Seelengesaenge
denken konnte, so ein Ding zu benutzen, mußte man sich die Retinas und die Kortikalprozessoren aufrüsten lassen, damit man imstande war, Luftströmungen zu sehen und ihre Geschwindigkeiten einzuschätzen. Fast wie Röntgenaugen. Auf diese Weise konnte man die Windströmungen orten, die einen am höchsten trugen.
Die Vereine führten Rennen durch, die über ganze Gebirgszüge hinweggingen. Einmal habe ich bei einem zugesehen. Die Piloten sahen aus, als lägen sie in einer torpedoförmigen transparenten Blase; der Molekularfilm ist so dünn, daß man ihn nicht einmal sehen kann, bevor nicht die Sonne aus dem richtigen Winkel darauf scheint. Es sah aus, als wäre es die leichteste Sache auf der Welt, so durch die Luft zu schweben.«
»Ich glaube kaum, daß einer von uns beiden in der nächsten Zeit seine Phantasien auslebt.«
»Nein. Aber irgendwann, wenn Annette Eklund ganz Mortonridge übernommen hat, werden wir es tun. Dann haben wir genügend Macht, um unsere Wünsche Wirklichkeit werden zu lassen.«
»Diese Frau. Diese Annette Eklund, mein Gott, sie hat mir furchtbare Angst eingejagt. Ich hielt einen Mann als Geisel, während sie mit diesem Soldaten verhandelt hat. Er weinte und flehte mich die ganze Zeit über an. Hinterher habe ich ihn jemand anderem geben müssen. Ich konnte ihm nicht weh tun.«
»Ich habe meine Geisel entfliehen lassen.«
»Wirklich?«
»Ja. Es war ein Junge. Ich denke, er hat die Marines rechtzeitig erreicht, um evakuiert zu werden. Hoffe ich jedenfalls.«
»Das war sehr anständig von Ihnen.«
»Ja. Diesmal konnte ich mir den Luxus erlauben. Aber wenn die Saldana-Prinzessin erst ihre Truppen hierherschickt und uns zurückdrängen will, dann werde ich mich wehren. Ich werde alles tun, was in meinen Kräften steht, um die anderen daran zu hindern, mich aus diesem Körper zu vertreiben.«
»Ich kann sie hören«, murmelte Stephanie. »Sie ist irgendwo tief in mir, einsam und verängstigt. Sie weint fast ununterbrochen.«
»Mein Wirt nennt sich Eben Pavitt. Er tobt die ganze Zeit, aber auch er hat Angst.«
»Sie sind genauso schlimm wie die Verlorenen Seelen im Jenseits. Jeder stellt irgendwelche Forderungen an uns.«
»Ich ignoriere sie. Das können Sie auch. Im Vergleich zum Jenseits ist das hier das Paradies.«
»Nicht wirklich, aber es ist ein guter erster Schritt dahin.«
Er trank seine Schokolade aus und lächelte. »Haben Sie Lust auf einen Spaziergang? Wir könnten uns ansehen, wie unsere neue Stadt so ist.«
»Ja. Danke, Mister Moyo. Ich denke, ich gehe mit.«
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13. Kapitel
Der Geheime Abschirmdienst der Konföderierten Navy (KNIS) war ursprünglich in der Absicht gegründet worden, die Syndikate zu infiltrieren, die illegale Antimaterie herstellten, und ihre Produktionsstätten ausfindig zu machen. Seit jenen frühen Tagen war das Aufgabengebiet des KNIS zusammen mit dem der Konföderierten Navy stetig gewachsen. Zu der Zeit, als Admiralin Lalwani schließlich den Oberbefehl über den KNIS übernahm, beschäftigte sich der KNIS hauptsächlich mit der Überwachung, Analyse und Einschätzung neuer und immer raffinierterer Waffen, die überall innerhalb der Konföderation von Regierungen und Raumfahrtkonzernen entwickelt wurden, mit Schwerpunkt auf den mehr heimtückisch wirkenden Systemen. Aus diesem Grund waren die Designer des waffentechnologischen Labors des KNIS instruiert worden, jeden nur erdenklichen Notfall in der Konstruktion zu berücksichtigen, angefangen bei biologischen Verseuchungen über nanonische Viren bis hin zu kleineren nuklearen Kettenreaktionen.
Es gab nur einen einzigen Eingang: ein langer Korridor, der durch den Fels geschnitten worden war und zwei rechtwinklige Biegungen beschrieb, breit genug, um einen überdimensionierten Schlepper oder sogar einen kleinen Flieger passieren zu lassen. Drei separate Schleusen waren über die Länge verteilt, jede aus zwei Meter dickem Carbotanium-Komposit, das durch Molekularbindungsgeneratoren verstärkt wurde. Die beiden ersten Schleusen waren nur durch das Sicherheitspersonal von außen zu öffnen, während die dritte von innen durch den wissenschaftlichen Stab betätigt wurde. Seit der Ankunft von Jacqueline Couteur hatte das Labor den Spitznamen ›Dämonenfalle‹ – recht passend, wie der Leitende Admiral Samuel Aleksandrovich eingestehen mußte, als die letzte Tür vor ihm unter lautem mechanischem Geräusch und dem Zischen von Druckluft aufschwang. Auf der anderen Seite wartete Dr. Gilmore
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