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Seelenprinz

Seelenprinz

Titel: Seelenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
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Er würde nicht zur alten Lebensart zurückkehren. Mittlerweile führte er ein anderes, sein eigenes Leben, und er ließ nicht zu, dass ihn die Verpflichtung, in die er hineingeboren worden war, als Erwachsener einengte.
    Kam überhaupt nicht infrage.
    Für Trez hatte sich alles geändert, seit Rehvenge diese heldenhafte Tat vollbracht und ihm und seinem Bruder den Arsch gerettet hatte. Damals hatte man ihn und iAm dazu verdonnert, sich mit dem Symphathen zu verbünden, außerhalb des Territoriums, um ihre Schuld zu verbüßen, und diese » erzwungene« Wiedergutmachung war sein Ticket in die Freiheit gewesen, der Ausweg, nach dem er immer gesucht hatte. Und obwohl es ihm leidtat, dass er seinen Bruder in diese Misere hineingezogen hatte, war die Folge, dass iAm mit ihm kommen musste. Besser hätte es im Grunde nicht laufen können. Die s’Hisbe zu verlassen und in die Außenwelt zu kommen war eine Offenbarung gewesen, eine erste, herrliche Kostprobe der Freiheit: Hier gab es kein Protokoll. Keine Regeln. Niemand saß einem im Nacken.
    Dabei hatte es ein Klaps auf den Handrücken sein sollen, weil er es gewagt hatte, die Grenzen des Territoriums zu überschreiten und mit Unkennbaren zu verkehren. Eine Bestrafung, damit er nicht noch einmal aus der Reihe tanzte.
    Ha!
    Seither hatte er im Stillen gehofft, dass ihn die zehn Jahre Umtriebe mit den Unkennbaren in den Augen der s’Hisbe verdorben hatten, ihn untauglich machten für die » Ehre«, die ihm bei seiner Geburt zuteilgeworden war. Dass man ihn zu dauerhafter Freiheit verdammte.
    Aber wenn sie den Hohepriester AnsLai schickten, hatte er dieses Ziel eindeutig verfehlt. Es sei denn, der Besuch diente dazu, ihm die Ehre abzuerkennen?
    Das hätte er allerdings sicher von iAm erfahren.
    Trez sah auf sein Handy. Keine Nachricht auf der Mailbox. Keine SMS . Er war schon wieder in Ungnade gefallen– es sei denn, iAm hatte entschieden, auf den ganzen Mist zu scheißen, und war zum Stamm zurückgekehrt.
    Verdammt…
    Als jemand gegen die Scheibe polterte, riss er nicht nur den Kopf herum, sondern zückte gleich noch die Pistole.
    Dann runzelte er die Stirn. Vor seinem Wagen stand ein Mensch so groß wie ein Einfamilienhaus. Er hatte zwar einen leichten Bierbauch, doch die kräftigen Schultern zeugten von regelmäßiger körperlicher Betätigung, und diese breite, unbewegliche Kieferpartie deutete auf die Sorte Arroganz hin, die vielen großen, dummen Tieren zu eigen war.
    Mit lautem, bullenartigem Schnauben aus weit geöffneten Nasenlöchern beugte er sich zum Auto herab und hämmerte gegen das Fenster. Mit einer fußballgroßen Faust, versteht sich.
    Nun, offensichtlich suchte er Aufmerksamkeit, und Trez war mehr als gewogen, sie ihm zu erteilen.
    Ohne Warnung stieß er die Tür auf, dem Kerl voll in die Nüsse. Als dieser rückwärtstaumelte und sich in den Schritt griff, richtete Trez sich zu voller Größe auf und steckte die Pistole hinten in den Hosenbund, sodass sie nicht zu sehen, aber leicht zu erreichen war.
    Als Mr Aggro sich genug erholt hatte, um aufzublicken, schien sein Enthusiasmus vorrübergehend verflogen zu sein. Trez hatte dem Kerl aber auch locker vierzig Zentimeter und mindestens vierzig, vielleicht fünfzig Kilo voraus. Trotz des Rettungsrings, den der Mensch um den Bauch hatte.
    » Suchst du nach mir?«, fragte Trez, so nach dem Motto: Möchtest du es dir vielleicht noch einmal anders überlegen?
    » Ja. Genau dir such ich.«
    Okay, dann hatte der Kerl also sowohl ein Problem mit der Grammatik als auch mit der Risikoeinschätzung. Vermutlich verhielt es sich mit dem Addieren und Subtrahieren einstelliger Zahlen ähnlich.
    » Müsste es nicht ›dich‹ heißen?«
    » Häh?«
    » Ich glaube, es heißt ›dich such ich‹, nicht ›dir‹.«
    » Du kannst mich mal. Wie klingt das?« Der Kerl kam näher. » Und halt dich von ihr fern.«
    » Von ihr?« Das engte den Personenkreis ein auf zirka Hunderttausend.
    » Meine Kleine. Sie will nix von dir und braucht dich nicht und fängt nix mehr mit dir an.«
    » Über wen reden wir? Ich brauche einen Namen.« Doch vielleicht half nicht einmal das.
    Statt zu antworten, schlug der Kerl zu. Vermutlich sollte es ein Überraschungsangriff sein, aber er holte so langsam und schwerfällig aus, dass man den Schlag untertiteln hätte können.
    Trez fing die Faust mit seiner Hand auf und umfasste sie wie einen Basketball. Dann wirbelte er den Fleischklops mit einer schnellen Drehung herum und hielt ihn fest – ein

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