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Seelennacht

Seelennacht

Titel: Seelennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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ich zu dem Mädchen im Kampfanzug hinüber und rief Tori zu, sie sollte das Messer des narbigen Mädchens nehmen. Die dritte Klinge fand ich ein paar Schritte weiter und hob sie ebenfalls auf. Tori rannte bereits die Gasse entlang. Ich ignorierte den Schmerz in meinem Bein und stürzte hinterher, um sie einzuholen.
    »Hast du ihr Messer?«, fragte ich.
    »Warum? Du hast zwei.«
    »Deswegen hab ich nicht …«
    »Hey!«, schrie eine Stimme hinter uns. »Hey!«
    Ich warf einen Blick über die Schulter und sah das narbige Mädchen hinter uns herrennen, das Messer in der Hand.
Das
war der Grund gewesen, warum ich alle drei hatte mitnehmen wollen.

[home]
24
    I ch ließ eins der Messer in Toris Hand fallen und sagte ihr, sie solle rennen. Sie tat es. Sie stürmte voraus, und bei ihren langen Beinen fiel ich bald weit zurück – was nicht zu meinem Plan gehört hatte. Aber wir hatten genug Vorsprung. Wir mussten einfach nur …
    Ich sah mich nach unserer Verfolgerin um und übersah die Bordsteinkante. Ich stolperte, versuchte, mich zu fangen, aber das verletzte Knie gab unter mir nach, und ich landete auf allen vieren auf einem Grasstreifen neben der Straße. Ich grub die Finger in die Erde, versuchte, mich hochzustemmen, aber das Mädchen warf sich von hinten auf mich, und der Aufprall schlug mir den Atem aus den Lungen.
    Wir kämpften – wenn man mein wildes Fuchteln und Treten so nennen konnte. Sehr bald lag ich unter ihr auf dem Rücken, und sie hielt mich fest, das Messer an meiner Kehle. Jetzt hielt ich still.
    »I-ich …« Ich schluckte. »Es tut mir leid. Willst du meine Jacke? Meine Schuhe?«
    Ihr Gesicht verzog sich vor Widerwillen. »Du hast nichts, was ich will, Blondie.«
    Sie zerrte meine Kapuze nach unten und riss eine Handvoll Haar mit. Ich zuckte zusammen, verkniff mir aber einen Aufschrei.
    »Rote Strähnen?« Ein sarkastisches Auflachen. »Glaubst du, das macht dich tough? Oder cool?«
    »N-nein. Wenn du die Schuhe willst …«
    »Würden mir nie im Leben passen. Die Jacke von deiner Freundin hätte ich gewollt, aber die ist längst weg. Tolle Freundin hast du da. Hat sich nicht mal umgedreht.« Das Mädchen richtete sich auf, nahm das Messer aber nicht von meiner Kehle. »Es war ein Elektroschocker, stimmt’s?«
    »Was?«
    »Was sie da vorhin gemacht hat. Sie hat mich mit einem Elektroschocker erwischt und dann meine Mädels. Das hast du wahrscheinlich wahnsinnig komisch gefunden, was?«
    »N-nein. Ich …«
    »Ich hab gesagt, ich würde euch eine Lektion mitgeben, und weil du ja nichts hast, was ich will …«
    Sie hob das Messer, bis die Spitze zwei, drei Zentimeter über meinem Auge hing. Ich sah, wie die Klinge sich senkte, und rastete aus, wand und drehte mich, um mich zu befreien, aber sie hatte mich auf dem Boden festgenagelt, einen Arm über meinem Hals. Sie drückte mir die Luft ab, als ich zappelte, und ich konnte nichts weiter tun, als zuzusehen, wie die Messerspitze auf mein Auge zukam. Ein Wimmern drang mir aus der Kehle. Sie lachte und ließ das Messer sinken, bis die Klinge auf meinem Wangenknochen lag.
    Die Spitze drückte sich in die Haut. Ich spürte den ersten stechenden Schmerz, dann das heiße Tropfen von Blut auf meiner Wange.
    »Das hier ist kein Leben für hübsche Mädchen, Blondie. Ein niedliches kleines Ding wie du? Ich geb dir eine Woche, dann lässt dich irgendein Wichser anschaffen gehen. Ich? Ich hab Glück gehabt, ich brauch mir deswegen keine Gedanken zu machen.« Sie legte den Kopf zur Seite und zeigte mir ihre übel zugerichtete Wange. »Und jetzt tu ich dir einfach den gleichen Gefallen.«
    Das Messer biss wieder zu und drückte sich tiefer in meine Wange. Als mich der Schmerz durchdrang, schloss ich die Augen. Dann spürte ich, wie das Mädchen mit einem Fauchen blanker Wut von mir hochsprang.
    Als ich mich aufrappelte, wurde mir klar, dass es nicht
ihr
Fauchen gewesen war. Und sie sprang auch nicht von mir hoch. Sie segelte aufwärts, die Augen aufgerissen. Das Messer landete mit der Spitze voran in der Erde, als Derek sie in die Luft riss. Er schwenkte sie geradewegs auf die Mauer zu.
    »Nein!«, schrie ich. Ich glaubte, es sei zu spät, viel zu spät, aber im letzten Moment gewann er die Kontrolle zurück, so abrupt, dass er selbst ins Stolpern geriet. Das Mädchen trat und schlug um sich, und als ihr Fuß auftraf, schien Derek es nicht zu spüren. Er sah sich um, bemerkte den Zaun und wuchtete sie mit einem Grunzen hinüber. Sie landete mit einem

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