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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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hat ihm Freude gemacht!« Erneut flossen Tränen.
    »Das tut mir leid.«
    »Meine Kinder. Ich hatte drei Kinder, sie waren noch ganz klein. Der Älteste war gerade sechs. Was für ein Leben mögen sie geführt haben, nachdem sie wußten, was mit mir geschehen ist? Und Mark, mein Ehemann. Ich glaube, ich habe ihn wiedergesehen, einmal, viel, viel später. Er war ein gebrochener Mann und sehr alt.«
    »Heh, Kopf hoch. Das ist vorbei, ein für alle Mal«, sagte er leise. »Ich für meinen Teil wurde von einem Bus überfahren. Das ist gar nicht so leicht in der Hauptstadt von Kochi; überall entlang der Straßen befinden sich Barrieren und Sicherheitssysteme, der ganze Kram. Aber wenn man sich wirklich dämlich anstellt, so wie ich, wenn man getrunken hat und mit einer Gruppe unterwegs ist, die einen anfeuert, über die Straße zu rennen, dann kann man es tatsächlich schaffen, vor einen Bus zu springen, bevor die Bremsen reagieren. Schwierig, aber ich habe es tatsächlich geschafft. Welchen Sinn hatte mein Leben? Kein Mädchen, keine Kinder, nur Mam und Dad, denen wahrscheinlich das Herz gebrochen ist. Sie hatten wenigstens etwas, eine Familie, die Sie geliebt hat, Kinder, auf die Sie stolz sein konnten. Sie wurden ihnen genommen, und das ist wirklich schlimm, ich will das nicht bestreiten. Aber sehen Sie sich jetzt an; nach all der Zeit lieben Sie sie immer noch. Und ich wette, Ihre Liebe wird von ihnen erwidert, ganz gleich, wo sie sind. Im Vergleich zu mir sind Sie wirklich reich, Stephanie. Sie hatten alles, was das Leben für einen Menschen bereit hält.«
    »Nicht mehr.«
    »Nein, nicht mehr. Aber wir fangen alle ganz neu an, oder nicht? Sie sollten nicht zulassen, daß die Trauer wegen der Vergangenheit Sie überwältigt. Das ist viel zu viel für den Augenblick. Wenn Sie jetzt damit anfangen, werden Sie nie wieder aufhören.«
    »Ich weiß. Ich brauche meine Zeit, Moyo. Trotzdem, danke sehr. Was waren Sie in Ihrem früheren Leben? Eine Art Sozialarbeiter?«
    »Nein. Ich war Student und an der Universität. Jura.«
    »Also waren Sie noch jung?«
    »Zweiundzwanzig.«
    »Ich war zweiunddreißig, als es geschah.«
    Moyo biß in seinen Doughnut. Das Gebäck schmeckte genauso, wie es aussah. Er grinste und winkte dem Inhaber anerkennend zu. »Ich denke, ich werde wiederkommen.«
    »Dieses Café kommt mir so … so verrückt vor«, murmelte Stephanie.
    »Mir auch. Aber wenn er sich entschieden hat, sein neues Leben auf diese Weise zu verbringen?«
    »Sind Sie sicher, daß Sie Jura studiert haben? Nicht Philosophie?«
    Er grinste kauend. »So gefallen Sie mir schon besser. Sie sollten sich nicht direkt mit den ganz großen Problemen beschäftigen, das verursacht nur Depressionen. Fangen Sie klein an und arbeiten Sie sich von dort aus bis zur Quantenmetaphysik vor.«
    »Ich weiß nicht einmal, was das ist. Ich war eine einfache Gemeinderätin im örtlichen Tagesclub. Ich liebe Kinder.«
    »Ich denke nicht, daß Sie irgend etwas Einfaches waren, Stephanie.«
    Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und spielte mit der winzigen Espressotasse. »Und was machen wir jetzt?«
    »Im allgemeinen?«
    »Wir haben uns soeben erst kennengelernt.«
    »In Ordnung. Also, im allgemeinen sollten wir versuchen, das Leben zu leben, das wir uns immer gewünscht haben. Von heute an ist jeden Tag Sommer, Sie haben frei genommen, und Sie können tun und lassen, was immer Sie sich gewünscht haben.«
    »Tanzen, im Rubix Hotel«, sagte sie schnell. »Es hatte den schönsten Ballsaal, das Podium war groß genug für ein ganzes Orchester, und man hatte einen wunderbaren Ausblick auf den See hinaus. Wir waren niemals dort; Mark hat immer versprochen, mich eines Tages dorthin auszuführen. Ich hätte so gerne ein purpurnes Kleid getragen, und er einen Smoking.«
    »Gar nicht schlecht. Sie sind eine Romantikerin, Stephanie.«
    Sie errötete.
    »Und Sie? Was sind Sie?«
    »Kein Romantiker. Meine Träume sind ganz normale männliche Tagträume. Tropische Strände und Frauen mit perfekten Figuren und so weiter.«
    »Nein, das glaube ich nicht. Da steckt mehr dahinter als diese Klischees. Außerdem habe ich Ihnen von meinen Träumen erzählt, und jetzt sind Sie an der Reihe.«
    »Nun ja … vielleicht Drachenfliegen. Daheim auf Kochi war es ein Sport für reiche Kinder. Die Flieger bestanden aus hauchdünner Molekularfolie, der ganze Apparat wog kaum mehr als fünf Kilo, und das bei einer Spannweite von fünfundzwanzig Metern. Bevor man auch nur daran

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