Seelenprinz
bewacht von zwei Kerlen, die massiv und undurchdringlich wirkten wie eine tragende Wand. Doch genau wie der Wachmann im Erdgeschoss öffneten sie ihm unverzüglich die Tür und nickten respektvoll.
Dahinter saß Benloise am anderen Ende eines langen, schmalen Raums mit Fenstern auf einer Seite und nur drei Möbelstücken: einem erhöhten Schreibtisch, nicht mehr als eine mächtige Teakholzplatte mit einer modernen Lampe und einem Aschenbecher darauf, ein Sessel von moderner Machart und eine weitere Sitzgelegenheit ihm gegenüber für einen einzelnen Besucher.
Genauso wie seine Umgebung war auch Benloise: aufgeräumt, dienstbeflissen und klar strukturiert im Denken. Er bewies, dass die Prinzipien des Managements und die personelle Führungskompetenz eines Geschäftsführers auch im Drogenhandel entscheidend waren, wollte man Millionen erwirtschaften – und diese auch behalten.
» Assail. Wie geht es Ihnen?« Der kleine Mann stand auf und streckte ihm die Hand entgegen. » Welch unerwartete Freude.«
Assail ging auf ihn zu, schüttelte ihm die Hand und wartete nicht auf die Aufforderung, sich zu setzen.
» Was kann ich für Sie tun?«, fragte Benloise und nahm selbst wieder Platz.
Gemächlich zog Assail eine kubanische Zigarre aus der Innentasche, kappte das hintere Ende, beugte sich vor und legte den Schnipsel vor sich auf den Tisch.
Benloise zog ein Gesicht, als hätte man ihm aufs Bett gemacht, und Assail lächelte, dass man fast die Fänge sah. » Es geht darum, was ich für Sie tun könnte.«
» Ach ja?«
» Ich habe immer Wert auf meine Privatsphäre gelegt und ein zurückgezogenes Leben geführt.« Assail steckte den Zigarrencutter weg, holte sein goldenes Feuerzeug heraus und ließ eine Flamme emporzüngeln. Dann beugte er sich vor und paffte an der Zigarre, bis eine beständige Glut erzeugt war. » Aber vor allen Dingen bin ich Geschäftsmann und betätige mich in einer gefährlichen Branche. Dementsprechend betrachte ich jedes Eindringen auf mein Grundstück und jegliche Verletzung meiner Anonymität als einen Akt der Aggression.«
Benloise lächelte aalglatt und lehnte sich in seinem thronartigen Sessel zurück. » Das verstehe ich selbstverständlich, aber warum meinen Sie, mich darauf hinweisen zu müssen?«
» Wir unterhalten eine Beziehung, von der wir beide profitieren, und es ist mein ausdrücklicher Wunsch, sie aufrechtzuerhalten.« Assail paffte an seiner Zigarre und stieß eine Wolke dunkelblauen Rauchs aus. » Deshalb möchte ich Ihnen den gebührenden Respekt zollen. Bevor ich also tätig werde, sage ich Ihnen in aller Klarheit: Ungeladene Gäste auf meinem Grund und Boden werde ich nicht nur eliminieren, ich werde sie bis zu ihren Auftraggebern zurückverfolgen…«– wieder ein Zug an der Zigarre– » und alles Notwendige tun, um meine Privatsphäre zu verteidigen. Drücke ich mich deutlich genug aus?«
Benloise senkte die Brauen, und seine dunklen Augen funkelten arglistig.
» Ist das klar?«, flüsterte Assail.
Es gab natürlich nur eine Antwort. Vorausgesetzt, dieser Mensch wollte noch ein wenig länger leben als bis zum nächsten Wochenende.
» Wissen Sie, Sie erinnern mich an Ihren Vorgänger«, sagte Benloise mit südamerikanischem Akzent. » Sind Sie dem Reverend je begegnet?«
» Wir verkehrten in ähnlichen Kreisen, ja.«
» Er fand ein gewaltsames Ende. Vor ungefähr einem Jahr. Sein Club wurde in die Luft gesprengt.«
» Unfälle passieren.«
» Die meisten zu Hause, habe ich gehört.«
» Das sollten Sie im Kopf behalten.«
Assail sah seinem Gegenüber in die Augen, und Benloise senkte als Erster den Blick. Der wichtigste Drogenimporteur und Großhändler der Ostküste räusperte sich und fuhr mit der Hand über den glänzenden Tisch, als spürte er die einzelnen Fasern, die sich durch das Teakholz zogen.
» Unsere Branche«, sagte Benloise, » ist ein empfindliches Ökosystem, das trotz robuster Einkommensströme behutsamer Pflege bedarf. Stabilität ist kostbar und äußerst erstrebenswert für Männer wie Sie und mich.«
» Ich stimme Ihnen zu. Aus diesem Grund werde ich zum Ende der Nacht die Anzahlung tätigen, wie wir es vereinbart haben. Und wie immer komme ich in Treu und Glauben zu Ihnen und werde Ihnen keinen Anlass liefern, an mir oder meinen Absichten zu zweifeln.«
Benloise lächelte erneut sein aalglattes Lächeln. » Das klingt ja fast, als hielten Sie mich verantwortlich für das«, und damit wedelte er abfällig mit der Hand, » was Sie da
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