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Seelennacht

Seelennacht

Titel: Seelennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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ist ja mal ein Wort. Willst du uns beeindrucken, Simon?«
    Wir drehten uns geschlossen zu ihr um.
    »Was?«, fragte sie.
    »Kein Gegifte heißt nicht sticheln, nicht beleidigen, kein Sarkasmus und keine Provokationen«, erklärte Derek genervt. »Und es bedeutet außerdem, dass wir von dir wahrscheinlich tagelang kein Wort mehr hören werden.«
    »Was die Situation hier angeht«, sagte ich, »an der bin ich schuld, also bring ich’s auch in Ordnung. Bleibt hier, und ich suche uns einen Platz …«
    Derek packte mich an meiner Jacke. »Da gibt es immer noch einen wütenden Geist, der nach dir sucht, und eine Riesenbelohnung für jeden, der dich findet, schon vergessen? Bleib mit Tori hier. Simon und ich finden einen Schlafplatz.«
    Bevor die beiden verschwanden, wandte sich Derek noch mal an mich. »Ich mein’s ernst – bleibt genau hier.«
    »Sogar wenn die Besitzer von denen hier«, Tori klopfte gegen die Autos rechts und links, »da rauskommen?«
    Derek ignorierte sie. »Sie ist deine Verantwortung, Chloe.«
    Als sie fort waren, drehte sich Tori zu mir um. »Warum lässt du dir das eigentlich gefallen? Der behandelt dich wie ein Kleinkind.«
    Ich sagte nichts, setzte mich einfach nur in Bewegung, fort von der Stelle, von der Derek gesagt hatte, ich sollte dort bleiben.
    Sie lächelte. »Das ist schon besser.«
    Ich ging bis zu einem kiesbestreuten Streifen zwischen zwei Gebäuden und setzte mich dort auf den Boden. »Hier ist es sicherer, aber immer noch nah genug.«
    Sie starrte mich an. »Das soll jetzt aber ein Witz sein, oder?«
    Ich zog die Jackenärmel über die Hände, um die Finger warm zu halten.
    »Du hörst allen Ernstes auf ihn?«
    »Bloß wenn er recht hat.«
    Sie ragte über mir auf. »Du lässt dich einfach so von einem Typen rumkommandieren? Lässt dir sagen, dass die Mädchen schön brav auf dem Hintern sitzen bleiben sollen, während die Männer eine Höhle zum Schlafen finden, vielleicht auch noch was zu essen für uns besorgen?«
    »Yep.«
    »Okay, ich aber nicht. Ich werde denen zeigen, dass ein Mädchen das genauso gut kann wie sie.«
    Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Mauer und schloss die Augen. Sie stapfte davon. Ich öffnete die Augen und verfolgte, wie sie sich entfernte.
    Derek hatte gesagt, wir sollten hierbleiben. Er hatte außerdem gesagt, ich sollte mich um sie kümmern. Unvereinbare Forderungen in diesem Moment. Ich wusste, dass er sagen würde, ich sollte Tori doch einfach vergessen und lieber auf mich selbst aufpassen. Aber das konnte ich nicht tun.
    »Warte«, rief ich, während ich hinter ihr hertrabte.
    »Wenn du mir jetzt vorheulen willst, dass Frankenstein sauer sein wird – spar’s dir einfach.«
    »Ich will nicht schon wieder streiten. Ich helfe dir, einen Platz zu finden. Wenn wir nicht zu weit gehen, kann Derek uns folgen.« Als sie auf den Gehweg hinaustrat, vergewisserte ich mich, dass meine Kapuze noch oben war, rannte dann hinterher und griff nach ihrem Ärmel. »Ruhige Straßen können wir nehmen, aber ich muss Leuten aus dem Weg gehen, so gut ich kann.«
    »Ich nicht. Ich bin ja nicht die mit den Stalkergeistern und dem Halbe-Million-Dollar-Kopfgeld.«
    »Nein, aber wenn die Edison Group wirklich entschlossen ist, uns zurückzuholen, können sie inzwischen an die Öffentlichkeit gegangen sein und nach uns suchen lassen. Wir müssen beide vorsichtig sein.«
    Wir erreichten das Ende der Straße. Als sie sich nach links wandte, hielt ich sie wieder zurück.
    »Hier lang«, ich zeigte zur dunkleren Seite der Straße. »Such nach einem ruhigen Platz in einem Gang. Der Wind kommt aus Norden, also sollten wir im Norden geschützt sein. Eine Ecke oder das Ende einer Gasse oder eine Türnische wären am besten, damit wir im Blick haben, wenn jemand kommt. Und je schlechter beleuchtet, desto besser, wir brauchen die Dunkelheit und die Abgeschiedenheit.«
    »Du bist genauso übel wie Derek, weißt du das eigentlich? Der einzige Unterschied ist, dass du netter rumkommandierst.«
    Allem Anschein nach war nettes Rumkommandieren eine brauchbare Strategie, denn sie versuchte nicht, zu verschwinden oder selbst das Kommando zu übernehmen, sondern kam einfach mit, als wir uns eine Möglichkeit nach der anderen ansahen.
    Hinter ein paar Geschäften fanden wir eine lange schmale Gasse mit einer Mauer auf der einen und einem stabilen, knapp zwei Meter hohen Zaun auf der anderen Seite.
    »Das hier sieht gut aus«, sagte ich.
    »Uh, yeah. Wenn man Oskar aus der Mülltonne

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