Seelenprinz
nieder. Und ich möchte, dass meine Neutralität im Kampf um die Krone von keiner Seite infrage gestellt wird…«
» Du kennst die Gegenspieler, nicht wahr?«
» Ich sage es ganz deutlich: Ich stehe hier auf keiner Seite, Rehvenge. Ich weiß nicht, wie ich es noch klarer ausdrücken kann– ich lasse mich nicht in diesen Krieg hineinziehen, weder von dir und deinem König noch von sonst irgendwem. Versuche nicht, mich zu drängen. Die gleiche Neutralität, die ich euch gegenüber wahre, wahre ich gegenüber allen anderen.«
Dabei fiel ihm ein, dass er vor Elan und Xcor geschworen hatte, ihre Identitäten geheim zu halten. Und das würde er auch tun – nicht, weil er glaubte, dass die Verschwörer ihm den Gefallen erwidern würden, sondern aus dem einfachen Grund, weil niemand wusste, wer diesen Krieg gewinnen würde. Und je nach Ausgang stand man danach entweder als Verräter oder als Held da und wurde ausradiert oder bejubelt. Ein solches Risiko wollte er nicht eingehen.
» Dann hat man also bei dir angeklopft.«
» Ich habe den Brief bekommen, den sie im Frühjahr verschickt haben, ja.«
» Und bei diesem Kontakt ist es geblieben?«
» Ja.«
» Du lügst mich an.«
Assail musste an einer Ampel halten. » Verehrter Leahdyre , was du auch sagst oder tust, es wird dir nicht gelingen, mich in diese Sache reinziehen.«
» Darauf würde ich mich nicht verlassen«, knurrte es aus dem Handy.
Und damit beendete Rehvenge das Gespräch.
Fluchend warf Assail sein Telefon auf den Beifahrersitz. Dann schlug er mit beiden Fäusten auf das Lenkrad.
Wenn er eines hasste, dann war es in die Streitigkeiten anderer hineingezogen zu werden. Es war ihm scheißegal, wer auf dem Thron saß oder die Glymera anführte. Er wollte einfach nur seine Ruhe haben, um Geld an den schwanzlosen Ratten da draußen zu verdienen.
War das denn so schwer zu verstehen?
Als die Ampel auf Grün umschaltete, trat er aufs Gas, obwohl er eigentlich gar kein bestimmtes Ziel hatte. Er fuhr einfach in irgendeine Richtung drauflos… und fand sich eine Viertelstunde später auf einer der Brücken über den Fluss wieder.
Aha, dann hatte sein Range Rover also beschlossen, ihn nach Hause zu fahren.
Als er am anderen Ufer ankam, meldete sich sein Handy. Beinahe hätte er es ignoriert, doch die Zwillinge waren unterwegs, um die neueste Ladung von Benloise unter die Leute zu bringen, und er wollte wissen, ob diese beschissenen Kleindealer nun doch noch aufgekreuzt waren, um sich ihr Kontingent zu holen.
Aber es war kein Anruf und auch keine SMS .
Der schwarze Audi hatte sich wieder in Bewegung gesetzt.
Assail trat aufs Gas, schnitt einen Sattelschlepper, der seiner Verärgerung mit einem lauten Hupen Luft machte, und pflügte über den schneebedeckten Mittelstreifen.
Er flog regelrecht zurück über die Brücke stadteinwärts.
Von seiner Warte aus brauchte Xcor das Fernglas, um seine Auserwählte richtig zu erkennen.
Der Wagen, in dem sie gefahren war, diese große schwarze Limousine, war nach der Brücke noch fünf, sechs Meilen weitergefahren, bevor er auf eine Landstraße Richtung Norden abzweigte. Ein paar Meilen weiter bog er dann ohne Vorwarnung in einen Feldweg ein, der beidseitig von winterfestem Gestrüpp eingefasst war. Schließlich blieb er vor einem Flachbau stehen, der nicht nur vollkommen schmucklos war, sondern nicht einmal Fenster oder eine Tür zu haben schien.
Er stellte scharf, als vorne zwei Vampire ausstiegen. Einen erkannte er sofort– sein Haar verriet ihn: Phury, Sohn des Ahgony, laut Gerüchten der neue Primal der Auserwählten.
Xcors schwarzes Herz begann zu klopfen.
Mehr noch, als er die zweite Gestalt erkannte: Es war der Krieger mit den verschiedenfarbigen Augen, mit dem er auf Assails Grund gerungen hatte, während der König entkam.
Beide nahmen Waffen zur Hand und blickten sich um.
Nachdem Xcor gegen den Wind stand und sonst niemand in der Nähe zu sein schien, konnte er davon ausgehen, dass die beiden ihr Vorhaben fortsetzen würden, solange die Auserwählte seinen Standort nicht preisgab.
Es hatte ganz den Anschein, als ob man sie in ein Gefängnis brachte.
Nur über seine Leiche.
Sie war eine Unschuldige in diesem Krieg, man hatte sie ruchlos benutzt ohne eigenes Verschulden– doch jetzt wurde sie offensichtlich dafür hingerichtet oder für den Rest ihres irdischen Daseins in eine Zelle gesperrt.
Oder auch nicht.
Er umfasste eine seiner Pistolen.
Die Nacht war perfekt, um sich dieser Sache
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