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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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verblüfft zurück, als der DúnAnór unvermittelt aufsprang, ihn beiseitestieß, ein paar unsichere Schritte von ihnen fort und gegen das Ragon stolperte, das mit einem erschrockenen Fauchen den Kopf aufwarf. Die Finger in den Mähnenkragen des Tieres geklammert, stand er dann schwer atmend neben ihm und drückte die Stirn gegen dessen von Schweiß dunkles Fell. Der Krieger starrte verständnislos auf seinen bebenden Rücken.
    » Ich weiß es nicht. « Die Stimme des DúnAnór klang in der Stille erschreckend hilflos. » Gebt mir ein wenig Zeit. «
    Oqwen knurrte ärgerlich. » Wir versuchen es noch einmal, wenn die Sonne untergeht. Vielleicht könnt ihr mir dann sagen, was ich wissen will. «
    Der DúnAnór nickte schweigend gegen den Hals des Ragon. Einen Moment betrachtete der Isârde ihn mit einem gereizten Blick, dann ging er zu seinen Männern hinüber.
    Ein gepresstes » Du auch, Hexe! Verschwinde! « , brachte Darejan dazu, Oqwen zu folgen.
    Bis zum Sonnenuntergang blieb die Stimmung angespannt. Die Isârden kümmerten sich um die Ragon, die zwar verängstigt, aber, abgesehen von Lurdens Tier, alle unverletzt waren. Außer blauen Flecken und ein paar schmerzhaften Schürfwunden hatten auch ihre Reiter den Zwischenfall unbeschadet überstanden. Auf Oqwens Befehl hin mieden die Krieger den DúnAnór, der entweder reglos vor dem verborgenen Eingang des Stollens saß und vor sich hin starrte oder einige Male für längere Zeit darin verschwand. Als er einmal beängstigend lange in seinem Inneren blieb, folgte Darejan ihm. Sie fand ihn ein paar Dutzend Schritte weit drinnen, wo er vor der Wand stand, die Stirn gegen eine glitzernde Kristallader gelehnt und unruhig mit den Fingern über die Felsen fuhr. Wieder und wieder und wieder. Die Worte, die er abgehackt hervorstieß, konnte sie nicht verstehen, und nachdem sie ihn eine kurze Weile still beobachtet hatte, ließ sie ihn wieder allein, ohne dass er ihre Anwesenheit bemerkt hätte.
    Die untergehende Sonne tauchte den Himmel und die Felsen der ShaAdon in Flammen, als Oqwen seinen Männern schließlich befahl aufzubrechen. Sie führten die Ragon in den Stollen hinein. Fahles Licht, von Rot und Orange durchzogen, erwartete sie unter den Felsen. Die Luft war kühler als noch vor wenigen Stunden, aber immer noch schal und trocken. Das ängstliche Schnauben der Ragon hallte von den Wänden wider und mehr als einer unter den Kriegern sah sich angespannt um und umfasste die Zügel seines Tieres fester.
    Ein kurzes Stück im Inneren des Stollens erwartete sie der DúnAnór. Er hatte ihnen den Rücken zugekehrt, hob aber ganz leicht den Kopf, als er sie herankommen hörte.
    » Nun? « Oqwen trat neben ihn. » Was erwartet uns noch in diesem Stollen? «
    Der DúnAnór blickte weiter starr gerade aus. » Da sind Kristalle. Sehr dünn, fast nicht zu sehen. Sie dürfen sich nicht bewegen. Mehr kann ich euch nicht sagen. « Jedes Wort klang abweisend und zugleich seltsam dumpf.
    » Wo sind diese Kristalle? « , forschte der Anführer der Isârden weiter.
    Über einem bitteren Lächeln blickten ihn die silbernen Dämonenaugen kurz an, ehe er in den Stollen hinein nickte. » Irgendwo dort hinten. «
    Oqwen knurrte, reichte ihm die Zügel seines Ragon und winkte Darejan herbei. » Eines der Tiere lahmt, deshalb reitet sie mit euch « , teilte er ihm mit und ging zu seinem eigenen Ragon hinüber. Einen Moment lang schaute der DúnAnór sie mit dieser nur zu vertrauten Feindseligkeit an.– Doch zugleich stand pure Erschöpfung in seinem Blick. Schließlich zuckte er die Schultern. » Bald ist es vorbei « , murmelte er und klang dabei so müde, dass Darejan sich nicht sicher war, was er meinte. Ohne ein weiteres Wort half er ihr auf den Rücken des Ragon und saß selbst auf.
    Wie schon einmal übernahm Oqwen die Spitze des Trupps, dicht gefolgt von Siére und dem DúnAnór mit Darejan vor sich im Sattel, hinter dem Lurden und schließlich Parrde kamen, der Mirija bei sich auf dem Ragon hatte. An seiner Seite führte Ferde das lahmende Tier am Zügel neben seinem eigenen her.
    Als das fahl orange Licht um sie her sich in Ocker verwandelte, das schnell zu einem tiefen Violett wurde, entzündeten die Krieger einen Teil der Fackeln, die sie in den Nachmittagsstunden aus trockenen Flechten und kräftigen Ästen gefertigt hatten. Und während das Licht, das durch die Kristalladern unter die ShaAdon fiel, sich zu einem dunklen Glitzern wandelte, erhellten nun die knisternden Flammen der

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