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SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)

SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)

Titel: SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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zwang ihn aus der Starre. Die Kraft, mit der er auf ihn einschlug, ließ Rovens Arme vibrieren und brachte seine Wut zum Vorschein. Er donnerte auf die Klinge des Feindes ein und kehrte zu seiner alten Stärke zurück. Doch der Taryk parierte gnadenlos, sodass es schien, als liefe der Kampf auf ein Unentschieden hinaus.
    Immer wieder krachten die Schwerter aneinander. Beide konnten den Angriff des Gegners praktisch vorausahnen. Als würde Roven gegen einen seiner Art kämpfen, als würde beider Blut wie parallel in ihren Adern fließen und ihnen dieselben Bewegungen befehlen.
    Der Taryk drängte ihn erneut zurück, hielt inne und musterte den Akkadier.
    „Und du sollst ein Gegner für mich sein?“ knurrte er, die Stimme voller Hass.
    Roven war zu schockiert über die Ähnlichkeit, die dieses Wesen zu ihm hatte, als dass er etwas hätte erwidern können.
    Mit einem Brüllen stürzte der Taryk auf ihn zu und schwang sein Schwert quer über Rovens Oberkörper – wäre er nicht zurückgewichen, hätte der Taryk seinen Brustkorb zerteilt. Weiße Knochen leuchteten durch das goldene Fleisch hindurch. Und plötzlich fand Roven sich in einer Situation wieder, die er nur aus dem Krieg kannte. Er unterlag seinem Gegner.
    Naham brüllte verzweifelt, wollte hinaus und ihm helfen. Aber es war kein Krieg. Roven durfte sich nicht wandeln. Dies war ein gewöhnlicher Kampf und er hatte das erste Mal in seinem akkadischen Leben gegen einen Taryk verloren. Ihm blieb nur die Flucht – und das Gefühl der Erniedrigung.
    Als sein Gegner zum nächsten Schlag ausholen und das Schwert in Rovens Brust versenken wollte, verschwand der Akkadier.
    Selene sah den goldenen Nebel und sprang erleichtert von den untersten Stufen der Treppe auf.
    Doch ihre Freude trübte sich.
    Roven war wie versteinert, den Blick abgewendet. Das Schwert in der rechten Hand stützte auf dem Holzboden. Sein schwarzes Shirt und das Leder des Mantels klafften auseinander. Ein riesiger Schnitt kennzeichnete seinen Oberkörper und entsandte goldenes Blut, das auf die Holzdielen tropfte. Auch die linke Schulter schien verwundet zu sein.
    „Oh Gott …“ Selene konnte nicht einschätzen, wie ernst diese Verletzungen für ihn waren. „Roven?“
    Er schwang das Eisen in die Höhe und schob es hinter seinem Rücken in den Mantel, nicht ohne schmerzerfüllt Luft zu holen.
    „Es ist nichts weiter“, sagte er mit harter Stimme und marschierte Richtung Küche.
    Selene lief hinterher und wusste doch nicht, was sie sagen sollte, machte sich Vorwürfe, weil sie Roven in diese Lage gebracht hatte – weil er ihretwegen kämpfen musste.
    „Es tut mir leid“, stammelte sie und erschrak, als er plötzlich herumfuhr und sie wütend anstarrte.
    „Es gibt nichts“, brüllte er – Sekunden verstrichen, bis er ruhiger fortsetzte, „was dir leid tun müsste!“ Roven drehte sich um und ging weiter in die Küche. Selene folgte ihm in den kühlen Raum. Das Schwingen der Tür hinter ihr wurde langsamer und ebbte schließlich ab, verbannte das Licht aus der Küche. Dunkelheit war das Einzige, was sie von dem wütenden Tier trennte. Selene wagte es nicht, sich zu bewegen. Sie hörte ihn am Tresen vorbeigehen. Roven blieb stehen und versetzte die Finsternis mit Stille.
    Mondlicht drang durch die Küchenfenster und gewährte Selenes Augen, die sich langsam an die Schwärze gewöhnten, einen Blick auf die Kehrseite der riesigen Kreatur. Eine Pranke ruhte auf dem Griff des Kühlschranks.
    „Selene, was willst du hier?“
    „Ich wollte … nur für dich da sein.“ Sie sah zu Boden.
    „Ich bin seit über siebenhundert Jahren auf mich selbst gestellt. Glaub mir, die Wunde ist nichts im Vergleich zu denen, die ich bereits erlitten habe.“
    Siebenhundert … Plötzlich fühlte sie sich töricht.
    „Ich will dir nicht zur Last fallen. Das ist alles“, sagte sie mit trockener Kehle.
    Roven gab nichts zurück. Er zog die Kühlschranktür auf und blendete sie mit grellem Licht. Selene hielt sich die Hand vor die Augen und konnte schemenhaft erkennen, wie er eine milchige Scheibe öffnete, hinter der sich fünf Plastikbecher befanden, die mit einer dunkelroten Flüssigkeit gefüllt waren. Roven griff nach einem Becher, schloss die Türen wieder. Als er den Deckel abnahm, leuchteten seine Augen auf.
    „Du willst das nicht sehen“, presste er hervor.
    „Ich habe keine Angst vor dir“, entfuhr es ihr.
    Er schüttelte den Kopf und teleportierte sich fort.
    Roven nahm im Schlafgemach Gestalt

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