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Seelenflüstern (German Edition)

Seelenflüstern (German Edition)

Titel: Seelenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Lindsey
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von mir – der klügere – wusste, dass ich meine Hand wegreißen und mich so schnell wie möglich vor diesem Typen in Sicherheit bringen sollte. Der verrückte Teil wollte seine andere Hand auch noch packen und nie wieder loslassen.
    Als das Gruselkind noch einmal um Hilfe bettelte, zuckte ich zusammen.
    »Du musst der Stimme nur sagen, dass sie dich in Ruhe lassen soll, Rose. Sag ihr, sie soll abhauen.«
    »Geh weg! Verschwinde!«, befahl ich dem unsichtbaren Jammern.
    Dann hielt ich den Atem an und wartete. »Okay«, sagte ich, als alles ruhig blieb. Ich zog meine Hand aus seiner und setzte mich erleichtert auf die unterste Stufe des Mausoleums. »Das hat anscheinend geklappt.«
    Als Alden sich neben mich setzte, rutschte ich bis zum äußersten Rand der Betonstufe, damit ein wenig Abstand zwischen uns blieb. Was passierte, wenn er mich berührte, war einfach nicht normal. An diesem Jungen war gar nichts normal.
    »Das funktioniert nur vorübergehend«, warnte er mich. »Die Stimme kommt so lange immer wieder zurück, bis du ihr hilfst. Das ist deine Aufgabe.«
    »Meine was?«
    »Deine Aufgabe.« Er zupfte den langen Grashalm ab, der aus einem Riss in der Stufe wuchs. »Übrigens, was war es eigentlich?«
    »Was war was?«
    Er wickelte sich den Grashalm um den Finger. »Der Gestrandete. Die Stimme, die du gehört hast. War sie männlich oder weiblich?«
    »Keine Ahnung. Sie hörte sich an wie von einem kleinen Kind.«
    »Ein Kind? Das könntest du sicher leicht erlösen. Was verlangt es denn von dir?«
    »Das weiß ich nicht. Es bittet nur immer um Hilfe.«
    »Ruf es zurück. Lass uns rausfinden, was es will«, schlug er vor.
    Ich sprang auf. »Wie bitte? Bist du verrückt? Ich will dieses Gejammer nie wieder hören.«
    Alden lachte leise. »Wovor hast du denn solche Angst? Solange ich hier bin, kann es dir nichts tun. Komm, ich helfe dir.«
    Ich wich zurück. »Vergiss es. Du bist ja noch durchgeknallter als ich, und das will was heißen.«
    »Stell dich nicht so an, Rose. Ich erkläre dir genau, was du tun musst. Kinderwünsche sind leicht.«
    Ich klemmte mir die Gitarre unter den Arm und ging hastig den überwucherten Pfad entlang auf den Weg zu, der durch den Friedhof führte. »Zak macht sich sicher Sorgen. Ich muss zu ihm zurück«, sagte ich nur.
    »Zak schläft«, rief Alden von der Stufe aus. »Er weiß noch nicht mal, dass du weg bist. Bitte bleib hier. Ich kann dir helfen.«
    Er hatte recht. Ich ging langsamer. In seinem jetzigen Zustand wusste Zak nicht mal, dass es mich gab. Zwarhoffte ich, dass er langsam wieder nüchtern werden würde, aber es konnte durchaus sein, dass er erst morgen früh wieder zu sich kam. Ob ich es wahrhaben wollte oder nicht – im Augenblick war ich bei diesem Typen vielleicht besser aufgehoben.
    »Ich geb’s auf. Ich werde dich nicht dazu drängen, die gestrandete Seele zu rufen. Bleib einfach nur hier und rede mit mir. Geh nicht zurück zu dem Kerl. Er ist gefährlich.«
    Ich blieb stehen. »Aber du nicht?«
    »Nein. Und verrückt bin ich auch nicht. Genauso wenig wie du. Ich beweise es dir. Gib mir fünf Minuten. Bitte. Fünf Minuten. Und wenn du dann immer noch willst, dass ich verschwinde, bin ich sofort weg.«

V  I E R

    D ie Situation war nicht besonders spaßig. Allein fühlte ich mich in dieser Gegend nicht sicher. Ich konnte zu Zak zurückgehen, der völlig zugedröhnt war, oder hierbleiben. Bei Geisterboy.
    Wie war ich bloß in dieses Schlamassel geraten? So etwas durfte mir nie wieder passieren. Schließlich entschied ich mich gegen alle beide und ging weiter Richtung Friedhofstor. Dort zog ich das Handy aus der Tasche und checkte den Empfang. Immerhin etwas! Für einen Anruf würde das schwache Signal reichen.
    Nach einem längeren Verhör und den üblichen Vorwürfen war Mom bereit, mich abzuholen.
    »Bis sie hier ist, hast du noch Zeit, mir zu beweisen, dass du nicht verrückt bist«, sagte ich auf dem Weg zum Schuppen des Friedhofsaufsehers in der Nähe des Eingangs.
    »Wie lange braucht sie?«, fragte Alden.
    »Keine Ahnung. Nicht ganz eine Stunde, denke ich.« Sofort bereute ich, dass ich ihm so viel verraten hatte.
    Er grinste. »Du wohnst in Houston.«
    »Nein. Nicht direkt.« Wie konnte man nur so blöd sein?
    »Wir wohnen in West University. Vielleicht sind wir ja Nachbarn.«
    »Nein.«
    Alden hatte immer noch am Mausoleum gesessen. Jetzt sprang er auf und marschierte hinter mir her. »Ich hätte dich auch nach Hause bringen können.«
    Er folgte

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