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Seelenprinz

Seelenprinz

Titel: Seelenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
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fährst heim.«
    Anders als Trez hatte der Kerl kein kräftiges, trainiertes Herz– er schnaubte wie ein Güterzug. Doch so angstvoll wie seine blutunterlaufenen, wässrigen Augen zu ihm aufblickten, hatte er trotz Atemnot verstanden.
    » Und solltest du dich in irgendeiner Form an ihr vergreifen, solltest du ihr auch nur ein Haar krümmen, sollte irgendwer ihr Eigentum beschädigen«, Trez beugte sich zu ihm hinunter, » dann komme ich von hinten. Du wirst mich nicht bemerken, und du wirst nicht überleben, was ich dann mit dir anstelle. Das verspreche ich dir.«
    Ja, Schatten hatten ihre ganz eigene Art, ihre Feinde zu beseitigten, und obwohl er weniger fettes Fleisch wie Hühnchen oder Fisch bevorzugte, war er bereit, eine Ausnahme zu machen.
    Denn sowohl im Berufsleben als auch privat hatte er erlebt, wie häusliche Gewalt eskalierte. In vielen Fällen musste etwas Großes dazwischenkommen, damit die Spirale durchbrochen wurde– und zufällig passte diese Beschreibung auf ihn.
    » Nicke, wenn du mich verstanden hast.« Das Nicken folgte prompt, und Trez stieß dem Kerl die Waffe noch fester in den fleischigen Hals. » Jetzt schau mir in die Augen, dann siehst du, dass ich die Wahrheit sage.«
    Als Trez auf ihn niederblickte, pflanzte er ihm einen Gedanken direkt in die Hirnrinde, sodass er wie ein implantierter Mikrochip zwischen den Windungen saß. Auslöser wäre jede Schnapsidee bezüglich seiner Freundin. Wirkung wäre die tiefe Überzeugung, einen schnellen Tod zu finden, wenn er dem Gedanken folgte.
    Kognitive Verhaltenstherapie, die beste Methode, die es gab.
    Hundert Prozent Erfolgsquote.
    Trez sprang von dem Dickwanst runter und gab ihm die Gelegenheit, ein braver Junge zu sein. Der Kerl rappelte sich auf und schüttelte sich wie ein Hund, mit weit auseinandergestellten Beinen und flatterndem Shirt.
    Als er ging, hinkte er.
    Da bemerkte Trez das Schniefen.
    Er drehte sich um. Die Frau stand zitternd in der Kälte. Ihre aufreizende Kleidung war viel zu dünn für eine Dezembernacht, ihre Haut wirkte fahl, ihr Rausch schien verflogen– als hätte die Vierziger am Hals ihres Freundes eine ernüchternde Wirkung gezeigt.
    Mit verlaufener Wimperntusche sah sie ihrem Fettklops nach.
    Trez blickte in den Himmel und rang mit sich.
    Doch er konnte sie nicht allein auf dem Parkplatz stehen lassen– erst recht nicht, weil sie so wackelig auf den Beinen war.
    » Wo wohnst du, Babygirl?« Selbst ihm entging die Erschöpfung in seiner Stimme nicht. » Babygirl?«
    Sie sah ihn an, und ihr Gesicht hellte sich auf. » Noch nie hat sich jemand so für mich eingesetzt.«
    Okay, jetzt hätte er ihr am liebsten den Kopf in eine Mauer gerammt. Zufällig stand da eine direkt vor ihm.
    » Ich fahr dich heim. Wo wohnst du?«
    Als sie auf ihn zukam, musste Trez seinen Füßen befehlen, nicht wegzulaufen– und natürlich schmiegte sie sich an ihn. » Ich liebe dich.«
    Trez presste die Augen zu.
    » Komm«, sagte er, schälte sie von sich ab und führte sie zu seinem Auto. » Das wird schon wieder.«

35
    Mit klopfendem Herzen und wackligen Beinen näherte Layla sich der Klinik. Zum Glück wurde sie von Qhuinn und Phury gestützt.
    Doch dieses Mal machte sie dort eine vollkommen andere Erfahrung– dank der Anwesenheit des Primals. Als die Eingangstür zur Seite glitt, wurden sie von einer Schwester empfangen und sofort nach hinten in einen anderen Teil der Klinik geleitet.
    Im Untersuchungszimmer sah sich Layla um und stutzte. Was … war das? Goldgerahmte Gemälde hingen in regelmäßigen Abständen an hellen, seidenbespannten Wänden. Hier gab es keine klinische Untersuchungsliege wie die, auf der sie in der vergangenen Nacht gesessen hatte. Stattdessen stand da ein Bett mit eleganter Steppdecke und haufenweise dicken Kissen. Statt stählernem Waschbecken und funktionellen weißen Schränken verdeckte hier ein kunstvoll bemalter Paravent eine Ecke des Raumes – in der, wie sie vermutete, die medizinischen Instrumente von Havers aufbewahrt wurden.
    Oder hatte man sie in die Privatgemächer des Arztes geschickt?
    » Er wird jeden Moment bei Euch sein«, erklärte die Schwester, lächelte Phury an und verbeugte sich. » Darf ich Euch etwas anbieten? Kaffee oder Tee?«
    » Den Arzt, sonst nichts«, antwortete der Primal.
    » Sofort, Eure Exzellenz.«
    Sie verbeugte sich erneut und eilte von dannen.
    » Komm, wir helfen dir aufs Bett«, sagte Phury.
    Layla schüttelte den Kopf. » Seid Ihr sicher, dass wir hier richtig

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