Nein, nein, nein, schrie es in ihr, während sie über die Steinbrücke rannte.
    Die glühende Hitze des Feuers reichte bis zu diesem Ende der Insel und trieb Patienten und Priester aus dem Tempel. Viele sprangen in den Fluß, andere flohen über die Brücke, verstopften den schmalen Übergang, trampelten in blinder Panik über die hinweg, die stürzten. Das Feuer wütete auf der Insel wie ein zorniger Löwe, der fauchend seinen heißen Atem zum Himmel stieß.
    Selene wurde von der flüchtenden Menge zurückgedrängt. Zweimal stürzte sie und raffte sich hastig wieder hoch. Das brennende Domus erleuchtete den Himmel mit roter Glut, Asche und glimmende Funken regneten auf die Stadt.
    Die heiße Luft benahm Selene den Atem. Sie tauchte ihre Palla in einen Brunnen und hängte sie sich tropfnaß über den Kopf. Das feuchte Tuch auf den Mund gedrückt, drängte sie sich weiter zum Domus.
    Wo waren Pindar und das Kind?
    Rufus fand sie zuerst. Er lag unter einem herabgestürzten Steinquader. Sein Kopf blutete aus einer tiefen Wunde, doch seine Augen waren geöffnet. Golden spiegelten sich die Flammen in ihnen. Als sie neben ihm niederkniete, holte der alte Soldat noch einmal zitternd Luft und flüsterte: »Kümmere dich um den Jungen. Pindar hat jetzt nur noch dich.« Dann starb er.
    Auch andere lagen gefangen unter Trümmern. Ein Mann raste einer lebenden Fackel gleich zum Fluß und stürzte sich hinein. Das Tor des Domus glich einem feuerspeienden Schlund. Sie dachte an all die Dinge, die sich im Inneren des Baus befanden – die Bücher, die Medikamente und Instrumente.
    Andreas’ Encyclopädie.
    Ihr Medizinkasten.
    Sie mußte zurückweichen. Überall in dem brennenden Gebäude kam es jetzt durch die im Mauerwerk vorhandenen Gase, die sich in der Hitze ausdehnten, zu Explosionen. Selbst die Feuerwehrleute verließen jetzt die Insel. Und die Menschenmenge an den Ufern wuchs. Die Gaffer schrien und brüllten, Weinkrüge gingen von Hand zu Hand. Sie schienen das Schauspiel gründlich zu genießen.
    Selene rannte zum rückwärtigen Teil des Domus, wo die Feuersbrunst nicht so heftig wütete.
    »Pindar!« rief sie laut.
    Die Fenster glühten wie Dämonenaugen; Qualmwolken wälzten sich aus den Türen.
    »Pindar! Wo bist du?«
    Ein glühender Funke fiel auf ihr Gewand. Der Saum fing Feuer. Sie trat es aus. Von oben fielen Asche und Schutt auf sie herab, und sie hob schützend einen Arm über den Kopf.
    Das Kind! Wo war das Kind?
    »Pindar!« schrie sie in Verzweiflung, aber ihre Stimme ging im Tosen der Flammen unter.
    Ein Mann, einer der heiligen Brüder, faßte sie beim Arm und versuchte, sie wegzuziehen.
    »Hast du Pindar und das Kind gesehen?« rief Selene schluchzend.
    »Sie waren drinnen, als das Feuer ausbrach, Julia Selena. Sie sind nicht herausgekommen. Komm jetzt fort von hier!«
    »Pindar! Julius!«
    Sie wehrte sich gegen

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