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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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trocken und warm und stickig und schmeckte schal. Nur das Geräusch, das die Hufe der Ragon auf dem weißen, sandartigen Grund machten, durchbrach die Stille. Zuweilen klirrte Zaumzeug. In langsamem Schritt ging es in den natürlichen Stollen hinein, und obwohl alles in fast schmerzhafte Helligkeit getaucht war, pochte Darejans Herz hart gegen ihre Rippen, wenn sie an die Massen an Fels und Gestein dachte, die sich über ihrem Kopf türmten. Unruhig ließ sie den Blick über die Felswände und Decke wandern. Sie waren rau und gänzlich unbehauen und von unzähligen leuchtenden Kristalladern durchzogen, die das Sonnenlicht auf der Ebene hoch über ihnen einfingen und in die Tiefe der Felsen leiteten. Und mit jedem Schritt tiefer in den Berg hinein wurde es wärmer. Binnen kürzester Zeit rann ihnen der Schweiß in kleinen Rinnsalen über den Körper. Auch der Blick des DúnAnór glitt über die glitzernden Wände und Decken, doch in seinen Bewegungen lag eine seltsame Anspannung. Darejan kannte diesen Ausdruck in seinen Augen, die Bewegung, mit der er sich immer wieder mit den Fingerspitzen die Schläfen rieb. Er versuchte, sich an etwas zu erinnern, und schaffte es nicht.
    Sie waren noch nicht all zu weit gekommen, als Oqwen sein Ragon zum Stehen brachte und den Boden nachdenklich betrachtete.
    » Was ist? « Siére, der schräg hinter ihm geritten war, zügelte sein Reittier ebenfalls. Auch die anderen kamen zu einem Halt.
    Der Anführer der Isârden wies auf etwas, das im sandigen Grund zu sehen war. » Hufspuren. Sie stammen von Pferden. Es muss ein ganzer Trupp Reiter gewesen sein. Sie sind in die gleiche Richtung wie wir gegangen und es kann noch nicht zu lange her sein. Das Seltsame ist, dass sie nur an ein paar wenigen Stellen zu sehen sind. Als wäre ein Windstoß über sie hinweggefegt und hätte sie verwischt. «
    Siére lachte spöttisch. » Hier geht kein Wind, der irgendwelche Spuren verwischen könnte. Wahrscheinlich ein Trupp Klingen, die zum CordánDún zurückgekehrt sind. Wer sonst sollte diesen Weg noch kennen? « Mit der Hand wischte er sich den Schweiß von der Stirn. » Verdammt, hier ist es heiß wie in einem Feuerofen. «
    Der Kopf des DúnAnór flog zu ihm herum. Mehrere Herzschläge lang starrte er den Krieger mit weit aufgerissenen Augen an, dann entfuhr ihm ein Laut des Entsetzens. » Mittagsfeuer! « Das Wort war nur ein Keuchen. » Raus hier! «
    » Was? « Oqwen sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren.
    Doch anstelle einer Antwort wiederholte der DúnAnór nur drängend: » Raus hier! « , zerrte sein Ragon so grob herum, dass es mit einem Knurren halb auf die Hinterhand stieg, schlug ihm die Fersen in die Flanken und trieb es in wildem Galopp den Weg zurück. Oqwen fluchte, gab seinen Kriegern jedoch ein Zeichen, ihm zu folgen, und preschte selbst hinter dem DúnAnór her.
    Sie hatten kaum mehr als die Hälfte der Strecke zum Stolleneingang hinter sich gebracht, als das Knistern und Zischen begann. Plötzlich schmeckte die Luft bitter. Hitze senkte sich mit mörderischem Gewicht auf sie herab. Die Ragon keuchten bei jedem Galoppsprung stärker. Die Felsen um sie herum begannen zu stöhnen, das Licht wurde greller, schmerzte jetzt in den Augen. Das Knistern steigerte sich zu einem Fauchen. Darejan wagte einen Blick über die Schulter zurück. Eine gleißende Wand aus weißem Feuer wälzte sich den Stollen entlang, träge und doch unaufhaltsam. Die Rufe der Isârden sagten ihr, dass auch sie die Gefahr erkannt hatten. Sie duckte sich tiefer über den Hals ihres Ragon, trieb es vorwärts. Mirija klammerte sich angsterfüllt an sie. Abermals sah sie zurück. Der Schrei erklang vor ihr und mischte sich mit dem Brüllen eines Ragon. Es gelang ihr gerade noch, sich wieder umzudrehen, ehe ihr eigenes Tier schon zu einem verzweifelten Sprung über Lurden und sein gestürztes Ragon ansetzte. Mit einem harten Schlag kamen sie auf der anderen Seite des Kriegers auf. Darejas Ragon brüllte auf, stolperte und stürzte dann ebenfalls. Sie hörte noch Mirijas Schrei, ehe sie gegen die weiß glitzernde Felswand schlug. Schmerz zuckte durch ihren Kopf, ihren Rücken hinunter. Plötzlich schrumpfte das Gleißen um sie herum zu den grauen wabernden Wänden eines immer enger werdenden Ganges. Sie glaubte Rufe und das Geräusch von Hufen zu hören. Bewegungen waren um sie herum, Hände packten sie, ihre Finger streiften einen zotteligen Mähnenkragen, das Ragon unter ihr tänzelte mit panischem

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