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Seelenprinz

Seelenprinz

Titel: Seelenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
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noch verschlossen und sperrten die bereits angebrochene Nacht aus.
    Er dachte an all das Glas im Haus und wusste, dass die meisten Vampire diese Behausung indiskutabel gefunden hätten. Viele würden keinen Fuß über diese Schwelle setzen.
    Das Risiko in den Tagesstunden wäre ihnen zu groß.
    Doch Assail hatte sich noch nie den Konventionen gebeugt, und von den Gefahren, die das Leben in einem derart lichtdurchlässigen Haus mit sich brachte, durfte man sich nicht einschränken lassen, man musste sie anpacken.
    Er stand auf, ging zum Computer auf dem Schreibtisch, meldete sich an und rief das Überwachungssystem auf, das nicht nur das Haus, sondern das gesamte Grundstück überblickte. In den frühen Stunden des Tages hatte der Alarm wiederholt angeschlagen, jedoch keinen drohenden Angriff gemeldet, sondern Aktivitäten, die das Überwachungssystem herausgefiltert hatte.
    Um ehrlich zu sein, fehlte ihm die Energie, übermäßig besorgt zu sein, ein unerfreuliches Zeichen dafür, dass er sich nähren musste…
    Assail sah sich den Bericht an und stutzte.
    Na, das war ja wirklich interessant.
    Genau aus diesem Grund hatte er all diese Kontrollmechanismen installiert.
    Auf den Bildern, die von den hinteren Kameras eingespeist worden waren, sah man eine Gestalt in weißer Tarnkleidung. Sie fuhr auf Langlaufskiern durch den Wald und näherte sich seinem Haus aus nördlicher Richtung. Der Eindringling hielt sich die meiste Zeit versteckt zwischen den Kiefern und beobachtete das Haus ungefähr neunzehn Minuten lang von verschiedenen Punkten aus , bevor er den Wald in westlicher Richtung verließ, über das Nachbargrundstück fuhr und aufs Eis ging. Zweihundert Meter weiter blieb er stehen, holte erneut sein Fernglas heraus und blickte auf Assails Haus. Dann umkreiste er die Halbinsel, die in den Fluss ragte, tauchte erneut in den Wald ein und verschwand.
    Assail beugte sich auf den Monitor zu und spielte die Sequenz noch einmal ab. Er zoomte sich an die Gestalt heran, um das Gesicht zu erkennen– doch leider war das nicht möglich. Der Mann trug eine Sturmhaube mit Aussparungen für Augen, Nase und Mund. Da er einen dicken Parka und eine Skihose trug, war er also vollkommen eingemummt.
    Es gab nur zwei Parteien, die sich für ihn interessieren konnten, und da der Besuch tagsüber stattgefunden hatte, schied die Bruderschaft aus: Wrath würde niemals einen Menschen einsetzen, es sei denn als letzte Notlösung bei einem Nahrungsengpass, und kein Vampir ertrug so viel Sonnenlicht, ohne sich in eine brennende Fackel zu verwandeln.
    Blieb nur jemand aus der Menschenwelt. Im Grunde gab es nur einen Mann, der ein Interesse und die Mittel hatte, ihn und seine Umgebung auszuspionieren.
    » Herein«, sagte er, kurz bevor es klopfte.
    Er machte sich nicht die Mühe, vom Computer aufzublicken, als die zwei Vampire das Zimmer betraten. » Wie habt ihr geschlafen?«
    Eine vertraute, tiefe Stimme antwortete: » Wie die Toten.«
    » Schön für euch. Ein Jetlag kann ganz schön lästig sein, habe ich gehört. Wir hatten heute Morgen übrigens Besuch.«
    Assail lehnte sich zur Seite, damit seine beiden Partner die Aufzeichnungen sehen konnten.
    Es war sonderbar, Mitbewohner zu haben, aber an ihre Gegenwart würde er sich gewöhnen müssen. Er war allein nach New York gekommen und wollte es eigentlich auch bleiben, aus einer Reihe von Gründen. Doch der Erfolg in seinem Geschäft erforderte das Engagement von Helfern– und Familienangehörige waren nun einmal die Einzigen, denen auch nur annähernd zu trauen war.
    Außerdem brachten diese beiden einen einzigartigen Vorteil mit sich.
    Seine Cousins waren eine echte Rarität unter den Vampiren: Sie waren eineiige Zwillinge. Wenn sie identisch gekleidet waren, ließen sie sich einzig an einem kleinen Muttermal hinter dem Ohrläppchen unterscheiden. Davon abgesehen glichen sie einander wie ein Ei dem anderen, von den Stimmen über die dunklen, argwöhnischen Augen bis hin zum muskulösen Körperbau.
    » Ich muss los«, erklärte Assail. » Wenn unser Besucher wiederkommt, erweist ihm unsere Gastfreundschaft, okay?«
    Ehric, der ein paar Minuten älter war als sein Bruder, sah ihn an, und sein Gesicht wurde von den Lampen um den Bettsockel beleuchtet. Solch Niedertracht in diesen ebenmäßigen Zügen– der Eindringling konnte einem fast schon leidtun. » Es wird uns ein Vergnügen sein, das versichere ich dir.«
    » Haltet ihn am Leben.«
    » Aber selbstverständlich.«
    » Das ist ein

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