Seelengesaenge
Lalonde-System eintraf, Ralph. Ich kann garantieren, daß keine weiteren Besessenen mehr aus dem Orbit nach Ombey entwischen werden.«
»Danke sehr, Deborah«, sagte Prinzessin Kirsten. »Ich zweifle nicht an den Fähigkeiten Ihrer Offiziere oder an der Effizienz unseres Netzwerks von strategischen Plattformen, trotzdem muß ich sagen, daß Mister Hiltch hier meiner Meinung nach vollkommen recht hat, wenn er weiterführende Maßnahmen treffen möchte. Was wir bisher gesehen haben, ist lediglich unsere allererste Begegnung mit den Besessenen, und sie zu bekämpfen verzehrt nahezu sämtliche Ressourcen, über die wir verfügen. Wir müssen davon ausgehen, daß andere Planeten nicht so erfolgreich sind wie wir, wenn es darum geht, sie an der weiteren Ausbreitung zu hindern. Dieses Problem wird weder in naher Zukunft noch mittelfristig gelöst sein. Und wie es aussieht, haben wir den endgültigen und eindeutigen Beweis sowohl eines Lebens nach dem Tod und eines Universums jenseits des unseren, was zutiefst besorgniserregende philosophische Implikationen nach sich zieht.«
»Was uns zu unserem zweiten Problem führt«, meldete sich Ryle Thorne erneut zu Wort. »Was werden wir den Menschen sagen?«
»Das gleiche wie immer«, erwiderte Jannike Dermot. »Ganz sicher jedenfalls sowenig wie nur irgend möglich. Wir dürfen jetzt unter keinen Umständen das Risiko einer allgemeinen Panik eingehen. Ich würde vorschlagen, wir benutzen die Gerüchte über den Energievirus als Ablenkung und mögliche Erklärung.«
»Klingt plausibel«, stimmte Thorne zu.
Der Innenminister, die Prinzessin und ihr Kammerherr machten sich daran, eine Verlautbarung aufzusetzen, die am folgenden Morgen der Öffentlichkeit verkündet werden sollte. Für Ralph war es lehrreich, der politischen Arbeit der Saldanas beizuwohnen. Es stand absolut nicht zur Diskussion, daß die Prinzessin selbst sich an die Öffentlichkeit respektive die Nachrichtenagenturen wenden würde. Das war die Aufgabe des Premiers und seines Innenministers; eine Saldana konnte derart niederschmetternde Neuigkeiten einfach nicht verkünden. Die Aufgabe der Königsfamilie bestand vielmehr darin, den Opfern hinterher Beileid und Unterstützung zuzusichern, und die Menschen würden jeden nur möglichen Trost benötigen, wenn erst die offiziellen Meldungen von den Nachrichtensendern ausgestrahlt worden waren.
Die Stadt Exnall lag zweihundertfünfzig Kilometer unterhalb der Landenge von Mortonridge, wo die Landenge in das Festland überging. Sie war dreißig Jahre zuvor gegründet worden und seither ununterbrochen gewachsen und gediehen. Das Land ringsum war fruchtbar, und eine Unzahl einheimischer Pflanzen hatte sich angesiedelt, von denen nicht wenige eßbar und schmackhaft waren. Die Farmer waren zu Hunderten gekommen, um die neuen Sorten neben tropischen irdischen Pflanzen anzubauen. Folgerichtig war Exnall eine von der Landwirtschaft geprägte Stadt, und selbst die leichten Industrien, die sich hierhergezogen fühlten, produzierten landwirtschaftliche Maschinen und Wartungsapparate.
Aber auf keinen Fall eine Stadt der Hinterwäldler, dachte Chief Inspector Neville Latham, während er mit seinem Wagen über die Maingreen unterwegs war, die mitten durch das Zentrum führte. Exnall hatte den einheimischen Harandridenwald durchdrungen, anstatt riesige Flächen zu roden, um auf diese Weise Raum für Gebäude zu schaffen, wie das bei anderen Städten auf Mortonridge der Fall war. Selbst jetzt, zwanzig Minuten nach Mitternacht, sah die Maingreen noch phantastisch aus, mit den mächtigen Bäumen, die den Gebäuden eine Atmosphäre rustikalen Alters verliehen, als würden sie bereits Jahrhunderte koexistieren. Straßenlaternen an langen Kabeln warfen ein blendfreies, orange-weißes Licht, das die herabhängenden Blätter der Harandriden in ein geisterhaftes Grau tauchte. Nur ein paar Bars und das Nachtcafé waren noch geöffnet, und hinter den Milchglasfenstern bewegten sich abstrakte Schatten. Es war unmöglich zu erkennen, was im Innern vor sich ging. Nicht, daß je etwas Schlimmes geschehen wäre; Neville Latham wußte noch aus seiner zwanzig Jahre zurückliegenden Zeit als Streifenpolizist Bescheid. In den Bars trieben sich nur noch bis zum Stehkragen Betrunkene und ein paar unter Stimdrogen Stehende herum, während die Leute von der Nachtschicht sich zusammen mit den Polizeibeamten auf Streifendienst im Nachtcafé einfanden.
Der Steuerungsprozessor des Wagens bat per Datavis um
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