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Seelenprinz

Seelenprinz

Titel: Seelenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
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bewunderst, mir freundlicherweise mitteilen würde, ob du sie auch wirklich ansiehst, wäre das super.«
    » Mit Vergnügen«, meinte Phury.
    » Ich höre nichts, Doc. Und ich warte ungern.«
    » Euer…« Havers sah Layla aus zerbrochenen Brillengläsern in die Augen. » Euer Kind…«
    Fast wünschte Layla, Qhuinn hätte diesen Blickkontakt nicht erzwungen. Es war schon schwer genug, von ihrem Schicksal zu erfahren, ohne dabei diesen Arzt sehen zu müssen, der sie so schlecht behandelt hatte.
    Andererseits, wer sagte denn, dass sie Havers’ Blick erwidern musste?
    Also sah sie stattdessen Qhuinn in die Augen, als Havers endlich sagte: » Ihr verliert Euer Kind.«
    An diesem Punkt verschwamm ihre Sicht, was wohl hieß, dass sie weinte. Doch sie spürte es nicht. Es war, als wäre ihre Seele aus ihrem Körper gespült worden. Alles, was sie belebt und mit der Welt verbunden hatte, war fort, als wäre es nie da gewesen.
    Qhuinn zeigte keinerlei Regung. Er blinzelte nicht. Er rührte sich nicht, auch nicht seine Dolchhand.
    » Gibt es aus medizinischer Sicht irgendetwas, das getan werden kann?«, erkundigte Doc Jane sich.
    Havers wollte den Kopf schütteln, erstarrte jedoch, als sich die scharfe Dolchspitze in seinen Hals bohrte. Blut rann aus der Wunde in den gestärkten Hemdskragen und harmonierte mit der roten Fliege.
    » Soweit mir bekannt ist, nein«, sagte der Arzt heiser. » Jedenfalls nicht auf der Erde.«
    » Sag ihr, dass sie keine Schuld trägt«, forderte Qhuinn ihn auf. » Sag ihr, dass sie nichts falsch gemacht hat.«
    Layla schloss die Augen. » Wenn es denn stimmt…«
    » Bei Menschen ist das normalerweise der Fall, vorausgesetzt, es liegt kein Trauma vor«, bemerkte Doc Jane.
    » Sag es ihr«, schnauzte Qhuinn, und sein Arm begann leicht zu zittern, als stünde er kurz davor, diesem Gewaltakt ein Ende zu setzen.
    » Es stimmt«, krächzte Havers.
    Layla sah den Arzt an und suchte hinter den kaputten Gläsern seine Augen. » Nichts?«
    Havers redete hastig: » Der spontane Schwangerschaftsabbruch tritt bei schätzungsweise jeder dritten Schwangerschaft auf. Ich denke, dass er wie beim Menschen durch ein Selbstregulierungssystem ausgelöst wird, um Defekte unterschiedlichster Art zu vermeiden.«
    » Aber ich bin definitiv schwanger«, erklärte sie matt.
    » Ja. Das belegen Eure Bluttests.«
    » Besteht Gefahr für ihre Gesundheit, wenn das hier weitergeht?«, erkundigte Qhuinn sich.
    » Seid Ihr der Whard ?«, platzte es aus Havers heraus.
    Phury meldete sich zu Wort: » Er ist der Vater des Kindes. Also behandle ihn mit dem gleichen Respekt, den du mir entgegengebracht hättest.«
    Dem Arzt fielen beinahe die Augen aus dem Kopf, und seine Brauen hoben sich über die zerbrochene Brille. Merkwürdigerweise zeigte Qhuinn in diesem Moment zum ersten Mal eine leichte Reaktion – es war nur ein Zucken, ehe erneut dieser aggressive Ausdruck auf sein Gesicht trat.
    » Antworte mir«, bellte Qhuinn. » Besteht Gefahr für sie?«
    » I-ich …« Havers schluckte. » In der Medizin ist nichts garantiert. Aber im Allgemeinen würde ich sagen, nein – sie ist in jeder anderen Hinsicht gesund, und der Abgang scheint den gewöhnlichen Verlauf zu nehmen. Außerdem …«
    Während der Doktor weitersprach und dabei lange nicht mehr so geschliffen klang wie in der Nacht zuvor, klinkte Layla sich aus.
    Alles trat in den Hintergrund, ihr Gehör verabschiedete sich, zusammen mit jeglichem Temperaturempfinden, dem Bett unter ihr, den anderen Leuten im Raum. Das Einzige, was sie wahrnahm, waren die verschiedenfarbigen Augen von Qhuinn.
    Und während er dem Arzt den Dolch an die Gurgel hielt, hatte sie nur einen Gedanken.
    Obwohl sie einander nicht liebten, war er genau der Typ, den sie sich als Vater für ihr Kind gewünscht hätte. Seit sie sich für die wirkliche Welt entschieden hatte, musste sie lernen, wie rau das Leben sein konnte, wie sich andere gegen einen verschwören konnten– und dass man bisweilen viel Durchsetzungsvermögen brauchte, um nicht unterzugehen.
    Letzteres hatte Qhuinn im Überfluss.
    Er war ein großer, furchteinflößender Beschützer, und genau das brauchte eine Frau, wenn sie schwanger war oder einen Säugling zu umsorgen hatte.
    Das und seine Großherzigkeit verliehen ihm in ihren Augen etwas Edles.
    Unabhängig von seiner Augenfarbe.
    Fast fünfzig Meilen südlich der Klinik, wo sich Havers vor Angst fast in die Hose machte, saß Assail hinter dem Steuer seines Range Rover und schüttelte

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