Seelengesaenge
Observierungssysteme verlassen darf.«
»Ich fürchte nein.«
»Schade, wirklich. Es wäre zu schön gewesen, in diesem Fall Aerovettes einzusetzen.«
»Ich kann nur von ihrem Einsatz abraten. Die Besessenen sind wirklich imstande, unsere Elektronik zu beeinflussen. Ohne stehen wir weit besser da. Wenigstens wissen Sie auf diese Weise, daß die Informationen, die Sie erhalten, zutreffend sind, auch wenn es nicht viele Informationen geben wird.«
»Eine interessante Information. Ich habe seit den taktischen Lehrgängen keine derartige Lage mehr handhaben müssen, wenn überhaupt jemals.«
»Diana Tiernan hat mir berichtet, daß die KI’s nur noch über sehr wenige Datenleitungen nach Exnall verfügen. Wir haben definitiv den größten Teil des Kommunikationsnetzes verloren. Selbst die Polizeikanäle arbeiten inzwischen nicht mehr. Die exakte Lage im Innern der Stadt ist vollkommen unbekannt.«
»Es hat eine bewaffnete Auseinandersetzung vor dem Gebäude der Polizei gegeben, die vor einigen Minuten zu Ende gegangen ist. Aber selbst wenn die Menschen, die sich auf der Maingreen zusammengerottet haben, ausnahmslos Besessene gewesen sind, bleibt noch ein großer Teil der Bevölkerung, der bisher entkommen konnte. Was gedenken Sie deswegen zu unternehmen?«
»Genau das, was wir ursprünglich geplant hatten. Wir warten bis zum Einbruch der Dämmerung und schicken dann Einsatzkommandos hinein, um jeden zu evakuieren. Ich wünschte nur, die verdammte Ausgangssperre hätte gehalten, wie in den anderen Städten auch.«
»Wünsche werden bei diesem Spiel immer als nachträgliches Bedauern geäußert, wie mir scheint.«
Ralph blickte sie abschätzend an, doch sie konzentrierte sich bereits auf eine weitere AV-Projektion. »Ich denke, unsere Hauptsorge ist nun, die Besessenen in Exnall zu halten«, sagte er schließlich. »Sobald es hell wird, können wir uns daran machen, den Rest zu evakuieren.«
»Absolut richtig.« Janne Palmer blickte dem ESA-Agenten gerade in die Augen und grinste bedauernd. »Und wenn die Morgendämmerung heraufzieht, brauche ich die besten Informationen, die ich nur kriegen kann. Eine Menge Leben hängen davon ab, ob ich alles richtig einschätze. Ich habe keine speziell ausgebildeten Soldaten in meiner Truppe. Das hier ist eine überstürzte Operation. Aber jetzt habe ich Sie und ihre G66er, Ralph. Ich bitte Sie darum, in die Stadt zu gehen und die Aufklärung für mich zu übernehmen. Sie sind am besten dafür qualifiziert, in jeder nur erdenklichen Hinsicht.«
»Sie sind nicht rein zufällig mit Jannike Dermot bekannt, wie?«
»Nein, jedenfalls nicht persönlich. Werden Sie diesen Auftrag übernehmen? Ich kann es Ihnen nicht befehlen, Ralph; Admiral Farquar hat sich in dieser Hinsicht recht deutlich ausgedrückt. Sie sind als Berater hier, und ich habe Ihrem Rat Folge zu leisten.«
»Wie rücksichtsvoll von ihm.« Ralph benötigte keine Bedenkzeit. Ich habe diese Entscheidung bereits getroffen, als ich den Kampfanzug wieder angezogen habe. »In Ordnung. Ich sage meinen Leuten, daß wir wieder mitten im Spiel sind. Aber ich würde gerne einen Trupp Ihrer Marines mitnehmen. Möglich, daß wir Unterstützung aus großkalibrigen Waffen benötigen.«
»Ich habe bereits ein Platoon zusammengestellt. Sie warten an Bord von Flieger vier auf Ihre Befehle.«
Finnuala O’Meara hatte das Gefühl tiefer Frustration längst hinter sich. Genaugenommen seit mehr als einer Stunde. Sie hatte eine Ewigkeit auf einer Pritsche in einer Gewahrsamszelle des Polizeigebäudes gesessen. Ganz gleich, was sie unternommen hatte, nichts hatte eine Reaktion von irgend jemandem hervorgerufen, weder Datavis-Befehle an den Prozessor des Gebäudes noch wütende Schreie oder Hämmern gegen die Tür. Niemand war gekommen. Wahrscheinlich hatte dieses Schwanzgesicht von Latham es so befohlen. Laßt sie ein paar Stunden schmoren. Dieser verdammte aufgeblasene Kretin.
Doch sie konnte ihn nageln. Sie hatte ihn in der Hand, ganz nach Belieben – und er mußte es wissen. Weswegen er sie wahrscheinlich hier festhielt, während sich der Rest der Geschichte ereignete, und ihr den vollständigen Triumph verweigerte. Wenn nur ihre Recherchen vollständig gewesen wären, hätte sie selbst die Bedingungen diktieren können.
Sie hatte den Lärm draußen auf der Straße gehört, den Krach einer Menschenmenge, die sich versammelt hatte und laut protestierte. Einer großen Menschenmenge, wenn sie das richtig beurteilte. Dann die
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