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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Artikeln mit Mühe und Not sechs Stück an die größeren Mediengesellschaften auf Ombey verkaufen können.
    Dieser Zustand hat sich mit dem heutigen Tag dramatisch geändert, dachte Finnuala O’Meara triumphierend, als ihr Desktop-Prozessor die Datavis-Übertragung der Sicherheitsstufe zwei von Landon McCullock an Neville Latham erfolgreich dekodiert hatte. Sie hatte gut zehn Stunden damit verbracht, in den Datenströmen der Netzwerke zu fischen und jedes Gerücht aufgenommen, das seit dem gestrigen Alarm auf Guyana durch die Netze gegangen war. Dank der Trivialitäten und paranoiden Alpträume, die jedes Bulletin des Planeten seither mit beinahe karnevalistischem Irrsinn in die Netze streute, hatte sie sich völlig frustriert gefühlt und war bereit gewesen aufzugeben. Und dann, vor ziemlich genau einer Stunde, waren die Dinge mit einem Mal interessant geworden.
    Mobile Einsatzkommandos der Polizei waren in Pasto aktiv geworden. Gewaltig aktiv, mit schweren Waffen – und noch immer gab es seitens der Behörden keinerlei offizielle Verlautbarung darüber. Die Fernstraßen des gesamten Kontinents wurden systematisch abgeriegelt. Berichte über strategische Plattformen, die Fahrzeuge unter Beschuß genommen hatten, rieselten durch das Netz, einschließlich eines flüchtigen Busses, der keine hundertfünfzig Kilometer südlich von Exnall im Laserfeuer verdampft war. Und jetzt der Polizeichef von Xingu persönlich, der Neville Latham darüber in Kenntnis setzte, daß ein unbekannter Sequestrierungsvirus wahrscheinlich xenotischer Herkunft in Exnall aufgetreten war.
    Finnuala O’Meara erteilte dem Prozessorblock auf ihrem Schreibtisch per Datavis einen Deaktivierungsbefehl und öffnete die Augen. »Verdammter Mist!« grunzte sie.
    Finnuala war Anfang zwanzig und besaß seit elf Monaten einen Abschluß der Universität von Atherstone. Ihre ursprüngliche Begeisterung darüber, daß sie bereits zwei Tage später einen Job gefunden hatte, war während der ersten Viertelstunde im Büro der Agentur heftiger Bestürzung gewichen. Die Exnaller Nachrichtenagentur handelte nicht mit Nachrichten, sie lieferte am laufenden Band Mittel gegen Schlaflosigkeit. Finnualas anfängliche Bestürzung war mißmutigem Zorn gewichen. Exnall hatte alles, was Kleinstädte so unausstehlich machte. Es wurde von einer Clique beherrscht, einer kleinen elitären Gruppe von Ratsherren und Geschäftsleuten und reicheren einheimischen Farmern, die beim Golfspielen oder auf ihren Dinnerpartys die Entscheidungen fällten, die für die Stadt von Bedeutung waren.
    Es war ganz genau wie in Finnualas eigener Heimatstadt. Dem Kaff auf dem Kontinent Esparta, wo ihre Eltern lebten und nie den Sprung zu den wirklich lukrativen Aufträgen geschafft hatten. Weil ihnen die Beziehungen fehlten. Ausgeschlossen, in der falschen Klasse, ohne Geld.
    Eine halbe Minute lang saß sie regungslos da und starrte auf ihren Schreibtisch, während ihr die Bedeutung der entschlüsselten Datavis-Nachricht bewußt wurde. Es war illegal, die Polizeiübertragungen des Netzes abzufangen, und der Besitz eines Programms, das imstande war, verschlüsselte Sendungen der Sicherheitsstufe zwei zu knacken, reichte aus für eine Deportation. Doch Finnuala konnte den Inhalt nicht ignorieren. Sie durfte ihn nicht ignorieren. Schließlich war sie genau aus diesem Grund Journalistin geworden.
    »Hugh?« rief sie nach ihrem Kommunikationstechniker.
    Der Mann, der mit Finnuala zusammen Nachtschicht hatte, klinkte sich aus dem Jezzibella-Album aus, das er aufgelegt hatte, und bedachte sie mit einem mißbilligenden Blick. »Was denn?«
    »Wie würden die Behörden vorgehen, wenn sie eine allgemeine Ausgangssperre verkünden müssen, bei der jedermann ohne Ausnahme in seiner Wohnung zu bleiben hat, insbesondere hier in Exnall?«
    »Willst du mich auf den Arm nehmen?«
    »Bestimmt nicht.«
    Er blinzelte die letzten Phantasiegebilde von Jezzibellas Flek aus seinem Schädel und aktivierte eine Datenrecherche in seiner neuralen Nanonik. »In Ordnung, hier steht’s. Es ist eine einfache Prozedur. Der Chef der hiesigen Polizei benutzt seinen Autorisierungskode, um den Befehl an jeden einzelnen Haushaltsprozessor abzusetzen. Die Nachricht wird abgespielt, sobald jemand auf diesen Prozessor zugreift – ganz gleich, ob er die Elektronik nun mit der Zubereitung eines Frühstücks beauftragt oder mit dem Staubsaugen, bevor sie damit beginnt, informiert sie ihren Besitzer erst einmal über die

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