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Seelengift

Titel: Seelengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Rusch
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»Ich wollte ganz generell mit dir über unsere Zukunft reden. Die Zukunft der Kanzlei, meine ich.«
    »Oh.« Das klang nicht gut. Gar nicht gut. »Was meinst du damit?«, fragte sie und hoffte, es hörte sich nicht so kläglich an, wie sie sich fühlte.
    Willi zögerte noch immer. »Die Situation, so wie sie jetzt ist, ist auf Dauer nicht optimal«, begann er wieder umständlich. »Für uns alle drei nicht. Und Linda und ich planen zusammenzubleiben …«
    »Ihr wollt heiraten?«, unterbrach ihn Clara aufgeregt. »Ist es das, was du mir sagen willst?« Sie warf Linda einen prüfenden Blick zu. Vielleicht war sie schon schwanger? Doch
Lindas Bauch war flach und straff wie eh und je. »Das könnt ihr mir doch einfach sagen, das ist toll …«
    »Nein, Clara. Wir werden nicht heiraten, jedenfalls nicht jetzt. Aber wir haben über unsere gemeinsame Zukunft nachgedacht, und das betrifft auch unsere berufliche Zukunft.« Jetzt hatte er endlich Mut gefasst und redete schnell weiter, damit Clara ihn nicht erneut unterbrach: »Du weißt ja, dass ich eigentlich aus einem anderen Rechtsgebiet komme und das Prozessrecht, diese ganzen Streitigkeiten, die ich im Augenblick mache, nicht so mein Fall sind.«
    Clara nickte zögernd. Mit einem Mal glaubte sie zu ahnen, worauf dieses Gespräch hinauslaufen sollte. Willi war ein Bücherwurm. Er liebte komplizierte Rechtsgebiete, schwierige theoretische Fragen, Verträge, die er mit raffinierten Klauseln vollstopfen konnte. Er hatte nach dem Studium eine gute Stelle an der Universität gehabt und sogar damit geliebäugelt, eine wissenschaftliche Karriere einzuschlagen. Sie wusste eigentlich nicht einmal genau, was ihn damals dazu bewogen hatte, stattdessen ihren Vorschlag anzunehmen, gemeinsam eine Kanzlei zu gründen.
    »Du willst weggehen«, sagte sie langsam, und sie spürte, wie ihr kalt wurde. »Willst du zurück an die Uni? Aber das kannst du doch auch, wenn du hierbleibst! Du kannst weniger arbeiten, machst nur noch die Sachen, die dir liegen, dann kannst du beides haben.«
    »Clara, bitte! Hör mir doch mal einen Augenblick zu!«
    Clara biss sich auf die Lippen und schwieg.
    »Also, es ist so: Mein ehemaliger Professor hat sich als Anwalt selbständig gemacht. Er hat mich neulich angerufen und mir eine Stelle angeboten.«
    Clara schwieg.
    »Es ist genau das, was ich mir immer gewünscht habe! Es
ist eine große Kanzlei, sie fertigen Gutachten für die Europäische Kommission an, es gibt außerdem eine Abteilung, die sich auf internationales Urheberrecht spezialisiert hat, und außerdem könnte ich neben der Arbeit sogar noch promovieren.«
    Clara schwieg noch immer. Ihre Hände zitterten leicht, und sie klemmte sie zwischen ihre Beine. Die Brezen und Croissants lagen noch unberührt zwischen ihnen in der Tüte. Der Kaffee in der Tasse war kalt geworden.
    »Sag doch bitte etwas! Clara!«
    »Schön für dich.« Die Worte kamen ihr mühsam über die Lippen, und sie verfluchte Willi plötzlich dafür, dass er dieses Gespräch in Lindas Beisein führte. War ihre langjährige Freundschaft nicht wenigstens so viel wert, dass er sich allein mit ihr traf, um darüber zu sprechen?
    »Ich finde, diese Dinge gehen Linda nichts an«, sagte sie kalt. »Wir sollten unter vier Augen darüber sprechen.«
    Willi schüttelte den Kopf. »Nein. Linda betrifft das genauso. Denn sie wird mitgehen.«
    »Wohin denn?« Claras Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.
    »Nach Brüssel.«
    »Nach … Oh. Ach so.« Claras Hände verkrampften sich unter dem Tisch. Damit hatte sie nicht gerechnet. »Und wann?«, fragte sie schließlich mit leiser Stimme.
    Willi wand sich. »Ich habe noch nicht endgültig zugesagt. Ich wollte zuerst mit dir darüber reden.«
    »Das hast du ja jetzt gemacht. Also wann?« Claras Stimme bebte, aber jetzt war es Wut, die in ihr hochkroch. Sie spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde.
    »Wenn, also, falls ich zusage … dann könnte ich, wir, in … ja … sagen wir, also … Ich habe noch nicht zugesagt …«

    »WANN?« Clara schrie ihm ins Gesicht und sah aus den Augenwinkeln, wie Linda zusammenzuckte.
    Willi wich ihrem Blick aus. »In vier Wochen.«
    »In vier …« Clara blieb der Mund offen stehen. »Du willst in vier Wochen gehen und sagst es mir erst jetzt? Wie lange weißt du es schon?«
    Willi hob abwehrend die Hände. »Noch nicht so lange. Und Linda und ich mussten es ja auch erst einmal besprechen!«
    Clara stand auf. »Gut. Dann weiß ich ja jetzt Bescheid.« Sie packte

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