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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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lächelte töricht, als ihr Blick die Waffe streifte. Tante Celina hatte sich fürchterlich aufgeregt, als Louise darauf bestanden hatte, sie vom Aerodrom mit hierher zu bringen, und geblökt, daß junge Ladies einfach nichts über diese Dinge zu wissen hatten, geschweige denn, sie mit sich herumzutragen.
    Es würde ziemlich hart werden für Menschen wie Tante Celina, wenn die Besessenen erst bis hierher vorgedrungen waren. Louises Lächeln verblaßte. Fletcher, beschloß sie. Ich muß Fletcher fragen, was wir am besten als nächstes unternehmen.
     
    Louise fand Genevieve im Nebenraum, wo sie mit angezogenen Knien mitten auf dem Bett saß und mürrisch in die Gegend blickte. Die beiden Schwestern sahen sich an … und lachten lauthals los. Die Dienstmägde hatten ihnen – auf Tante Celinas ausdrücklichen Befehl – die phantasievollsten Kleider gebracht, helle, bunte Seidenstoffe und Samt, mit riesigen Rüschen und Puffärmeln.
    »Komm«, sagte Louise und nahm die Hand ihrer kleinen Schwester. »Laß uns aus diesem Irrenhaus verschwinden.«
    Tante Celina saß in dem langgestreckten Frühstücksraum, der zum Garten hin mit einer breiten Fensterfront versehen war, mit einem wunderschönen Ausblick auf die Lilienteiche. Sie saß am Kopfende des Teakholztisches und frühstückte, eine Herrscherin, die ihre Truppen von livrierten Dienern und Mägden in gestärkten weißen Schürzen kommandierte. Eine Schar übergewichtiger Corgis drängelte sich bettelnd um ihren Stuhl und wartete auf das gelegentlich abfallende Häppchen Schinken oder Toast.
    »Oh, das ist schon viel besser«, erklärte sie, als die beiden Schwestern hereingeführt wurden. »Gestern habt ihr einfach schrecklich ausgesehen. Ich habe euch ja kaum wiedererkannt! Diese Kleider sind viel besser. Und dein Haar glänzt endlich wieder, Louise. Du siehst einfach prachtvoll aus.«
    »Danke sehr, Tante«, sagte Louise.
    »Setz dich doch, meine Liebe, und iß etwas. Ihr müßt beide am Verhungern sein nach diesen gräßlichen Strapazen. Diese entsetzlichen Dinge, die ihr gesehen und erduldet habt – mehr als jedes andere Kind, das ich kenne. Ich habe letzte Nacht ein Dankgebet zu Gott gesprochen, daß ihr beide heil und in einem Stück bei uns angekommen seid!«
    Eine der Mägde stellte einen Teller mit Rührei vor Louise, und Louise spürte, wie ihr Magen sich alarmierend verkrampfte. O lieber Jesus, bitte laß mich jetzt nicht erbrechen! »Nur ein wenig Toast, bitte«, brachte sie mühsam hervor.
    »Du erinnerst dich doch an Roberto, oder nicht, Louise?« sagte Tante Celina. Ihre Stimme troff vor Stolz. »Mein lieber Sohn. Ist er nicht ein ganz und gar prächtiger Bursche?«
    Louise musterte den Burschen am anderen Ende des Tisches, der sich gerade durch einen Berg von Rührei mit Schinken und Bohnen futterte. Roberto war zwei Jahre älter als sie selbst, doch sie waren nicht gut miteinander ausgekommen, als Tante Celinas Familie das letzte Mal auf Cricklade zu Besuch gewesen war. Roberto schien nie zu irgend etwas Lust zu haben – und inzwischen hatte er mindestens eineinhalb weitere Stones zugenommen – größtenteils um die Leibesmitte herum.
    Ihre Augen begegneten sich, und er bedachte sie mit etwas, das Louise bei sich inzwischen den William-Elphinstone-Blick nannte. Und das verdammte Kleid mit seinem engen Schnitt betonte ihre Figur über alle Maßen.
    Sie war ziemlich überrascht, als ihr stahlharter Blick ihn zum Erröten brachte und er sich rasch wieder seinem Teller zuwandte. Ich muß hier raus, dachte sie bei sich, raus aus diesem Haus, aus dieser Stadt, weg von diesen dämlichen Rindviechern, und am dringendsten von allem raus aus diesen verdammten Kleidern! Ich brauche keinen Fletcher, der mir das sagt.
    »Ich habe nie verstanden, warum deine Mutter von hier weggegangen ist, um auf Kesteveen zu leben«, sagte Tante Celina. »Diese Insel ist so schrecklich wild! Sie hätte hierbleiben sollen, in der Hauptstadt. Ganz bestimmt hätte sie jemanden bei Hofe kennengelernt, deine liebe Mutter. So eine prachtvolle junge Frau, einfach unbeschreiblich, als sie noch jünger war. Genau wie ihr beide heute. Und wer weiß, welche schrecklichen Dinge ihr im Verlauf dieser gräßlichen Rebellion widerfahren sind! Ich habe ihr immer wieder gesagt, sie solle bleiben, aber sie wollte nicht auf mich hören. Wilde, das sind sie. Ich hoffe nur, die Navy erschießt jeden einzelnen von ihnen! Sie soll Kesteveen befreien, es mit ihren Lasern bis hin auf den nackten Fels

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