Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenprinz

Seelenprinz

Titel: Seelenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
Vom Netzwerk:
tief in Gedanken versunken. Als hätte er persönliche Nachrichten erhalten, die ihn verstörten.
    Also hielt Blay sich im Hintergrund, als sein Kumpel in die entgegengesetzte Richtung ging, den Flur mit den Statuen hinunter, zweifellos zu seinem Zimmer.
    Offensichtlich fanden auch im Leben anderer gerade erhebliche Umwälzungen statt.
    Super.
    Leise fluchend ließ Blay seinen Freund in Ruhe und nahm seine sinnlose Wanderung wieder auf… und wartete.
    Viele Meilen weiter südlich, in West Point, machte Sola sich bereit, in den ersten Stock der Villa von Ricardo Benloise einzusteigen, und zwar durch das Fenster am Ende des großen Gangs. Ihr letzter Besuch in diesem Haus lag Monate zurück, aber sie baute darauf, dass der Sensor, den sie behutsam manipuliert hatte, ihr noch immer gewogen war.
    Zwei Dinge waren entscheidend für einen erfolgreichen Einbruch, ob in ein Haus, Gebäude, Hotel oder Institut: Planung und schnelles Handeln.
    Beides beherrschte sie in Vollendung.
    Sie hing an dem Draht, den sie am Dach verankert hatte, zog ein kleines Gerät aus der Innentasche ihres Parkas und hielt es rechts an das zweigeteilte Schiebefenster. Dann schickte sie ihr Signal los und blickte gespannt auf das kleine rote Licht auf dem Display. Wenn es aus irgendeinem Grund nicht umschlug, musste sie durch eines der seitlich gelegenen Dachfenster einsteigen, was wirklich nervig gewesen wäre…
    Das Licht schaltete geräuschlos auf Grün. Mit einem Lächeln holte sie weiteres Werkzeug hervor.
    Sie nahm einen Saugnapf und drückte ihn in die Mitte der Scheibe, direkt unter dem Fensterriegel, dann fuhr sie mit einem Glasschneider um den Rand herum. Ein kurzes Drücken, schon war ein Loch für ihren Arm entstanden.
    Sie ließ das kreisrunde Stück Glas auf den Orientteppich unter dem Fenster fallen, ertastete den Messingriegel, löste ihn und schob den oberen Fensterrahmen hoch.
    Warme Luft strömte ihr einladend entgegen, so als freute sich das Haus über ihre Rückkehr.
    Ehe sie sich hineingleiten ließ, sah sie noch einmal nach unten. Zur Auffahrt. Lehnte sich zurück, um in den Garten hinter dem Haus zu spähen.
    Denn sie fühlte sich beobachtet. Nicht so sehr auf der Fahrt in die Stadt, eigentlich erst, seit sie ihr Auto geparkt und die Skier angeschnallt hatte. Doch da war niemand– zumindest war niemand zu sehen–, und obwohl Achtsamkeit für diesen Teilbereich ihrer Arbeit unerlässlich war, kostete eine Paranoia nur wertvolle Zeit.
    Sie musste sich zusammenreißen.
    Also wandte sich sich wieder dem Fenster zu, hielt sich mit behandschuhten Händen fest und schob ihren Hintern ins Haus. Gleichzeitig lockerte sie den Zug am Draht, um Spiel zu haben. Sie landete geräuschlos, nicht nur dank des Läufers, der durch den langen Flur verlief, sondern auch wegen ihrer weich besohlten Schuhe.
    Lautlosigkeit war ein weiteres wichtiges Kriterium für das Gelingen ihrer Arbeit.
    Einen Moment lang blieb sie stehen und lauschte. Im Haus war es still– doch das musste nichts heißen. Sola war sich ziemlich sicher, dass die Alarmanlage von Benloise geräuschlos anschlug, und das Signal ging ganz bestimmt nicht an die Polizei: Benloise kümmerte sich um Probleme lieber privat. Und dazu standen ihm genügend Gorillas zur Verfügung.
    Glücklicherweise war sie ein Profi, und Benloise und sein Schlägertrupp kamen erst kurz vor Sonnenaufgang nach Hause– schließlich führte er das Leben eines Vampirs.
    Aus irgendeinem Grund musste sie bei diesem Wort an den Typen denken, der sie an ihrem Wagen erwartet hatte und dann wie von Geisterhand verschwunden war.
    Verrückt. Das erste Mal seit Urzeiten, dass jemand ihr Interesse weckte. Nach diesem Zusammenstoß überlegte sie ernsthaft, ob sie weitere Besuche bei diesem Glaskasten am Fluss unterlassen sollte– auch wenn der Grund für diese Überlegung eher merkwürdig war: Denn es lag nicht daran, dass sie fürchtete, körperlichen Schaden zu nehmen, schließlich konnte sie sich bestens verteidigen.
    Nein, sie fühlte sich auf seltsame Weise zu ihm hingezogen.
    Und das war gefährlicher als jede Schusswaffe, jedes Messer und jede Faust, wenn es nach ihr ging.
    Mit kleinen, federnden Schritten joggte Sola über den Läufer auf das Schlafzimmer von Benloise zu, das nach hinten rausging. Das Haus roch wie in ihrer Erinnerung, nach altem Holz und Möbelpolitur, und sie wusste auch, dass sie sich links halten musste. Hier knarzte es nicht.
    Die schwere Holztür zum Schlafzimmer war geschlossen.

Weitere Kostenlose Bücher