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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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nicht gerade, als wir davor waren, eine Wolke vor die Sonne geschoben hätte und den Schattenfall verändert hat. « Über die Schulter blickte er zu dem DúnAnór hin, der schweigend neben dem Feuer stand. » Die alten Geschichten stimmen. Nur wer den Weg zum Horst der Klingen kennt, kann ihn beschreiten. «
    Der DúnAnór hob den Kopf, sein Blick streifte Darejan in flüchtiger Kälte, als er von Feuer aufsah und zu den beiden Isârden hin. » Werdet ihr die Spalte denn wieder finden? «
    Ferde grinste, während er sein Ragon an den Rand der Lichtung führte und dann zurückkam. » Ja. Jetzt weiß ich, wonach ich suchen muss. « Sein Blick fiel auf den Topf mit seinem brodelnden Inhalt. Genießerisch sog er den Duft ein, doch als er sich darüberbeugte, runzelte er flüchtig die Stirn. » Brühe? Wessen Einfall war denn das? « , brummte er mehr zu sich selbst, füllte sich jedoch eine Schale. Dass er auf dem Grund des Topfes auch Fleisch fand, schien ihn ein wenig zu besänftigen.
    Wenig später tauchten auch Siére und Oqwen zwischen den Bäumen auf. Parrde kam ein Stück hinter ihnen. Mirija saß vor ihm im Sattel. Die Männer stiegen von ihren Ragon. Oqwen warf einen Blick auf den Topf, bedachte Lurden mit einem Grinsen und einem Nicken und befahl, alles zusammenzupacken, damit sie unverzüglich aufbrechen konnten. Die Krieger gehorchten, doch irgendwie gelang es ihnen, den Topf zu leeren, ehe sie auch ihn verstauten.
    Darejans Versuch, den noch leidlich warmen Kräuterbrei auf die Narbe des DúnAnór zu streichen, wurde von ihm mit einigen barschen, abweisenden Worten zunichtegemacht. Dass er sie einfach stehen ließ, blieb keinem der Isârden verborgen.
    Schließlich verließen sie den WrenAdrén und ritten in nördliche Richtung. Dieses Mal übernahm Ferde die Führung. Die Sonne ließ die Haut der Isârden in der dunklen Farbe von uraltem poliertem Rildenholz schimmern.
    Wie schon die letzten Tage saß Mirija hinter Darejan im Sattel. Den ganzen Weg bis zu der verborgenen Spalte im Fels spürte sie immer wieder den Blick des DúnAnór auf sich, voller Schmerz und Unsicherheit. Jedes Mal, wenn sie versuchte, seine Augen mit ihren festzuhalten, wandte er sich brüsk ab.
    Als sie die GônAdon erreichten, führte Ferde sie am Fuß der weiß schimmernden Steilwand entlang, bis er endlich sein Ragon zum Stehen brachte und auf die Felsen wies. Während er und Parrde ein wissendes Grinsen tauschten, blickten die anderen Isârden mehrere Momente suchend auf die Bergseite, bis eine der in unregelmäßigen Abständen über den Himmel ziehenden Wolken sich für einen kurzen Moment vor die Sonne schob und die Krieger überrascht die Augen aufrissen. Denn erst als die Schatten über die weißen Felsen glitten, sah man, dass sie an einer Stelle tiefer waren. Hier öffnete sich eine Spalte in der senkrechten Wand, – die jedoch schon nach wenigen Schritten zu enden schien. Aber was wie eine Sackgasse aussah, waren tatsächlich zwei direkt aufeinanderfolgende scharfe Kehren, die sich um eine natürliche Felsmauer wanden. Dahinter lag der eigentliche Weg, der unter den GônAdon hindurchführte. Beinah wie der Dorn einer Sonnenuhr ragte eine dünne Felsnadel über dem Zugang schräg in den Himmel– und warf einen schmalen, kaum sichtbaren Schatten.
    Oqwen bedachte Ferde und Parrde mit einem anerkennenden Nicken, dann drehte er sich im Sattel zu dem DúnAnór um, der seltsam angespannt immer wieder zur Sonne blickte.
    » Stimmt etwas nicht, Klinge? « Bei seiner Frage zuckte der zusammen. Auf seiner Stirn standen scharfe Falten. Doch dann presste er die Lippen zu einem Strich zusammen und schüttelte den Kopf.
    » Gut. « Der Anführer der Krieger setzte sich zufrieden im Sattel zurecht, ehe er seinem Ragon die Fersen in die Flanken stupste und es in die Spalte hinein und um die Felsmauer herum gehen ließ. Von einem Lidschlag auf den anderen war er wie von dem Gestein verschluckt. Ein letztes Zögern und ein Blick zum Himmel hinauf, dann trieb der DúnAnór sein Tier hinter ihm her. Die anderen folgten ihm.
    Die Kristalladern, die die Berge durchzogen, tauchten den Weg in fahlweißes, beinah grelles Licht, das durch die Felsdecke hindurch fiel. Die Wände hatten genug Abstand, sodass sie bequem nebeneinanderreiten konnten. Auch ein Karren hätte hier mühelos entlanggeführt werden können. Gelegentlich spannte sich eine von weißem Glitzern durchzogene Felssäule zwischen dem Boden und der zerklüfteten Decke. Die Luft war

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