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Seelennacht

Seelennacht

Titel: Seelennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Eile gegangen.«
    Genau wie bei Dereks Vater. Ich sprach es kein zweites Mal aus, denn ich wusste ohnehin, dass er genau das dachte.
    Ich machte eine Runde durch die Küche und sah mich nach weiteren Hinweisen um. Es war alles so aufgeräumt, dass jedes Stück Unordnung hätte auffallen müssen, aber ich sah nichts dergleichen.
    »Ganz entschieden Frühstück für eine Person«, sagte ich. »Und keine Anzeichen dafür, dass Simon oder Tori das Gästezimmer oder das Bad benutzt hätten. Es sieht ganz so aus, als ob das, was hier passiert ist, passiert ist, bevor sie aufgetaucht sind.«
    Derek nickte. Offenbar war er bereits zum gleichen Schluss gekommen.
    Ich öffnete die Schränke. Auch sie waren ordentlich aufgeräumt. »Dann hat Simon wahrscheinlich genau das getan, was wir gerade tun – er ist reingekommen, hat sich umgesehen, festgestellt, dass irgendwas passiert sein muss, und dann …«
    Und dann was? Die gleiche Frage wie zuvor.
    »Wenn sie wieder gegangen sind, muss es draußen eine zweite Fährte geben«, sagte Derek, während er bereits zur Küchentür ging. »Ich sehe nach, ob sie zur Straße zurückgegangen sind oder …«
    »Oder vielleicht hilft auch das hier.« Ich griff nach einer Zeichnung, die zwischen den Rechnungen und Notizen an der Kühlschranktür hing. »Das ist doch von Simon, oder?«
    Es war nicht so unverkennbar wie die Nachricht, die er uns in dem Lagerhaus hinterlassen hatte – eine Comicfigur hätte an Andrews Kühlschrank zu auffällig gewirkt. Simon verließ sich wohl darauf, dass Derek seinen Stil erkennen würde, auch wenn es nur eine einfache Skizze war.
    »Yeah, das ist von ihm.«
    »Da schwimmt jemand. Ich hab keine Ahnung, was das bedeutet, aber …«
    »Poolhaus«, rief Derek über seine Schulter, als er bereits auf dem Weg zur Hintertür war.
    Ich rannte hinterher, aber als ich die Tür erreichte, fiel sie gerade wieder ins Schloss. Ich trat hinaus in einen pechschwarzen Garten, riesige Bäume schlossen ihn auf allen Seiten ein und das Mondlicht aus. Derek tauchte so plötzlich aus dem Schatten auf, dass ich einen Schrei ausstieß. Er winkte mich wieder ins Haus und schloss die Tür.
    »Ist er nicht da?«, fragte ich.
    »Einfach ins Freie zu rennen ist vielleicht keine so tolle Idee.«
    Er nahm die Zeichnung wieder in die Hand und studierte sie, als suchte er nach Hinweisen darauf, dass Simon sie nicht aus freien Stücken angefertigt hatte.
    »Vordere Haustür«, sagte er dann. »Wir gehen außen rum, schleichen uns an.«
    Mit einer ungeduldigen Handbewegung, die mir mitteilte, dass ich dicht bei ihm bleiben sollte, machte er sich auf den Weg. Ich holte mein Schnappmesser aus der Tasche und folgte ihm. Es dauerte seine Zeit, bis wir das Poolhaus erreicht hatten, denn Derek blieb alle paar Schritte stehen, um sich umzusehen, zu lauschen und zu schnuppern. Es war zu dunkel, als dass ich mehr hätte tun können, als möglichst nahe bei ihm zu bleiben. Und das war schon schwierig genug, denn bei Dereks dunkler Kleidung und seinen lautlosen Bewegungen musste ich mehrmals den Arm ausstrecken und das Rückenteil seiner Jacke berühren, um mich zu vergewissern, dass er noch vor mir war.
    Endlich sahen wir eine Lichtung vor uns und auf der Lichtung den helleren Umriss eines Gebäudes. Und dann ertönte ein schriller Pfiff.
    »Simon«, sagte Derek.
    Er setzte sich in Trab, was mich zwang, hastig hinter ihm herzustolpern. Er hatte die Tür noch nicht erreicht, als sie klickend aufging.
    »Hey, Bro«, flüsterte Simon. Er schlug Derek auf den Rücken. »Wo ist Chloe?«
    »Direkt hinter …« Derek drehte sich um und sah mich angestolpert kommen. »Sorry.«
    »Wieder vergessen, dass nicht jeder deine Nachtaugen hat?« Simon klopfte ihm noch einmal auf den Rücken und ging an ihm vorbei, um mich mit einer einarmigen Umarmung und einem geflüsterten »Gut, dich zu sehen« zu begrüßen.
    Er drückte mir den Arm und wollte noch etwas hinzufügen, aber Derek schnitt ihm mit einem gezischten »Drinnen« das Wort ab.
    Wir traten durch die Tür und in den Schein einer Laterne. Als Derek sie bemerkte, sah er sich sofort misstrauisch um.
    »Bleib cool«, sagte Simon. »Gibt keine Fenster hier. Du hast das Licht von draußen nicht gesehen, oder?«
    Derek antwortete mit einem Grunzen und ging weiter in den Raum hinein. Wie er bereits gesagt hatte, es war ein Poolhaus, gefüllt mit sauber geordnetem und gestapeltem Schwimmbecken- und Gartenbedarf. Simon und Tori hatten zwei Gartenstühle

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