Seelenmoerder
gerade gegen einen Serienvergewaltiger, und …«
»Der sogenannte Alptraum-Vergewaltiger? Darüber hab ich was in den Nachrichten gesehen.«
Toll. Dann war die Geschichte nun also auch in die landesweiten Medien gelangt. Ryne beschloss, sich später den Kopf darüber zu zerbrechen. »Wir haben kürzlich eine heiße
Spur zu der Droge gefunden, die unser Täter benutzt, um die Opfer außer Gefecht zu setzen. Die Spur weist auf eine mögliche Verbindung zu Ketrum Pharmaceuticals hin.«
»Ketrum?« Der Sheriff klang reserviert. »Das ist eine der wichtigsten Firmen in unserer Gegend. Und der größte Arbeitgeber. Wir sind hier nämlich ganz schön weit ab vom Schuss. Sie können sich vorstellen, was es für unser Steueraufkommen bedeutet, wenn sich ein moderner Betrieb mit fast zweihundert neuen Jobs hier ansiedelt.«
»Ja, kann ich mir denken.« Er informierte den Mann rasch über Hans Ergebnisse, damit er im Bilde war. »Ich überprüfe zuerst die pharmazeutische Seite«, sagte er schließlich. »Natürlich habe ich noch etliche andere Firmen, die damit arbeiten, auf meiner Liste, aber Ketrum macht klinische Tests mit dem Zeug, und deshalb ist das Unternehmen von besonderem Interesse für uns. Allerdings geben sie keine Namen von Leuten heraus, die an den Versuchen mitarbeiten.«
»Interessant, aber ich weiß noch immer nicht, wie ich Ihnen helfen kann.«
Ryne hörte dem Mann an, dass er langsam die Geduld verlor, und schaltete abrupt um. »Ich wüsste gern, ob Sie irgendwelche außergewöhnlichen Zeugenaussagen vorliegen haben. Vergewaltigungen oder Überfälle, bei denen die Opfer angeben, unter Drogen gesetzt worden zu sein.«
»Nö. Wir haben hier zwar auch hin und wieder mit Gewalttaten zu tun, aber es ist nicht wie bei Ihnen in der Großstadt. Gestern Abend gab es einen Mordversuch, aber ich glaube, der wird geklärt sein, sowie wir den getrennt lebenden Ehemann des Opfers gefasst haben.«
Rynes Vorstoß schien ins Leere zu laufen. »Also keine sexuellen Gewalttaten?«
Er hörte förmlich, wie der Sheriff die Achseln zuckte.
»Sicher. Aber nicht solche wie die, mit denen Sie es zu tun haben.« Er schwieg einen Augenblick. »Vor acht oder zehn Monaten hatte ich einen Fall, bei dem ein Mädchen überfallen wurde. Eine minderjährige Ausreißerin, die illegal in Kneipen getrunken hat. Die Untersuchung wies auf gewaltsamen Verkehr hin, und sie sah auch ziemlich mitgenommen aus, aber sie war uns keine große Hilfe dabei, den Täter zu identifizieren oder uns brauchbare Hinweise zu geben. Sie hat immer nur gesagt, sie sei die meiste Zeit während des Übergriffs bewusstlos gewesen.«
Mit geschärftem Interesse hakte Ryne nach. »Haben Sie ihre Adresse? Ich würde sie gern sprechen.«
»Eine Adresse würde Ihnen nicht viel helfen. Ein paar Wochen nachdem wir sie zu Hause abgeliefert haben, ist sie erneut ausgebüxt. Soweit ich weiß, ist sie nicht wieder aufgetaucht.«
Ryne unterdrückte seine Frustration und fragte weiter. »Was hat die toxikologische Untersuchung ergeben? Haben Sie noch ein Exemplar davon?«
»Sicher. Muss in der Fallakte liegen. Wollen Sie eine Abschrift? Soweit ich mich erinnere, ist nichts Eindeutiges dabei herausgekommen.«
»Aber ich könnte es mit den Daten der Opfer in meinem Fall vergleichen.« Ryne nannte ihm seine Faxnummer. »Das Labor räumt uns dafür oberste Priorität ein. Ich melde mich in ein paar Tagen wieder bei Ihnen.« Jetzt, wo er Jeppersons Interesse geweckt hatte, wechselte er die Taktik. »Was mir wirklich helfen würde, wären die Namen der Personen, die direkt an den TTX-Testreihen bei Ketrum mitarbeiten.«
Jepperson schwieg einen Augenblick, ehe er schleppend erklärte: »Na ja, ich habe einen Deputy, dessen Frau dort in der Personalabteilung arbeitet. Sie ist allgemein dafür bekannt, dass sie dem Teufel eine arme Seele abschwatzen
kann. Wenn irgendjemand weiß, was in dem Laden vor sich geht, dann sie.«
Ryne unterdrückte seine wilde Freude und nahm Jepperson das Versprechen ab, die Frau des Deputys auszufragen und sich am nächsten Tag wieder bei ihm zu melden. Wenige Minuten nach dem Ende des Gesprächs ratterte das Fax in der Ecke los. Ryne warf noch einen Blick auf den leeren Schreibtisch neben seinem, stand auf und holte sich den toxikologischen Untersuchungsbericht, den ihm Jepperson gefaxt hatte.
Er hatte nichts mehr von Abbie gehört, seit sie am Vorabend das Büro verlassen hatte, und machte sich langsam Sorgen. Ihr Wagen hatte in der Einfahrt
Weitere Kostenlose Bücher