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Seelenkalt - Minajew, S: Seelenkalt - Duchless

Seelenkalt - Minajew, S: Seelenkalt - Duchless

Titel: Seelenkalt - Minajew, S: Seelenkalt - Duchless Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Minajew
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mich ist Ihre Meinung natürlich außerordentlich wichtig, und ich will Ihnen zugestehen, dass möglicherweise ein paar hundert Verbraucher negative Assoziationen haben könnten, so wie Sie. Deshalb werde ich den Entwurf überarbeiten lassen.«
    »Es ist sehr interessant, was sagen die Verbraucher, aber könnte ich vielleicht sehen die Berichte?«, fragt Garrideau etwas pikiert.
    »Ich bringe sie Ihnen morgen früh vorbei. Parchomenko ist heute nicht im Büro, er hat das gesamte Material. Aber alles, was ich gesehen habe, spricht gegen ihre Drogenversion.«
    Kondratow seufzt, erleichtert, dass dieses Gespräch endlich durchgestanden ist, und sagt:
    »Sehen Sie, Alan, ich habe Ihnen doch gesagt, das wir alles im Griff haben. Ich war sicher, dass die Marketingabteilung mit unserem Kaufmännischen Direktor Hand in Hand arbeitet, und dass die erforderlichen Marktanalysen durchgeführt wurden. Aber mir fällt da gerade etwas ein. Wir könnten doch eine Frau nehmen! So ein richtiges sexy Rasseweib, ich meine, das würde dem Plakat so ein gewisses, äh …« Er schnippt mit den Fingern, um das gewünschte Wort zu suchen.
    »Sie meinen, das würde ihm einen gewissen Sex-Appeal geben? Wir arbeiten gerade an einem Alternativentwurf in dieser Richtung, Alexej Andrejewitsch. Und was halten Sie
davon, wenn wir auch ein bisschen Natur um diese Frau herum drapieren? Ein Stück Strand vielleicht, eine Meeresbucht?«
    »Ja! Genau! Genau das wollte ich sagen. Ein Stück Strand fände ich sehr passend!«
    »Und Sie, Alan?«, frage ich. »Wie steht es bei Ihnen mit dem Thema Sex? Schadet das nicht dem Image unserer Waren? Was halten Sie überhaupt von attraktiven Frauen, so ganz im Allgemeinen? In der Werbung, meine ich natürlich.«
    »Oh, sehr, sehr viel . Ja, ich bin vollkommen einverstanden. Ich wollte nur noch einmal fragen wegen die Zielgruppe.«
    »Verehrte Kollegen«, unterbricht Kondratow. »Könnten Sie dieses Gespräch nicht woanders fortsetzen? Ich habe ein wichtiges Telefonat zu führen.« Er schiebt uns eilig zur Tür. Ich sehe ihn von der Seite an und bemerke, wie er mir zunickt.
    Garrideau verzieht sich in sein Büro, ohne weitere Fragen zu stellen. Selbst sein Rücken strahlt blanken Hass gegen mich aus. Tja, ein Sultan hat eben mehrere Frauen, und er schätzt diejenige am höchsten, die ihm am meisten um den Bart geht.
    Unterm Strich baut sich das gesamte sogenannte Business auf dem System des Reihumschwanzlutschens auf. Du lutschst deinem Boss den Schwanz. Deine Untergebenen, die Abteilungsleiter, tun dasselbe bei dir. Denen wiederum blasen die einzelnen Verkäufer einen. Dein Boss lutscht den Generaldirektor in Paris, der Generaldirektor die Aktionäre, und die, zu guter Letzt – vermittelt durch allerlei Wohltätigkeitsstiftungen, durch das Fernsehen mit irgendwelchen
Sendungen über gesundes Essen und so weiter – befriedigen die Verbraucher (zu denen wiederum die Verkäufer gehören). Auf diese Art und Weise entsteht gewissermaßen ein geschlossener Kreis einer transnationalen Schwanzlutscherei, und niemand weiß, wer dabei eigentlich den größten Spaß hat. Alle den gleichen oder grundsätzlich gar keiner?
    Leise vor mich hin singend (»The Winner Takes it All«) gehe ich in mein Büro, nehme meinen Autoschlüssel und fahre mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage, um mich zum Mittagessen in die »Galerie« zu begeben.
    Unterwegs rufe ich Parchomenko an, den Leiter unserer Marketingabteilung:
    »Parchomenko, grüß dich. Na, spannst du ein bisschen aus?«
    »Klar. Und du?«
    »Ich wollte dir nur Folgendes sagen: Du bist ein dummes Stück Scheiße, Alexej, weißt du das?« Ich höre ein Ächzen im Hörer. »Dieser Entwurf für die Maiswerbung, ist das dein Werk?«
    »Klaro, wieso? Was ist damit?«
    »Findest du das Ding in Ordnung so?«
    »Na ja, für die Provinz geht das doch durch. So ein Al Pacino für Arme, der seine dumme Fresse in einen Haufen Koks steckt. Ist doch super, oder? Ich find’s jedenfalls urkomisch. Ich denke mal, das könnte funktionieren.«
    »Ja, wirklich sehr komisch! Und vor allem ziemlich abgekupfert. Konntest du dir nicht was Eigenes einfallen lassen? Wieso hast du mir eigentlich den Entwurf nicht gezeigt?«

    »Ich bin noch nicht dazu gekommen. Er war doch erst Freitag fertig, da warst du schon nicht mehr im Büro. Montag und Dienstag hatte ich dann frei. Was ist überhaupt los? Wenn es dir nicht passt, machen wir eben was anderes.«
    »Die Kacke ist am Dampfen, das ist los. Ich habe

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