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Seelennacht

Seelennacht

Titel: Seelennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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auseinandergeklappt. Auf einem Tisch bemerkte ich Einwickelpapier und Cola-Light-Dosen. Ich sah mich nach Tori um und stellte fest, dass sie schlafend auf einer Luftmatratze lag.
    »Je länger sie schläft, desto besser«, sagte Simon. »Nur gut, dass ihr zwei aufgetaucht seid – noch ein Tag allein mit ihr?« Er beschrieb mit beiden Händen die Geste des Erwürgens.
    »Das hab ich gesehen«, bemerkte eine verschlafene Stimme. Tori hob den Kopf. »Und glaub mir, das Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit.«
    Sie setzte sich auf, strich sich das Haar nach hinten und verschluckte ein Gähnen. »Gibt doch nichts Besseres, als einen Tag allein mit einem Typen zu verbringen und sich am Ende fragen zu müssen, was man sich bloß dabei gedacht hat.«
    »Wenigstens eine gute Sache hat es also bewirkt«, murmelte Simon.
    Tori sah mich an. »Er hat mich hier
zurückgelassen.
Allein. Unbewaffnet. Demjenigen ausgeliefert, der den Freund seines Vaters abgeholt hat …«
    »Erstens, nach allem, was ich über deine Formeln gehört habe, bist du besser bewaffnet als ich«, sagte Simon. »Zweitens,
zurückgelassen?
Wie bitte? Du hast dich geweigert mitzukommen.«
    »Weil ich nicht gewusst hätte wieso. Warum losrennen und nach den bösen Buben suchen? Ich bin mir sicher, wenn wir noch eine Weile hierbleiben, finden die uns schon von ganz allein. Das Intelligenteste wäre gewesen, so weit wie möglich von hier wegzukommen. Aber nein, der arme Derek und die arme Chloe hätten uns dann ja vielleicht nicht gefunden. Hallo?« Sie winkte zu Derek hin. »Menschlicher Bluthund? Der findet uns.«
    Simon beugte sich zu mir herunter und flüsterte: »Hat Spaß gemacht.«
    »Und dann …«, fuhr Tori fort.
    Ich unterbrach: »Und dann ist uns eingefallen, dass wir wegen der ständigen Streitereien eine Abmachung hatten und, wenn wir irgendwas zu diskutieren haben, damit erst mal warten, bis wir an einem sicheren Ort sind.«
    »Wir müssen uns außerdem überlegen«, sagte Derek, »was wir tun, wenn so was wieder passiert. Im Moment ist Andrew das Wichtigste.« Er wandte sich an Simon. »Was habt ihr rausgefunden?«
    Genau das Gleiche wie wir, wie Simon uns erklärte. Die Haustür war nur angelehnt gewesen, und sie hatten sie auch wieder so hinterlassen, um uns zur Vorsicht zu mahnen. Sie waren durchs Haus gegangen, und als Simon auffiel, dass es dort genauso aussah wie damals beim Verschwinden seines Vaters, hatten sie es rasch wieder verlassen. Simon hatte uns die Zeichnung hinterlassen und die Schlüssel zum Poolhaus gefunden, in das sie sich zurückgezogen hatten.
    »Hast du die Schlüssel da?«, fragte Derek.
    Simon gab sie ihm.
    Derek sah den Schlüsselbund durch. »Sieht vollständig aus. Steht das Auto noch in der Garage?«
    Simon fluchte leise. »Hab total vergessen, da nachzusehen.«
    »Wir sehen nach, aber ich wette, es ist da.«
    »Auto?« Tori kam zu uns herüber. »Wir haben ein Auto?«
    »Nein, wir haben kein …«, begann Derek.
    »Du bist sechzehn, oder vielleicht nicht?«, unterbrach sie ihn.
    »Vor zwei Monaten sechzehn geworden, als ich gerade in Lyle House eingesperrt war, was bedeutet, ich habe keinen Führerschein, und wenn ich einen hätte …«
    »Aber du kannst fahren, oder?«, wollte sie wissen. »Du siehst alt genug aus, dass dich kein Polizist deswegen anhalten würde, solange du dich an die Geschwindigkeitsbegrenzung hältst und keine gelben …«
    »Ich stehle nicht das Auto von einem Mann, der verschwunden ist und jeden Moment vermisst gemeldet werden kann. Der einzige Grund, warum ich das Auto erwähnt habe, ist die Tatsache, dass es bestimmt noch da ist. Andrew ist nicht weggefahren, also hat ihn jemand mitgenommen. Wir wissen nur nicht, ob das mit seiner Erlaubnis passiert ist.«
    »Was machen wir also?«
    »Davon ausgehen, dass er gekidnappt worden ist, und machen, dass wir so weit wie möglich von hier wegkommen, für den Fall, dass die noch mal zurückkommen.«
    Tori wandte sich an Simon. »Siehst du? Wir können ein bisschen schlafen, und dann machen wir, was
ich
geraten habe …«
    »Ich meine damit, jetzt sofort«, sagte Derek.
    Er hatte recht – je schneller wir von hier verschwanden, desto besser –, aber ich konnte nicht vermeiden, dass ich bei der Aussicht, mich gleich wieder auf den Weg zu machen, zusammensackte. Wieder laufen. Wieder Energieriegel essen und wieder in Gassen schlafen. Ich versuchte, nicht an das Haus zu denken, so warm und behaglich, mit Betten, Essen, Duschen …
    Ich spürte

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