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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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sich etwas tat. Wenn dieses aufgeblasene Arschloch von Latham dort drinnen war, dann drückte er sich jedenfalls vor seiner Pflicht, mit den Einwohnern zu reden.
    Allmählich sah es ganz danach aus, als wäre Ebens Weg (zwei verdammte Kilometer weit, zu Fuß, mit nichts als einem T-Shirt und Shorts auf dem Leib!) umsonst gewesen. Wie verdammt typisch, daß Latham ausgerechnet in einer Nacht wie der heutigen wieder einmal blau gemacht hatte. Unzureichende Warnungen. Miese Organisation. Die Menschen aus dem Kommunikationsnetz zu werfen. Es war Aufgabe eines Polizeichefs, den Einwohnern seiner Stadt zu helfen. Laut nach Verstärkungen zu rufen, wenn es sein mußte.
    Bei Gott, ich werde mich bei meinem Abgeordneten darüber beschweren!
    Wenn ich hier wieder in einem Stück rauskomme.
    Eben Pavitt musterte seine Nachbarn mißtrauisch. Inzwischen riefen sie laute verächtliche Parolen. Mehrere Steine waren gegen das Gebäude geschleudert worden. Eben mißbilligte die Gewalt, doch er konnte die zugrundeliegende Frustration sehr gut verstehen.
    Selbst die Straßenbeleuchtung von Maingreen schien das Unbehagen zu spüren, das die Stadt erfaßt hatte. Die Lampen brannten nicht so hell wie üblich. Und in einiger Entfernung, am Rand der versammelten Menge, flackerten sie sogar.
    Es war sinnlos, noch länger zu bleiben; er würde nichts erreichen. Vielleicht hätte er die Stadt auf dem schnellsten Weg verlassen sollen. Und vielleicht war es ja immer noch nicht zu spät dazu, wenn er sich unverzüglich auf den Weg machte.
    Er wandte sich um und schob sich durch das Gedränge, als er meinte, über dem westlichen Stadtrand einen großen Flieger zu erkennen, der durch den Himmel kurvte. Bäume und die blendenden Straßenlatenten verbargen die Maschine rasch vor Ebens Blicken, doch es gab nicht viele andere Möglichkeiten, was dieser golden-verschwommene Fleck hätte sein können. Und nach der Größe zu urteilen handelte es sich wahrscheinlich um einen Militärtransporter.
    Eben grinste verstohlen. Wenigstens schlief die Regierung nicht. Vielleicht war ja doch noch nicht alles verloren.
    Dann vernahm er die Sirenen. Streifenwagen rasten über die Maingreen und näherten sich der Menge von zwei Seiten her. Die Menschen rings um Eben reckten die Hälse, um einen Blick auf das Geschehen zu werfen.
    »VERLASSEN SIE AUGENBLICKLICH DAS GEBIET«, verkündete eine verstärkte Stimme aus dem Polizeigebäude. »DIE GESAMTE STADT STEHT VON DIESER SEKUNDE AN UNTER KRIEGSRECHT. KEHREN SIE IN IHRE HÄUSER ZURÜCK UND BLEIBEN SIE DORT, BIS SIE WEITERE INSTRUKTIONEN ERHALTEN!«
    Eben war sicher, daß die verzerrte Stimme Neville Latham gehörte.
    Die ersten Streifenwagen bremsten gefährlich dicht vor den Menschen am Rand der Menge, als hätten ihre Sicherheitssysteme mit einem Mal versagt. Mehrere Leute sprangen hastig zur Seite, und zwei oder drei verloren das Gleichgewicht und stürzten. Ein Mann wurde von einem Streifenwagen angefahren. Er segelte durch die Luft und prallte gegen eine Frau. Beide fielen zu Boden.
    Eine Flut von Schmährufen überhäufte die Streifenwagen. Eben gefiel die Stimmung nicht, die sich unter seinen Mitbürgern auszubreiten begann. Das waren nicht die gewohnten friedfertigen Einwohner von Exnall. Und die Aktionen der Polizei waren unglaublich provokativ. Eben war schockiert, obwohl er sein Leben lang für Recht und Ordnung eingetreten war.
    »VERLASSEN SIE DIESES GEBIET AUGENBLICKLICH. DIES IST EINE ILLEGALE VERSAMMLUNG!«
    Ein einzelner großer Stein segelte über die Köpfe der Menschen. Eben sah nicht, wer ihn geworfen hatte. Nur eins war sicher: Er war mit ungeheurer Wucht geworfen worden. Als er den Streifenwagen traf, zerbrach die Windschutzscheibe aus molekulargebundenem Silizium.
    Beleidigende Rufe erklangen, und plötzlich war die Luft erfüllt von improvisierten Wurfgeschossen, die auf die Streifenwagen herabregneten.
    Die Reaktion war vorhersehbar und kam ohne Zögern. Überfallmechanoiden sprangen aus den Hecks verschiedener Polizeifahrzeuge und verschossen ganze Salven von Überladungsmunition. Rote Sonnen schnitten hell strahlende kurzlebige Bögen durch den nächtlichen Sternenhimmel.
    Eigentlich hätten die Mechanoiden zuerst Warnschüsse abgeben müssen. Sie hatten ein Programm eingespeichert, daß ihnen den direkten Angriff unmöglich machte, und nur Neville Latham konnte dieses Programm löschen.
    Die Überladungsmunition ging zwei Meter über dem dichten Gedränge direkt im Zentrum der wütenden

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