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Seelenmoerder

Titel: Seelenmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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gestanden, doch sie hatte weder die Tür geöffnet, noch war sie ans Telefon gegangen, als er kurz vor Mitternacht bei ihr vorbeigefahren war. Wahrscheinlich hatte sie es sich anders überlegt und war zu Bett gegangen, statt auf ihn zu warten, was er ihr eigentlich nicht verdenken konnte.
    Doch gegen seine Enttäuschung hatte er vergeblich angekämpft.
    Er riss das Blatt aus dem Faxgerät und kehrte zu seinem Schreibtisch zurück. Seine Enttäuschung hätte eigentlich die Alarmglocken schrillen lassen müssen. Mittlerweile verließ er sich schon darauf, dass er sie abends sehen würde, dass sie über den Fall diskutieren oder überhaupt nicht reden würden, was sogar noch besser war. Es gab einfach nichts Besseres als umwerfenden Sex, um den Alltagsstress und den ganzen beruflichen Druck abzuschütteln.
    Doch er würde sich selbst belügen, wenn er behauptete, dass es nur der Sex war, der ihn zu ihr zog wie eine blöde Brieftaube, die immer wieder zu ihrem Schlafplatz zurückkehrt. Er war gern in ihrer Nähe und genoss es, sie die ganze Nacht in den Armen zu halten. Ihm gefiel, wie sie aussah,
wenn sie morgens zerzaust und schläfrig aufwachte. Und er wusste sehr gut, was für einen Ärger das bedeutete.
    Doch dummerweise war es nicht seine Art, Ärger aus dem Weg zu gehen.
    Er trat an den Empfangstresen. »Marcy, hat sich die Phillips gemeldet?«
    Die blonde Frau sah nicht einmal auf. »Nicht seit heute Morgen.«
    Am Morgen war eine äußerst knappe Nachricht eingetroffen, in der sie ihm mitgeteilt hatte, dass sie später käme. Achselzuckend kehrte er an seinen Schreibtisch zurück und nahm sich vor, die Fälle durchzugehen, die sie in der ViCAP-Akte markiert hatte. Sein Mobiltelefon klingelte, noch ehe er ein halbes Dutzend davon studiert hatte.
    »Hier ist Abbie.« Sie klang müde. »Ich musste mich gestern Abend um Callie kümmern. Und heute auch noch. Jetzt bin ich allerdings schon unterwegs. Ich dachte, ich fange gleich mal an, die Nachbarn an Karen Larsens erster Adresse zu befragen, falls du nichts anderes für mich hast.«
    »Das klingt gut.« Er war über ein gesundes Maß hinaus erleichtert darüber, ihre Stimme zu hören, selbst wenn sie abwesend und unpersönlich klang. »Ashley Hornbys Schwester ist in Savannah. Ich habe ihr gesagt, dass du dich bei ihr meldest.«Er nannte ihr die Nummer. »Falls ich nicht hier sein sollte, wenn du kommst, ruf mich an. Ich will wissen, was du herausgefunden hast.«
    Nachdem sie es ihm versprochen hatte, legte er auf und starrte auf den Ordner hinab, ohne etwas zu sehen. Sie hatte keine Einzelheiten über die Ereignisse des gestrigen Abends verlauten lassen, doch das hinderte ihn nicht am Spekulieren und nicht daran, sich Sorgen darüber zu machen, wie sich die Mätzchen ihrer labilen Schwester auf sie auswirken mochten und was zum Teufel er damit anfangen sollte.

    Schieb es weg, ermahnte er sich barsch, und vergiss es. Abbie brauchte keinen Beschützer, und er hatte weiß Gott keine Zeit dafür, sich den Kopf über etwas zu zerbrechen, was ihn nichts anging. Mit vier, vielleicht auch fünf Vergewaltigungsopfern und einem Täter, den sie noch immer nicht identifizieren konnten, hatte er bereits genug um die Ohren.
    Zuzulassen, dass sich eine Frau in seinem Kopf einnistete, war gefährlich.
     
     
    Erschöpft manövrierte Abbie ihren Wagen in die Einfahrt und fuhr ums Haus herum nach hinten. Sie war noch nie gern in der Dunkelheit nach Hause gekommen, doch hatte sie für solche Gelegenheiten eine kleine Taschenlampe am Schlüsselbund hängen. Allerdings war sie inzwischen derart müde, dass sie die dunklen Schatten vielleicht ausnahmsweise einmal ignorieren konnte. Sie wollte nur noch ins Bett fallen und acht Stunden durchschlafen.
    Der Besuch in der Ambulanz des St. Joseph’s/Candler hatte sich die ganze Nacht hingezogen. Zuerst hatte sie mit zwölf Stichen am Arm genäht werden müssen, und dann warteten sie auf die Psychiaterin für Callie. Diese, eine gewisse Dr. Solem, hatte sich telefonisch mit Dr. Faulkner beraten, und Abbie hatte selbst zugesehen, wie Callie die daraufhin verordneten Medikamente einnahm. Ein paar Tage später hatte Callie einen weiteren Termin bei Dr. Solem, und wenn die Zeitspanne bis dahin Abbie nervös machte, so war das ausschließlich ihr eigenes Problem.
    Sie stellte den Motor aus und zog den Schlüssel ab, ehe sie nach der kleinen Taschenlampe griff und sie anmachte. Was hätte sie denn antworten sollen, als sie gefragt wurde, ob Callie

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