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Seelenkalt - Minajew, S: Seelenkalt - Duchless

Seelenkalt - Minajew, S: Seelenkalt - Duchless

Titel: Seelenkalt - Minajew, S: Seelenkalt - Duchless Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Minajew
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du könntest, würdest du die gesamte Waschmittelwerbung verbieten, weil Wörter wie »weiß«, »Schnee« und Ähnliche darin vorkommen. Genau das ist dein Problem, hörst du, du Idiot? Möchtest du darüber reden? Nein, natürlich nicht …
    Darüber will Garrideau nicht reden. Alles an ihm gibt mir zu verstehen, dass wir nach diesem Vorfall gar nichts mehr miteinander zu bereden haben. Er ist geradezu berauscht von seinem Triumph in unserem Duell.
    »Seit wann interessiert sich denn die Finanzleitung für unsere Marketingabteilung? Oder ist die Marketingabteilung nicht mehr dem Kaufmännischen Direktor unterstellt? Gehört sie neuerdings in den persönlichen Verantwortungsbereich des stellvertretenden Finanzdirektors?«, frage ich.

    »Insofern wir arbeiten als eine Team, ich denke, alles, was gehört zu die Geschäfte von die Gesellschaft, ist in the responsibility von eine jeder von unsere Mitarbeiter. Wir ziehen alle an dieselbe Strang. So, das man nennt team spirit, right? Ich habe mir lange Zeit befasst mit multinational business in Europe and America, and believe me, es gibt Prinzips und rules, welche kommen jetzt auch nach Russland. Und die Image von unsere brands and die Image von unser Company ist der Basis für gesamte Geschäftserfolg. So, ich finde das sehr, sehr seltsam, dass Sie anscheinend dieses noch immer nicht verstanden haben, bei diese Stellung, welche Sie einkleiden. Very strange, that, really strange! Als ich habe gearbeitet in Amerika – Monsieur Alexej weiß, was ich will sagen -, wir haben absolviert einen speziellen Brand-training …«
     
    Damit schaltet Garrideau auf das Programm »Ausländischer Profi bringt russischen Faulpelzen bei, wie man arbeitet« …
     
    Anfang der Neunzigerjahre wurden in jedem großen Unternehmen, das etwas auf sich hielt, die Schlüsselpositionen mit sogenannten »Expats« besetzt, sprich: ausländischen Arbeitskräften; ein Phänomen, das sich damals wenigstens zum Teil durch den Mangel an eigenen qualifizierten Kadern legitimieren ließ. Heute allerdings gibt es nicht einen vernünftigen Grund mehr für diese Praxis. Ich rede jetzt nicht von jenen hochqualifizierten ausländischen Managern, die man für horrende Gehälter bei »BONY« oder »British Petroleum« oder wie sie alle heißen eingekauft hat,
damit sie die einheimischen Betriebe auf international konkurrenzfähiges Niveau bringen. Der Einsatz solcher Profis ist in der Regel vollauf gerechtfertigt.
    Das Wort »Expat« ist für mich das Markenzeichen eines ganz besonderen Sozialgefüges, bestehend aus allerlei ausländischen Hotelmanagern und Restaurantleitern, Beratern für Sortimentsmanagement, Marketingspezialisten, Angehörigen der Kreativbranche sowie Führungspersonal von Verkaufs- respektive Vertriebsabteilungen. Die meisten von ihnen sind international agierende Hochstapler oder ganz gewöhnliche Loser, die es Anfang bis Mitte der Neunzigerjahre hierher verschlagen hat, mit dem Ziel, in diesem praktisch noch wilden und unerschlossenen Land das ganz große Geld zu machen, indem sie den Eingeborenen Glasperlen für pures Gold andrehten.
    Auf diese Art und Weise avancierten also in einer relativ kurzen Periode Leute, die der Konkurrenz im eigenen Land nicht gewachsen waren, bei uns zur Crème de la Crème der Wirtschaft. Man bot ihnen fantastische Gehälter, stellte ihnen Wohnungen und Autos zur Verfügung, zahlte ihre Restaurantrechnungen und finanzierte kostspielige Orgien in den lokalen Bordellen. So präsentierten sie sich mit ihrer kompletten Entourage den Russen, unter denen sie lebten, als die geborenen Erfolgsmenschen und erzeugten damit den Mythos, ein Ausländer sei grundsätzlich teurer und besser als ein einheimischer Mitarbeiter.
    Dabei lagen die sagenhaften Erfolgsgeschichten dieser großartigen Führungskräfte meistens in dichtem Nebel. Wenn sich russische Geschäftsleute über ihre ausländischen Top-manager unterhielten, klang das etwa folgendermaßen:

    »Was, du kennst meinen Jim nicht? Er ist vor drei Jahren nach Russland gekommen und hat hier ein sehr erfolgreiches Unternehmen aufgebaut. Danach ist er gleich bei mir eingestiegen.«
    Oder:
    »Na ja, Mark war in den führenden französischen Werbeagenturen beschäftigt, er hat unglaubliche Arbeitserfahrung.«
    Was das für ein »erfolgreiches Unternehmen« war, und wie die »führenden Agenturen« hießen, wurde nicht erwähnt. Es ist allgemein bekannt, dass die gute russische Tradition, Ausländer in seine Dienste zu

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