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Seelennacht

Seelennacht

Titel: Seelennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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bin.«
    »Ich hab’s ja auch ganz falsch angefangen. Ich hätte es dir einfacher machen sollen.«
    »Ich glaube nicht, dass man das einfacher machen kann.«
    Wir saßen nebeneinander im Dunkeln auf einem Stück Pappe, das ich in mein Versteck gezerrt hatte. Ich lehnte mich mit dem Rücken an eine Kiste, ringsum hatte ich weitere Kisten aufgestapelt, bis sie so etwas wie eine Kinderspielburg ergeben hatten. Eine kleine, dunkle, kalte Festung.
    »Warum haben die mich umgebracht?«, fragte Liz.
    Ich erzählte ihr von dem Experiment und den genetischen Manipulationen und dem, was ich in der Datei gefunden hatte – dass wir terminiert wurden, wenn man uns nicht rehabilitieren konnte.
    »Aber ich
hätte
doch rehabilitiert werden können«, entgegnete sie. »Wenn sie mir einfach ge
sagt
hätten, was da los war, dann wäre ich wegen dem Poltergeist nicht so panisch gewesen. Ich hätte meinen Unterricht geschluckt und meine Pillen und alles, was die wollen.«
    »Ich weiß.«
    »Warum dann also?
Warum?
«
    Die einzige Antwort, die ich mir vorstellen konnte, war die, dass es ihnen einfach nicht wichtig war. Wir waren Versuchsobjekte eines Experiments. Sie versuchten, uns zu rehabilitieren, weil wir keine Tiere waren, aber Lyle House war das Minimalprogramm, ein symbolischer Versuch, mit dem sie sich selbst bewiesen, dass sie sich Mühe gegeben hatten, uns zu retten.
    Sie behaupteten, uns deshalb umzubringen, weil wir gefährlich waren. Ich glaubte ihnen nicht. Ich war nicht gefährlich. Brady war nicht gefährlich. Liz und Derek waren es vielleicht, aber sie waren keine Monster. Derek war willens gewesen, in Lyle House zu bleiben, nur damit er nicht noch einmal jemanden verletzte.
    Sie hatten Gott gespielt und versagt, und ich glaube, in Wirklichkeit fürchteten sie weniger, dass wir anderen Leuten schaden würden, als dass andere Paranormale herausfinden würden, was sie getrieben hatten. Also brachten sie ihre Fehlschläge um und ließen nur die Erfolge am Leben.
    Das jedenfalls war es, was ich dachte. »Ich weiß es auch nicht«, war das, was ich sagte. Danach saßen wir wieder eine Weile schweigend da.
    Beim nächsten Mal war ich diejenige, die das Schweigen brach. »Danke. Für alles. Ohne dich hätten Tori und ich es nie da raus geschafft. Ich würde dir auch gern helfen – beim Übertreten helfen.«
    »Übertreten?«
    »Auf die andere Seite. Wo Geister eben hingehen. In ihr Jenseits.«
    »Oh.«
    »Ich bin mir nicht sicher, warum du noch hier bist. Hast du … irgendwas gesehen? Ein Licht vielleicht?«
    Ein kleines Auflachen. »Ich glaube, das gibt es bloß in Filmen, Chloe.«
    »Aber manchmal verschwindest du. Wohin gehst du dann?«
    »Ich weiß es nicht genau. Ich sehe immer noch all das hier, aber du kannst mich nicht mehr sehen. Es ist, als wäre man auf der anderen Seite von einem Kraftfeld, und dort sehe ich … Na ja, ich nehme an, es müssen wohl andere Geister sein, aber die scheinen einfach vorbeizugehen.«
    »Wo kommen sie her?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich rede nicht mit ihnen. Ich habe gedacht, sie wären vielleicht andere Schamanen, aber ich …« Sie senkte den Blick. »Ich hab sie nicht fragen wollen. Weil sie vielleicht keine waren.«
    »Könntest du sie jetzt fragen? Rausfinden, wo du hinmusst?«
    »Ich komm schon klar.«
    »Aber …«
    »Noch nicht. Einfach jetzt noch nicht, okay?«
    »Okay.«
    »Wenn du Simon und Derek gefunden hast, werde ich eine Weile verschwinden. Ich will meine Oma besuchen, nachsehen, wie es ihr geht, und meinen Bruder, vielleicht auch meine Freunde, meine Schule. Ich weiß schon, dass sie mich nicht sehen können. Ich will einfach sie sehen.«
    Ich nickte.
     
    Liz war der Ansicht, ich sollte schlafen. Ich schloss die Augen, um ihr den Gefallen zu tun, wusste aber, dass es sinnlos war. Ich fror zu sehr und hatte zu viel Hunger.
    Als sie davonglitt, um den nächsten Rundgang zu machen, streckte ich mich und setzte mich anders hin. Die Kälte des Zementbodens drang geradewegs durch meine Pappmatratze. Ich kroch in der Halle herum, um mehr Pappe zusammenzusuchen, als Liz wieder auftauchte.
    »Gut, du bist wach.«
    »Was ist los? Kommt jemand?«
    »Nein, es ist Tori. Vor dem Lagerhaus. Sie sitzt einfach bloß da.«
    Ich traf Tori zusammengekauert zwischen der Wand des Lagerhauses und einem Müllcontainer an. Sie starrte die rostige Mulde an, ohne auch nur zu zwinkern.
    »Tori?« Ich musste sie an der Schulter berühren, bevor sie aufsah. »Komm doch rein.«
    Sie

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