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Seelennacht

Seelennacht

Titel: Seelennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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sagte ich. »Und hören kann er Sie auch nicht. Es tut mir wirklich leid. Sehr …«
    Er fuhr zu mir herum. Ich wich zurück, aber Derek legte mir eine Hand in den Rücken und machte meinem Rückzug ein Ende.
    »Er kann dir nichts tun«, flüsterte er. »Stell dich hin und sag ihm, er soll gehen.«
    »Es tut mir sehr leid.« Ich straffte die Schultern und trat vor. »Ich hatte nicht vor, Sie zu beschwören. Es war ein Unfall …«
    »Unfall! Das war kein Unfall. Du und deine miesen kleinen Freunde, ihr habt gedacht, es wäre witzig, mich in das … das Ding da zurückzuzerren.« Er zeigte auf die Leiche. »Glaubst du, ich hab noch nie mit Bälgern wie euch zu tun gehabt? Verjagt mich zum Spaß von meinem Schlafplatz, lauert mir auf, stehlt mir zum Zeitvertreib die Stiefel. Jetzt kommt ihr her und zieht eure Satanistenrituale ab …«
    »
Satanisten?
Nein. Wir …«
    »Hast du das gehört?«, fragte eine Stimme in einiger Entfernung. »Hier ist jemand drin.«
    Derek fluchte und gab mir einen Stoß zur Rückseite des Gebäudes hin. Simon und Tori kamen hereingestürzt.
    »Zwei Männer«, sagte Simon. »Polizisten, glaube ich. Kommen in Richtung Vorder …«
    »Hintertür«, sagte Derek. »Los.«
    Die vordere Tür wurde mit einem Knall aufgestoßen. Simon fuhr herum und rannte nach hinten. Wir anderen folgten.
    »Hey!«, brüllte der Geist. »Bildest du dir etwa ein, du könntest einfach gehen?«
    Auf einen weiteren Stoß von Derek hin lief ich weiter.
    »O nein, so einfach ist das nicht, kleines Mädchen«, rief der Geist. »Ich bin noch nicht fertig. Für die Nummer wirst du bezahlen …«
    Er blieb mir dicht auf den Fersen und knurrte seine Drohungen, während wir uns durch die Hintertür hinausstahlen.

[home]
23
    I st er weg?«, fragte Tori, als sie mich näher kommen sah.
    Ich nickte und atmete tief ein. Die eisige Nachtluft brannte in meiner Lunge. Kalt war mir allerdings nicht – ich trug eins der neuen Sweatshirts mit hochgezogener Kapuze und darüber die viel zu große Jacke. Der Schweiß lief mir übers Gesicht.
    Ein paar Straßenblöcke zuvor hatte ich mich von den anderen getrennt, weil ich dachte, der Geist wäre vielleicht einfacher abzuhängen, wenn nicht die ganze Gruppe dabei war. Ich hatte recht behalten.
    Wir hatten keine Ahnung, wen wir mit dem ganzen Lärm aufgescheucht hatten. Vielleicht Polizisten, wie Simon glaubte, vielleicht andere Obdachlose. Wir waren nicht lang genug in der Nähe geblieben, um es herauszufinden.
    Jetzt standen wir auf einem Parkplatz zwischen einem Minivan und einem Pick-up. Musik dröhnte aus einem Club ganz in der Nähe zu uns herüber. Ich war zunächst überrascht gewesen – ein voller Parkplatz und eine belebte Bar so spät in der Nacht an einem Wochentag –, dann hatte ich auf die Uhr gesehen und begriffen, dass es noch nicht einmal Mitternacht war.
    »Du hättest nicht einfach so abhauen sollen«, tadelte mich Derek.
    »Ich hab euch gesagt, was ich vorhatte. Es hat funktioniert, oder nicht?«
    »Du kannst nicht …«
    »Entspann dich, Derek«, murmelte Simon. »Wir müssen jetzt erst mal einen neuen Schlafplatz finden.«
    »Einer ganz bestimmten Person wegen«, merkte Tori an.
    »Es ist nicht Chloes Schuld.«
    »Doch, ist es. Sogar Derek hat das gesagt.«
    »Er hat damit nicht gemeint …«
    Ich hob beide Hände. »Ich übernehme die gesamte Verantwortung. Können wir bitte mit dem Streiten aufhören? Ich weiß, dass jeder hier genervt ist, aber wenn wir das hier durchstehen wollen …«
    »Wenn du jetzt auch noch eine große Rede hältst, dass wir unsere persönlichen Differenzen beilegen und zusammenarbeiten müssen, dann kotze ich«, sagte Tori.
    »Na ja, ich würd ja gern, aber das würde bedeuten, dass die genetisch manipiulierte Paranormale als Nächstes von einem genetisch manipulierten Hai gefressen wird, also …«
    Simon lachte los.
»Deep Blue Sea.«
Er sah Derek an. »Hast du nicht gesehen, oder? Samuel L. Jackson hält vor der Gruppe von Überlebenden die übliche Ansprache, dass sie aufhören müssen, einander zu bekämpfen, und stattdessen alle zusammenarbeiten sollen. Mittendrin taucht hinter ihm der Hai auf und frisst ihn. Beste Sterbeszene aller Zeiten.«
    »Und jeder, der so eine Ansprache hält, verdient sie, also lass ich’s besser gleich.«
    »Aber du hast trotzdem recht«, sagte Simon. »Es wird allmählich Zeit, dass wir uns bei all unserem Gegifte auf ein Moratorium einigen.«
    »Moratorium?«, wiederholte Tori. »Oh, das

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