Seelenlos
nackt auf einem Elefanten geritten und habe mich dabei mit Jennifer Aniston vergnügt.
Sieben Jahre ist es jetzt her, seit ich als vierzehnjähriger Bursche diese denkwürdige nächtliche Fantasie hatte. Da schon so viel Zeit vergangen ist, habe ich keinerlei Erwartung mehr, dass sich dieser Traum jemals erfüllen wird.
Die Szene mit der weißen Kassettentür wird sich jedoch ereignen, da bin ich ziemlich sicher. Ich weiß nur nicht, ob ich dabei verwundet, bleibend geschädigt oder getötet werde.
Man sollte meinen, dass ich mich von weißen Kassettentüren fernhalte, wenn ich auf welche treffe. Das würde ich auch tun – hätte ich nicht gelernt, dass man dem Schicksal weder ausweichen noch vor ihm weglaufen kann. Der Preis, den ich für diese Lektion gezahlt habe, war so hoch, dass mein Herz nun wie eine fast leere Geldbörse ist, an deren Grund nur noch zwei oder drei Münzen klimpern.
Ich ziehe es vor, jede Tür aufzutreten und mich dem zu stellen, was mich erwartet, statt mich abzuwenden – und anschließend ständig wachsam lauschen zu müssen, ob hinter meinem Rücken eine Klinke knarrt oder irgendwelche Türangeln leise quietschen.
Diesmal zogen die Türen mich jedoch nicht besonders an. Die Intuition führte mich zur Treppe und rasch hinauf.
Im oberen Flur war es dunkel. Nur aus zwei Zimmern drang fahles Licht.
Von offenen Türen habe ich noch nie geträumt. Deshalb ging ich ohne zu zögern zur ersten und trat in ein Schlafzimmer.
Der Anblick gewaltsam vergossenen Bluts erschreckt selbst jene, die es oft gesehen haben. Das Spritzen, Sprühen, Tropfen und Tröpfeln erschafft unzählige Rorschachmuster, aus denen der Beobachter immer dieselbe Bedeutung herausliest: die Zerbrechlichkeit seiner Existenz und die Wahrheit seiner Sterblichkeit.
Ein verzweifeltes Durcheinander purpurroter Handabdrücke an einer der Wände sagte in der Zeichensprache des Opfers: Verschone mich, hilf mir, erinnere dich an mich, räche mich.
Auf dem Boden lag am Fußende des Betts die Leiche von Dr. Wilbur Jessup. Sie war furchtbar zugerichtet.
Selbst auf jemanden, der weiß , dass der Körper nur das Gefäß, der Geist hingegen die Essenz ist, wirkt eine misshandelte Leiche deprimierend und verletzend.
Diese Welt, die das Potenzial besitzt, ein Paradies zu sein, ist stattdessen eine Hölle vor der eigentlichen Hölle. In unserer Arroganz haben wir sie dazu gemacht.
Die Tür zum angrenzenden Badezimmer stand halb offen. Ich drückte sie mit dem Fuß ganz auf.
Obwohl das Licht der Schlafzimmerlampe durch den blutgetränkten Schirm gedämpft wurde, drang es bis ins Bad vor. Das Bad enthüllte keinerlei Überraschungen.
Wohl wissend, dass ich mich am Tatort eines Verbrechens befand, fasste ich nichts an. Aus Rücksicht auf eventuelle Indizien passte ich zudem gut auf, wohin ich trat.
Manche Leute geben sich der Illusion hin, für Mord sei Gier verantwortlich, aber diese ist nur selten das zentrale Motiv. Die meisten solcher Taten werden aus ein und demselben schäbigen Grund begangen: Grausam gesinnte Menschen ermorden jene, auf die sie Neid empfinden, und für das, was sie begehren.
Das ist nicht nur die zentrale Tragödie der menschlichen Existenz, es ist auch die politische Geschichte der Welt.
In diesem Fall sagte mir keine übersinnliche Gabe, sondern der gesunde Menschenverstand, dass der Mörder Dr. Jessup um die glückliche Ehe beneidete, die dieser bis vor Kurzem genossen hatte. Vor vierzehn Jahren hatte der Radiologe eine Frau namens Carol Makepeace geheiratet. Die beiden hatten fantastisch zueinandergepasst.
In die Ehe hatte Carol ihren siebenjährigen Sohn Danny mitgebracht. Dr. Jessup hatte ihn adoptiert.
Danny war ein Freund von mir, seit wir im Alter von sechs Jahren ein gemeinsames Interesse an Monster-Sammelkarten entdeckt hatten. Ich tauschte einen gehirnfressenden Tausendfüßler vom Mars gegen einen Methanschleimer von der Venus ein, was uns schon bei der ersten Begegnung zusammenschweißte. Mit der Zeit entstand daraus eine brüderliche Zuneigung.
Verbindend wirkte nicht zuletzt die Tatsache, dass wir beide anders als andere Menschen sind, jeder auf seine Weise. Ich sehe die ruhelosen Toten, und Danny leidet unter Osteogenesis imperfecta , fälschlich auch als Glasknochenkrankheit bezeichnet.
Unser Leben ist von unseren jeweiligen Besonderheiten geprägt und deformiert worden. Meine Deformationen sind in erster Linie sozialer Art, seine hauptsächlich körperlich.
Vor einem Jahr war Carol
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