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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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ein neues Fahrtziel, und Neville dirigierte ihn von der Maingreen weg zum Parkplatz der Einsatzfahrzeuge. Fast alle seiner fünfundzwanzig Beamten warteten bereits im Besprechungszimmer des Reviers auf ihn. Sergeant Walsh erhob sich, als Neville eintrat, und die übrigen beendeten ihre Unterhaltungen. Neville ging zu seinem Platz am Kopfende des Raums.
    »Ich danke Ihnen allen, daß Sie gekommen sind«, begann er knapp. »Wie Sie zwischenzeitlich aus der Datavis-Übertragung der Sicherheitsstufe zwei erfahren haben, wurde durch den Premierminister eine landesweite Ausgangssperre verhängt. Sie tritt um ein Uhr heute morgen in Kraft. Ich bin sicher, alle haben die Gerüchte aufgefangen, die heute bereits den ganzen Tag durch das Netz gegangen sind, deswegen möchte ich die Situation ein wenig klarstellen. Zuerst die guten Nachrichten: Ich habe mit Landon McCullock gesprochen, und er hat mir versichert, daß Ombey keineswegs von einer Seuche heimgesucht wurde, wie verschiedene Medien angedeutet haben. Genausowenig, wie wir von außen überfallen werden. Allerdings scheint es, als hätte irgend jemand eine extrem hoch entwickelte Sequestrierungstechnologie hier unten auf Xingu freigesetzt.«
    Neville beobachtete die unterschiedlichen Grade von Besorgnis auf den vertrauten Gesichtern. Der unermüdliche Sergeant Walsh ließ sich nahezu nichts anmerken. Die beiden Detectives Feroze und Manby wirkten mißtrauisch, suchten nach dem Haken bei der Sache, und die jüngeren Streifenbeamten, die genau wußten, daß sie diejenigen waren, die die schmutzige Arbeit erledigen würden, die in ihren Wagen unterwegs sein würden, um die Einhaltung der Ausgangssperre zu erzwingen, zeigten unverhohlene Unruhe.
    Neville wartete ein paar Sekunden, bis das Murmeln wieder verstummt war. »Unglücklicherweise – und das ist die schlechte Nachricht – ist das Sicherheitskomitee der Ansicht, daß diese Technologie hier in Exnall bereits erste Opfer gefunden hat. Was bedeutet, daß über unsere Stadt von diesem Augenblick an das Kriegsrecht verhängt wurde. Die Ausgangssperre ist hundertprozentig einzuhalten, Ausnahmen werden nicht geduldet. Ich weiß, das wird nicht ganz leicht für Sie. Schließlich haben wir alle Familie und Freunde dort draußen. Trotzdem kann ich Ihnen versichern, daß die beste Methode, ihnen zu helfen, darin besteht, daß wir für die Einhaltung der Ausgangssperre sorgen. Die Menschen dürfen nicht miteinander in Kontakt kommen, weil sich diese Technologie nach Meinung der Experten durch Kontakt ausbreitet. Offensichtlich ist es so gut wie unmöglich, jemanden zu erkennen, der bereits sequestriert wurde, bevor es zu spät ist.«
    »Also sitzen wir in unseren Häusern und warten?« erkundigte sich Thorpe Hartshorn. »Wie lange denn? Und wozu?«
    Neville hob beschwichtigend die Hand. »Dazu wollte ich gerade kommen, Officer Hartshorn. Unsere Anstrengungen werden von einer gemischten Truppe aus Marines und Einsatzkommandos der Polizei unterstützt. Sie werden die gesamte Umgebung abschirmen. In etwa neunzig Minuten müßten Sie an Ort und Stelle sein. Sobald sie eingetroffen sind, werden wir Haus um Haus nach sequestrierten Opfern absuchen, und jeder, der nicht infiziert wurde, wird einstweilen evakuiert.«
    »Was denn, die gesamte Stadt?« fragte Hartshorn ungläubig.
    »Die gesamte Stadt«, bestätigte Neville. »Ohne Ausnahmen. Sie schicken ein Geschwader von Militärtransportern zu uns, um die Stadt zu evakuieren. Allerdings dauert es ein paar Stunden, bis alles organisiert ist, also liegt es an uns sicherzustellen, daß die Ausgangssperre bis zu diesem Zeitpunkt beachtet wird.«
     
    DataAxis, die einzige Nachrichtenagentur, die in Exnall ein Büro unterhielt, lag am dem Polizeirevier entgegengesetzten Ende von Maingreen in einem heruntergekommenen dreistöckigen Büromodul mit flachem Dach, das überhaupt nicht zu dem waldigen Charakter der Stadt passen wollte. Die Agentur selbst war typisch provinziell; sie beschäftigte fünf Reporter und drei Kommunikationstechniker, die gemeinsam das ganze Umland nach Häppchen von Informationen absuchten, die sich zu senden lohnten. Ihre Aufgaben waren dementsprechend weit gestreut, sie berichteten über menschliche Schicksale, offizielle Ereignisse, Verbrechen (so es welche gab) und die horrend banalen Getreideauktionen, die von Prozessoren ohne jegliche menschliche Aufsicht abgehalten wurden. Im Verlauf der letzten sechs Wochen hatten sie aus diesem faszinierenden Sortiment von

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