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Seelenprinz

Seelenprinz

Titel: Seelenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
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Sola probierte es erst gar nicht mit der Klinke, sondern holte gleich den Dietrich raus. Benloise hatte zwei Ticks: Sauberkeit und Sicherheit. Wobei sie den Eindruck hatte, dass Letztere in Bezug auf die Galerie entscheidender war als in seinem Privathaus. Denn unter diesem Dach gab es nur Kunst, die bis auf den letzten Penny versichert war. Und ihn selbst natürlich, tagsüber– umgeben von einer Horde bewaffneter Bodyguards.
    Vermutlich verbrachte er deshalb seine Nächte in der Stadt. Auf diese Weise blieb die Galerie nie unbewacht– nach Feierabend war er da, tagsüber das Personal, das seinen legalen Geschäften nachging.
    Als Fassadenkletterer zog Sola es jedenfalls vor, in leere Häuser einzudringen.
    Deshalb tüftelte sie jetzt am Türschloss herum, bis es aufsprang, und schlüpfte ins Schlafzimmer. Als sie einmal tief durchatmete, roch sie, dass die Luft geschwängert war vom Tabak und dem herben Eau de Cologne von Benloise.
    Bei diesem Gemisch musste sie unwillkürlich an Schwarz-Weiß-Filme mit Clark Gable denken.
    Die Vorhänge waren geschlossen, die Lampen aus, es war stockdunkel in dem Raum. Doch sie hatte ihn bei der Party fotografiert, und Benloise war nicht der Typ, der seine Möbel verrückte. Ganz im Gegenteil: Jedes Mal, wenn ein neues Stück in der Galerie aufgestellt wurde, spürte sie förmlich, wie er sich innerlich wand.
    Angst vor Veränderung ist eine Schwäche, pflegte ihre Großmutter zu sagen.
    Ihr erleichterte es jedenfalls die Arbeit.
    Jetzt bewegte sie sich langsamer, zehn Schritte geradeaus in die Mitte des Raumes. Das Bett würde nun links von ihr an der Längswand stehen und ebenfalls zur Linken wären der bogenförmige Durchgang zum Bad und die Türen des begehbaren Schranks. Vor ihr lagen die breiten Fenster zum Garten. Rechts von ihr müssten sich eine Kommode, ein Schreibtisch und ein paar Sessel befinden, außerdem der Kamin, der nie benutzt wurde, weil Benloise den Geruch von Holzrauch verabscheute.
    Die Alarmanlage hing zwischen dem Eingang zum Bad und dem prunkvollen Kopfbrett des Bettes, neben einer Lampe, einen Meter entfernt von einem Beistelltischchen.
    Sola wandte sich nach links. Vier Schritte. Tastete nach dem Fußende des Bettes, fand es.
    Seitenschritt, eins, zwei, drei. Entlang der Längsseite des Bettes. Ausfallschritt, vorbei an Tisch und Lampe.
    Sie streckte die linke Hand aus…
    Und da war sie, die Alarmanlage, genau an dem Fleck, an dem sie sie erwartet hatte.
    Sola klappte die Abdeckung hoch und steckte sich eine Stiftlampe zwischen die Zähne, um die Schaltkreise zu beleuchten. Dann holte sie weitere Gerätschaften aus ihrem Rucksack: Sie verband Drähte und unterbrach das Signal, dann installierte sie mithilfe eines kleinen Laptops und eines Programms, das ein Freund von ihr entwickelt hatte, eine Dauerschleife innerhalb des Alarmsystems. Solange der Router angeschlossen war, würden die von ihr aktivierten Bewegungsmelder nicht anschlagen.
    Die Alarmanlage würde keine Unregelmäßigkeiten registrieren.
    Sie ließ den Laptop stehen und ging aus dem Zimmer, raus in den Flur und die Treppe runter ins Erdgeschoss.
    Das Haus war von oben bis unten durchgestylt, allzeit bereit, für ein Einrichtungsmagazin fotografiert zu werden– obwohl Benloise natürlich niemals zugelassen hätte, dass Bilder seiner Privaträume an die Öffentlichkeit kamen. Auf leisen Sohlen durchquerte sie das Foyer und den Salon zur Linken und ging in sein Arbeitszimmer.
    Während sie durch das Halbdunkel tappte, hätte sie gern den weißen Parka und die Skihose ausgezogen– die Sache in ihrem schwarzen Bodysuit abzuziehen, hätte nicht nur das Klischee erfüllt, es wäre auch praktischer gewesen. Doch dazu fehlte ihr die Zeit, und ihre Sorge war eher, sie könnte draußen in der Winterlandschaft auffallen als hier in diesem menschenleeren Haus.
    Das Arbeitszimmer von Benloise war wie alles andere unter diesem Dach mehr hübsche Kulisse denn funktionell. Aber er benutzte diesen großen Schreibtisch ja auch nicht oder saß auf dem thronartigen Sessel oder las einen der ledergebundenen Bände aus dem Regal.
    Allerdings schritt er das Zimmer ab. Ein Mal am Tag.
    In einem vertraulichen Moment hatte er ihr erzählt, dass er jeden Abend, bevor er das Haus verließ, einmal durch die Räume schlenderte und all seine Besitztümer betrachtete, um sich die Schönheit seiner Sammlung und seines Hauses bewusst zu machen.
    Daraus– und wegen ein paar anderer Dinge– hatte Sola schon vor Langem

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