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Seelennacht

Seelennacht

Titel: Seelennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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darauf und bekam das Eingabefeld für das Passwort. Ich ignorierte es und klickte auf »Passwort vergessen«. Der Hinweis
übliche
erschien. Sehr hilfreich.
    Ich gab als Passwort
Davidoff
ein. Dann
Marcel.
    Äh, hast du wirklich erwartet, es würde so einfach sein?
    Ich probierte jede denkbare Variante von
Lyle House
und
Edison Group
aus, dann etwas, das mir sehr inspiriert vorkam:
Agito,
auch das in mehreren Schreibweisen. Nach der dritten falschen Variante präsentierte mir das Gerät wieder den Hinweis:
übliche.
Noch ein paar Versuche, und es forderte mich auf, das Master-Passwort einzugeben, damit ich das Passwort für das Benutzerkonto ändern konnte. Einfach toll. Wenn ich jetzt noch gewusst hätte, wie das Master-Passwort lautete …
    Ich erinnerte mich, gelesen zu haben, dass sich die meisten Leute ihre Passwörter irgendwo in der Nähe des Computers notierten. Ich sah unter der Tastatur, unter der Mausmatte, unter dem Monitor nach. Als ich unter die Schreibtischplatte spähte, flüsterte eine Stimme: »Es ist
Jacinda.
«
    Ich fuhr so heftig zusammen, dass ich mir den Kopf an der Tischplatte rammte.
    Ein klingelndes Lachen. »Vorsicht, Kleine.« Es war die Quasi-Dämonin. Schon wieder.
    »Das Passwort ist Jacinda?«, fragte ich, während ich unter dem Schreibtisch wieder herauskam. »Aber das ist der Name von Raes Mom. Warum sollte er …?« Ich hielt inne.
    »Welche Verbindung zwischen Dr. Davidoff, Rae und ihrer Mutter besteht? Noch so ein köstliches Geheimnis. All diese Wissenschaftler, so stolz und hochmütig, versuchen vorzugeben, sie seien über menschliche Schwächen erhaben. Torheit. Sie können jeder davon verfallen – Gier, Ehrgeiz, Stolz, Wollust. Ich habe eine besondere Schwäche für die Wollust. Sehr amüsant.«
    Während sie schwatzte, gab ich
Jacinda
ein. Das Passwortfeld verschwand, und Dr. Davidoffs Desktop begann zu laden. Ich öffnete das Suchfenster und führte eine Suche nach meinem Namen durch. Das Fenster füllte sich mit Suchergebnissen. Ich versuchte eins davon in einem Ordner namens »Genesis II  – Forschungsobjekte« anzuklicken, zielte daneben und öffnete stattdessen eine Datei, die einfach nur »Genesis II « hieß, in dem ebenso bezeichneten Hauptverzeichnis.
    Der erste Abschnitt sah aus wie etwas aus Tante Laurens medizinischen Fachzeitschriften – die Zusammenfassung eines Experiments. Ich las:
    Der Segen paranormaler Kräfte wird durch zwei erhebliche Nachteile beeinträchtigt: gefährliche oder zumindest unerwünschte Nebenwirkungen und die ständigen Schwierigkeiten, sich in die menschliche Gesellschaft einzugliedern. Diese Studie versucht, diese Nachteile mit dem Mittel der genetischen Modifikation zu eliminieren.
    Genetische Modifikation? Ich spürte, wie meine Kopfhaut zu prickeln begann.
    Die DNA von jeweils fünf Versuchspersonen aus fünf der bedeutenderen Spezies wurde in vitro modifiziert. Diese Modifikation diente in erster Linie dem Zweck, die Nebenwirkungen paranormaler Kräfte zu reduzieren. Die Erwartung dabei war, dass die Reduzierung dieser Nebenwirkungen die gesellschaftliche Assimilation begünstigen würde. Zur weitergehenden Überprüfung ließ man zwanzig der Kinder ohne Wissen um ihre Herkunft aufwachsen. Die verbliebenen fünf dienten als Kontrollgruppe und wuchsen als Paranormale auf. Im Lauf der Jahre hatte die Studie einen gewissen Abgang unter den Versuchspersonen zu verzeichnen (Anhang A), obwohl der Kontakt zu den meisten von ihnen seither wiederhergestellt werden konnte.
    Abgang? Das mussten wohl Teenager sein, die sie zwischendurch aus den Augen verloren hatten, zum Beispiel Rae, Simon und Derek. Bedeutete das, dass es irgendwo da draußen noch mehr von uns gab – Versuchsobjekte, die sie nicht wiedergefunden hatten?
    Der Verlauf der Pubertät bei den verbliebenen Versuchspersonen zeigte, dass die Nebenwirkungen in neun Fällen erheblich reduziert werden konnten (Anhang B). Allerdings hat sich herausgestellt, dass auch in denjenigen Fällen, in denen hier keine Verbesserung zu beobachten war, ernste und unerwartete Nebenwirkungen durch die genetische Modifikation selbst auftraten (Anhang C).
    Mit zitternden Fingern tippte ich »Anhang C« ins Suchfenster ein. Das Dokument scrollte nach unten.
    Ein in den neun erfolgreich verlaufenen Fällen festgestelltes Problem bestand in allgemein reduzierten Kräften. Dies mag eine unvermeidbare Folge der reduzierten negativen Nebenwirkungen sein. Es hat jedoch den Anschein, als sei bei den

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