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Seelennacht

Seelennacht

Titel: Seelennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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unterließ es, das wahre Geheimnis seines Erfolgs kundzutun: mich.«
    »Deine Magie ist es, die das hier am Laufen hält? Und sie haben es noch nicht mal gemerkt?«
    »Lyle hat seine Geheimnisse bis ins Grab und sogar darüber hinaus gehütet, obwohl er ursprünglich nicht vorhatte, sie bis ins Jenseits mitzunehmen. Ich bin mir sicher, er hatte vor, ihnen von mir zu erzählen … wäre er nicht gestorben, bevor er Gelegenheit dazu hatte. Selbst eine so mächtige Nekromantin wie du hätte Schwierigkeiten, einen Geist in einer Höllendimension zu kontaktieren, und deshalb bin ich jetzt hier gebunden, und meine Kräfte verstärken die Magie, die hier gewirkt wird. Die anderen – diese Edison Group – glauben, das Haus wäre auf einer Kreuzung von Brachlandlinien gebaut oder etwas vergleichbar Albernes.«
    »Und wenn ich dich befreien würde …?«
    »Das Gebäude würde zu einem Haufen von rauchendem Schutt zusammenbrechen, und die verruchten Seelen, die sich in ihm befinden, würden in die Hölle hinuntergerissen und dort bis in alle Ewigkeit von Dämonen gefoltert werden.« Sie lachte. »Eigentlich eine erfreuliche Vorstellung … Aber nein, mein Verschwinden würde lediglich ihre Versuche erschweren. Sie ganz erheblich erschweren allerdings – und ihren ehrgeizigsten Projekten ein Ende machen.«
    Den Dämon freigeben gegen das Versprechen, dass ich selbst reich belohnt würde und meine Feinde vernichtet würden? Moment, wo hatte ich so was schon mal gehört? Ja richtig, in jedem Dämonen-Horrorfilm, der je gedreht worden war. Und der Teil mit dem Horror begann immer unmittelbar nach dem Teil mit dem Freigeben.
    »Ich glaube nicht …«, sagte ich.
    »Ah, richtig. Gib mich frei, und ich werde an der ganzen Welt Rache nehmen. Kriege und Hungersnöte auslösen, Blitze schleudern, die Toten aus ihren Gräbern auferstehen lassen … wobei du mir bei diesem Teil vielleicht sogar helfen könntest?« Die Stimme glitt näher an mein Ohr heran. »Du bist immer noch ein richtiges Kind, stimmt’s? Glaubst an den schwarzen Mann. Von allen Kriegen und Massakern des letzten Jahrhunderts waren Dämonen vielleicht für ein Zehntel verantwortlich, und manchen Leuten zufolge wäre uns damit immer noch zu viel Ehre angetan. Im Gegensatz zu den Menschen sind wir klug genug, um zu wissen, dass es nicht in unserem Interesse ist, die Welt, auf der wir leben, zu zerstören. Gib mich frei, und ja, ich werde mich amüsieren, aber da draußen bin ich nicht gefährlicher als hier drin.«
    Ich überlegte … und stellte mir vor, wie das Kinopublikum brüllte: Du dumme Kuh! Das ist ein
Dämon!
    »Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist.«
    Ihr Seufzer blähte den Ärmel meines T-Shirts. »Es gibt keinen trübseligeren Anblick als einen verzweifelten Quasi-Dämon. Nach Jahrzehnten der Einsamkeit an diesem Ort, einer Ewigkeit, die ich damit verbracht habe, an den Stäben meines Käfigs zu rütteln und in taube Ohren zu heulen, ist es jetzt schon so weit gekommen, dass ich ein Kind um einen Gefallen bitten muss. Stell mir Fragen, und ich werde die Lehrerin spielen und sie dir kostenlos beantworten. Ich war früher tatsächlich einmal eine Lehrerin, weißt du, als eine törichte Hexe mich beschwor und mich zur Inbesitznahme einlud, was nie klug ist, selbst wenn man gerade versucht, das fürchterliche kleine Puritanerdorf zu zerstören, das einen beschuldigt …«
    »Ich habe keine Fragen.«
    »Gar keine?«
    »Gar keine.«
    Ihre Stimme schlängelte sich um mich herum. »Da wir gerade von Hexen sprechen, ich könnte dir ein Geheimnis über diese Dunkelhaarige verraten, die du da besucht hast. Ihre Mutter – ehrgeiziger, als gut für sie ist – hatte von einer anderen Hexe gehört, die das Kind eines Magiers geboren hatte, und musste es natürlich gleich nachmachen. Jetzt bezahlt sie den Preis dafür. Ein Formelwirker gemischter Abstammung ist immer gefährlich.«
    »Toris Dad ist ein Magier?«, fragte ich unwillkürlich.
    »Der Mann, den sie Daddy nennt? Nein. Ihr wirklicher Vater? Ja.«
    »Das ist also der Grund, warum …« Ich unterbrach mich. »Nein, ich will’s nicht wissen.«
    »Natürlich willst du. Wie wäre es mit dem Wolfsjungen? Ich habe gehört, dass sie dir gegenüber von ihm geredet haben. Ich erinnere mich an die Welpen. Sie haben hier gelebt, weißt du.«
    »Sie?«
    »Vier Welpen, entzückende kleine Dinger. Perfekte kleine Raubtiere, haben die kleinen Klauen und Zähnchen gezeigt, bevor sie auch nur die Form

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