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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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zwischen den dornig spitzen Korallenzweigen.
    Als Ione jünger gewesen war, hatte sie Stunden damit verbracht, den Fischen und den Sandbewohnern bei ihren Possen zuzusehen. Jetzt saß sie mit untergeschlagenen Beinen auf dem aprikosenfarbenen Moosteppich vor ihrem ganz privaten Schauplatz des Lebens, und Augustine kuschelte sich behaglich in ihrem Schoß. Geistesabwesend streichelte sie das samtige Fell der kleinen Xeno-Kreatur, während sie die Augen vor der Welt verschlossen hielt.
    – Wir können jederzeit ein Geschwader Blackhawks hinter Alkad Mzu herschicken, schlug Tranquility vor. – Ich kenne die Koordinaten vom Wurmloch-Terminus der Udat.
    - Genau wie die anderen Blackhawks, entgegnete Ione. – Aber ich mache mir Gedanken wegen ihrer Besatzungen. Sobald sie außer Reichweite unserer strategischen Plattformen sind, können wir nichts mehr tun, um ihre Loyalität zu erzwingen. Mzu würde versuchen, einen Deal mit ihnen abzuschließen. Und wahrscheinlich würde sie sogar Erfolg damit haben. Sie hat sich als unglaublich einfallsreich erwiesen, so einfallsreich, daß sie selbst uns in Selbstzufriedenheit eingelullt hat.
    – Ich war nicht selbstzufrieden, beschwerte sich das Habitat verdrießlich. – Ich habe einfach nicht mit einer derartigen Vorgehensweise gerechnet. Was an und für sich äußerst beunruhigend ist, zeigt es doch, wie angestrengt sie über ihre Flucht nachgedacht und wie sorgsam sie ihre Vorbereitungen getroffen hat. Ich frage mich wirklich, welchen Schritt sie als nächstes unternimmt.
    – Da habe ich unglücklicherweise eine ziemlich gute Idee. Sie wird ihren Alchimisten holen. Es gibt keinen anderen Grund für ein derartiges Verhalten. Und wenn sie den Alchimisten hat: Omuta.
    – Du könntest recht haben.
    – Ich habe recht. Deswegen werden wir keine Blackhawks hinter ihr herschicken. Sie könnte sie zu dem Alchimisten führen, und das würde eine noch weit schlimmere Situation zur Folge haben als die, in der wir uns bereits jetzt befinden.
    – In diesem Fall – was gedenkst du wegen der verschiedenen Geheimdienste zu unternehmen?
    – Ich weiß es nicht so genau. Wie haben sie auf die Neuigkeit reagiert?
     
    Die Nachricht von Dr. Alkad Mzus geglückter Flucht hatte Lady Tessa, die Leiterin des Büros der ESA auf Tranquility, zutiefst beunruhigt, eine Tatsache, die sie hinter einem Gesicht rasenden Zorns zu verbergen trachtete. Monica Foulkes stand vor ihr in dem Sternenkratzerappartement, das zugleich als Hauptquartier der ESA diente. Sie hatte ihrer Chefin persönlich Bericht erstattet und darauf verzichtet, das Kommunikationsnetz von Tranquility zu benutzen. Nicht, daß Tranquility nichts von den Neuigkeiten wußte (wohl kaum!), doch es gab eine große Anzahl von Organisationen und Regierungen, die keine Ahnung von Alkad Mzus Existenz hatten, ganz zu schweigen von den sich daraus ergebenden Schlußfolgerungen.
    Die Flucht der Physikerin war gerade einmal dreiundzwanzig Minuten her, und verspäteter Schock breitete sich in Monicas Körper aus, als ihr bewußt wurde, wieviel. Glück sie gehabt hatte, daß sie nicht in das Wurmloch der Udat gerissen worden war. Ihre neurale Nanonik war außerstande, die kalten Schauer zu dämpfen, die sich entlang ihrem gesamten Rückgrat und durch ihre Eingeweide hindurch ausbreiteten.
    »Es wäre noch geschmeichelt, wenn ich Ihre Leistung als Desaster bezeichnete!« schäumte Lady Tessa. »Großer allmächtiger Gott, der wichtigste Grund für unsere Anwesenheit hier hat schließlich darin bestanden sicherzustellen, daß sie im Habitat bleibt! Jeder andere Geheimdienst hat diese Politik verfolgt, selbst die verdammte Lady Ruin. Und Sie lassen Sie einfach vor Ihrer Nase davonspazieren? Meine Güte, was haben Sie und all Ihre Kollegen denn dort unten am Strand überhaupt gemacht? Diese Mzu zieht sich in aller Seelenruhe einen Raumanzug an, und Sie gehen nicht einmal näher heran, um sich die Sache anzusehen?«
    »Nun ja, Boß, es war nicht ganz so einfach. Und nur für die Akten – ich würde gerne darauf hinweisen, daß wir nur ein Observationsteam sind. Unsere Aktivitäten auf Tranquility haben zu keinem Zeitpunkt ausgereicht, um zu garantieren, daß Dr. Mzu hier bleibt, sollte sie einen entschlossenen Versuch zur Flucht unternehmen oder sollte jemand auf den Gedanken kommen, sie unter Einsatz von Gewalt zu entführen. Hätte der Geheimdienst ganz sicher gehen wollen, hätte er eben eine größere Mannschaft zu ihrer Überwachung abstellen

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